ÖKO-L 1987/4

Nur wenige der jetzt im unmittelbaren Bachbereich lebenden Tiere und Pflanzen können unter den Bedingungen des Speicherstaubetriebes weiter existieren, es träte eine starke biotische Degradierung des Biotops ein. Nur einige Arten Wasservögel würden davon profitieren, und zwar gerade die wenigen Arten, die ohnehin durch die vielen Stauseen bereits sehr begünstigt sind und sich entsprechend vermehrt haben. Besonders erwähnt wird in dem Gutachten die Dichte des Vorkommens von Tier- und Pflanzenarten, die in den meisten Gebieten schon selten geworden oder gar ausgestorben sind. Gerade diese Dichte ist enorm wichtig für das Überleben der Arten , weil unterhalb einer gewissen kritischen Dichte der Fortpflanzungsprozeß abreißt und das Aussterben unaufhaltsam ist. Es genügt nicht, nur kleine, weit voneinander entfernte Bio-Inseln aus der Nutzung auszusparen, sondern es müssen auch einzelne große, zusammenhängende Gebiete erhalten werden. Besonderheiten der Flora sind Frauenschuh, Ungarischer Enzian, Eisenhut, Feuerlilie, Türkenbund usw. Abb. 7: Türkenbund- Einzelblüte. Abb . 8: Blauer Ei senhut. Be ide Fotos: F. Schremmer ÖKO·L 9 / 4 ( 1987) Abb. 9: An Orchideen kommen im Hintergebirge neben dem Frauenschuh u. a. die Fliegen-Ragwurz, die Kugel-Orchis und die drei Waldvögeleinarten vor. Foto: G. Pils Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf alle erwähnenswerten Arten einzugehen - hier sind nur einige Streiflichter möglich: So ist z. B. die Flechten-Flora im Reichraminger Hintergebirge von außergewöhnlicher Vielfalt. Es wurden von Univ.-Prof. Dr. Türk etwa 170 Flechtenarten registriert. Dr. Türk schreibt in seinem Teilgutachten : ,, Der Bau des geplanten Kraftwerkes fuhrt zur Vernichtung der flechtenreichen, naturnah strukturierten Hang- und Schluchtwälder. Die meisten der hier als selten oder sehr selten eingestuften F/echtenarten werden aussterben, was einen unwiederbringlichen Verlust fur die FlechtenJlora Österreichs bedeutet. " Über die Tierwelt schreibt Dr. Gepp vom Institut für Umweltwissenschaften: ,, Die Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs dokumen - tieren mit aller Deutlichkeit die Ver - luste, die in unserer Tierwelt bereits zu verzeichnen sind. 1 I4 Tierarten gelten als ausgestorben. Am bedroh1esten sind die Amphibien, alle 21 in Osterreich bekannten Arten stehen auf der Roten Liste, gefo lgt von den Reptilien, von denen 92 Prozent bedroht sind. Unter den Insekten sind die Bewohner von Feuchtbiotopen am gefährdetsten (ca. 60 Prozent). Abb. 10: lm Bereich der „Großen Klause" konnten zah lreiche gefährdete Amphibien und Reptilien der „ Ro ten Liste" festgestellt werden , wie: Bergunke, Erdkröte, Teichfrosch , Springfrosch , Feuersalamander, Teichmolch , Zauneidechse, Kreuzotter ... Als Bewohner von Stillwasserbereichen in Bächen tritt die österreichweit gefährdete Koppe in beachtlicher Dichte auf. Die Dichte an Insekten und Mollusken (Weichtiere) ist nirgends in vergleichbaren Gebieten so groß wie im Hintergebirge. Die Vielfalt an Großschmetterlingen ist nach Univ. -Prof. E. R. Reich! ebenfalls beachtlich. Neben Tagpfauenauge, Zitronenfalter, Großem und Kleinem Fuchs, Admiral, Kaisermantel , Schwalbenschwanz und Schachbrett gibt es hier auch seltene Arten wie Großen und KJeinen Eisvogel , Trauermantel , Schillerfalter und viele andere weniger auffallen - de, aber nicht weniger liebens- und lebenswerte Geschöpfe. Abb. 11: Di e Artenvielfalt der Tagfa lterfauna ist ebenfalls beachtlich. Dazu zählen - um nur einige zu ·nennen - Schwal - benschwanz, Schillerfalter, Kai sermantel , Großer und Kleiner Fuchs. 5

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