ÖKO-L 1987/4

Abb. 3 Abb. 5 Auswirkungen auf den Wasserhaushalt Es besteht kein Zweifel (und das wurde auch durch das EKW-Gutachten von Univ.-Prof. PECHLANER, Innsbruck, bestätigt), daß durch die Realisierung des Projektes ein derzeit weitgehend intaktes und funktionierendes Flußökosystem in seinem zentralsten Teil auf einer Länge von 20 km weitgehend zerstört wird und in das ganze biotische und abiotische Gefüge eingegriffen wird. Durch die auf eine Restwassermenge von 1m3/ sec im Sommer (bisher ca. 6 m3/ sec im Jahresdurchschnitt) und 0,5 m3/ sec im Winter reduzierte Wasserführung und die damit verminderte Fließgeschwindigkeit sind Auswirkungen auf die Organismenvielfalt, die Wasserqualität und die Geschiebeführung zu erwarten. Ebenso werden die Restwasser sehr tiefe Temperaturen aufweisen (4 ° C 4 mit Kaskaden, Tümpeln, Katarakten, mehrere bemerkenswerte Wasserfälle und markante Felsengen. Ihr besonderer landschaftlicher Reiz und hoher Erlebniswert wird immer wieder hervorgehoben. Das Kraftwerksprojekt würde nicht nur zahlreiche wertvolle Biotope und Naturschöpfungen im Range von Naturdenkmälern zerstören, sondern auch zum weitgehenden Verlust dieser bedeutendsten Landschaftsteile führen . Abb. 3, 4, 5 u. 6: Die Bilder zeigen Ausschnitte des mäandrierenden Reichramingbaches mit seinen Sand- und Schotterbänken und seinem ursprünglichen Uferbewuchs, wi e er in dieser eindrucksvollen Ausprägung nur noch sehr selten anzutreffen ist. Sämtliche abgebildeten Abschnitte würden bereits bei der Realisierung der ersten Ausbaustufe (Sperre Kaiblingmauer) verschwinden. Abb. 4 an der Austrittsstelle bei der Kaiblingmauer) . Es muß weiters befürchtet werden, daß die zufließende Wassermenge auch in Regeljahren nicht ausreichen könnte, um beide Speicherseen bis zum 1. Juli gänzlich zu füllen . Es sind auch genügend Beispiele bekannt, wo vor allem in trockenen Sommermonaten die Restwassermengen nicht eingehalten werden, so daß gänzlich ausgetrocknete Bachleichen zurückbleiben (Abb. 20). Auswirkungen auf Flora und Fauna Das Österreichische Institut für Umweltwissenschaften kommt im bekannten „Wolkinger-Gutachten" zu folgendem Schluß : ,,A us zoo logischer Sicht stellt das Reichraminger Hintergebirge ein biogenetisches Reservoir von . hohem Rang dar, in dem zwar Seltenheiten und Besonderheiten fast Abb. 6 f ehlen, wo aber dafur zahlreiche gefährdete und bedrohte Kleintiere noch anzutreffen sind und eine Überlebenschance besitzen." Man muß hier die grundsätzliche Frage stellen, ob der Mensch ein unbeschränktes Recht hat, durch radikale Eingriffe in die Umwelt immer mehr Arten von Tieren und Pflanzen die Existenzgrundlage zu entziehen und ihr Aussterben herbeizuführen. Und die Überstauung ausgedehnter Bach- und Aulandschaften ist ein solcher Eingriff. Insbesondere bei Speicherbetrieb mit starken Niveauschwankungen entsteht rund um den Stausee eine breite „tote Zone", die das natürliche Ineinandergreifen von Wasser und Vegetation unterbricht und den meisten Kleintieren den Wechsel von einem in das andere Element erschwert oder unmöglich macht. ÖKO·L 9/ 4 (1987)

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