Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

112 Zdenek S i m e c e k gehenden Erörterung genügend hervorgehoben. Es überrascht auch nicht, daß vornehmlich begüterte FreistädterKaufleute dem Stadtrat einen Kredit gewährten, denn diese haben wir als Lieferanten von steirischem Eisen nach Budweis kennengelernt. In gewisser Weise sprechen auch die Schuldverschreibungen des Gabriel Buerger für die Bedeutung des Eisenhandels, denn dieser erweitete eine alte (unbezahlte) Schuld aufeine Gesamtsumme von 1.750 Taler. Ihre Fälligkeit wurde mit zehn Jahren festgesetzt. Geld verliehen auch Peter Knoll (1.000 Taler auf zwei Jahre) und Eustach Attl (500 Taler auf ein Jahr) . 136 Die Anleihen waren mit einem Zinssatz in der Höhe von 6 % jährlich belastet. Auf die stets wichtige Rolle Passaus in Geldangelegenheiten weisen Darlehen hin, die in den 60er Jahren von Passauer Bürgern und vom Passauer Stadtrat gewährt wurden. Die erhaltene Korrespondenz über diese Darlehen betrifft Wolfgang Heill, Stefan Obsinger, Gilg Fischer und OrtolfFuchsperger. Ein weiteres Darlehen erhielt Budweis vom Krumauer Bürger Thomas Turek, von Heinrich Karl Barreit aus dem Vogtland, der sich zu jener Zeit in den Diensten der Herren von Neuhaus befand und insbesondere von Gewerken der umliegenden Silbergruben.137 Im Jahre 1566 war die Stadt gezwungen, bei benachbarten Adeligen neuerlich 1.650 fl aufzunehmen, um einer Forderung der Hofkammer in dieser Höhe nachkommen zu können.138 Den Akten ist zu entnehmen, daß der Stadtrat nicht mehr imstande war, die Rückzahlung der Schulden zu gewährleisten; allein durch die fälligen Zinsen wurde die Stadtkasse enorm belastet. Sicherlich auch aus diesem Grund finden wir die Budweiser Gemeinde nicht unter den Gläubigem des Wilhelm von Rosenberg, obwohl aus Städten die Herren von Freistadt, Salzburg, Passau, Iglau, Prachatitz, Wittingau, der Prager Neustadt und von Wien genannt werden.139 Diese Verschuldung steht im krassen Gegensatz zu den Erträgen der städtischenWirtschaftsbetriebe und den Gewinnen der Budweiser Bürger. Es müssen daher weitere Faktoren untersucht werden, durch die die wirtschaftliche Lage in der Stadt beeinflußt wurde. Es steht außer Zweifel, daß es zu einer Erhöhung des Preisniveaus gekommen ist. Solange wir jedoch die gegenseitigen Beziehungen der Preisrelation und des Mechanismus des Preissystems nicht kennen, ist es nicht möglich, die Frage zu beantworten, ob vielleicht nicht gerade hier die Wurzel des Prozesses zu finden ist, welcher zur Verarmung eines Teiles der Bürger führte, wobei wir schon wegen der eingeschränkten Quellenbasis die sozialen Verhältnisse der nicht vollberechtigten Bewohner der Stadt beiseite lassen müssen. Lief dieser Verarmungsprozeß rascher ab als etwa die Folgen der Vermögens-Differen116 Die Belege im Konzeptenbuch 1560-1561 (Sign. XII a 33), f. 17', 57, 59, 59'-60, 63', 64 und in den Akten der Chronologisch geordneten Registratur, Akten 1565-1567 137 Akten über die Anleihe in Chronologisch geordneter Registratur, Akten 1566 138 Siehe L. Kulikova, Zadluzeni Vilema z Rozmberka v letech 1589-1592 (Verschuldung Wilhelms von Rosenberg in den Jahren 1589-1592). In: Jihocesky sbornik historicky 54 (1985) 112-114 139 Siehe Ferdinand Tremel, Das Eisenwesen in der Steiermark und Tirol 1500-1650. In: Schwerpunkte der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in Europa, 296

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