Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 111 ser Kaufleute eigene Wege zum Handel mit dem Gebiet von Nürnberg. Tatsächlich finden wir sie noch im 15. Jahrhundert im Gebiet der Oberpfalz.133 Die Ausrichtung des Handels wurde nach 1526 aus dynastischen und staatlichen Interessen weiter gefördert und das Zusammenrücken der Länder im habsburgischen Staatengebilde verstärkte nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die kulturellen Beziehungen zwischen Budweis und den oberösterreichischen Städten. All diese günstigen Voraussetzungen, die sich auf dem Gebiete des Handels verhältnismäßig gut verfolgen lassen, reichten jedoch nicht aus, die große Verschuldung der Stadt und Krisen im Handelsgeschehen einzelner Kaufleute abzuwenden. Schuld daran waren zweifellos aufwendige ökonomische Projekte, deren gute Zukunftsaussichten versprachen, den Interessen der Länder entgegenzukommen. Dazu gehörte der Plan einer Schiffbarmachung der Moldau und der Elbe, um den Warentransport aus den Alpenländern nach Mittel- und Nordböhmen und weiter nach Sachsen zu verbilligen und zu beschleunigen. Budweis beteiligte sich seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts an der Finanzierung.134 Finanziell aufwendig war jedoch insbesondere die Beteiligung der Gemeinde am Abbau des Silbererzes im Gebiet zwischen der Stadt und der späteren Rudolfstadt. Nach einer kurzen Zeitspanne des Aufblühens, in der die Silbergruben einen Gewinn abwarfen, kam es zum Niedergang; die Bestrebungen, den Abbau fortzusetzen, forderten einen bedeutenden Geldaufwand.135 In den 60er Jahren, in denen wir versucht haben, die wirtschaftliche Situation in Budweis zu verfolgen, gelangte die Stadt infolge des Mangels an Gemeindefinanzen in immer größere Schwierigkeiten. Sie kam mit der Rückzahlung alter Darlehen kaum nach, weitere Anleihen in ungewöhnlicher Höhe mußten neu aufgenommen werden. Mit dem Anwachsen ihrer Kredite reagierte die Stadt auf Forderungen des Landesherren und der Hofämter sowie auf die Bedürfnisse des städtischen Haushaltes. In Folge der Türkenkriege erhöhten sich insbesondere auch die Militärausgaben. Den Prozeß der steigenden Verschuldung der Stadt in den 60er Jahren belegt eine Reihe von Schuldscheinen, die vom Stadtrat zugunsten von Adeligen aus der Umgebung von Budweis und insbesondere zugunsten von Bürgern in Passau und Freistadt ausgestellt wurden. Die große Handelsbedeutung von Freistadt wurde in der vor133 Von der Literatur über die Schiffbarmachung der Moldau und die Schiffahrt führe ich an: Cyril Straka, Svatojanske proudy a zplavneni horni Vltavy (Die Stromschnellen bei St. Johann und die Schiffbarmachung der oberen Moldau) . In: Rozpravy CAVU .1.Kl., Nr. 68, Praha 1924; Vladimir Scheufler, Voroplavba na Yltave v obdobi predbelohorskem (Die Flößerei auf der Moldau in der Zeit vor der Schlacht auf dem Weißen Berg) 18-42; Cenek Zibrt, Dopisy tykajici se prodeje a plavby soli po Yltave v letech 1591-1599 (Briefe über den Salzverkauf und den Salztransport an der Moldau in den Jahren 1591-1599). In: Vestnfk Kral. ceske sploecnosti nauk, tr. filos. -hist.-jazykozpytna 1889, Praha 1890, 317-407; Zdenek Simecek, Der Salztransport auf der Moldau von Budweis nach Moldautein 134 Literatur in Anm. 80 135 Zitierte Schuldbriefe im Konzeptenbuch 1560-1561 (Sign. XII a 33), f.8, 9, 43'; der Brief über die Stundung der Rate für eine alte Schuld zugunsten G. Buergers f. 37

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