Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

104 Zdenek S i m e c e k Sensen nach Krakau.108 Den regen Handelsbeziehungen mit schlesischen Städten bei Lieferungen von Eisen und Eisenwaren entsprechen schon die Angaben der Zollregister der Posener Kammer aus den Jahren 1547/48.109 Im Ungeltregister wird noch zu Ende des 16. Jahrhunderts die wichtige Rolle Freistadts für den Eisenhandel in Osteuropa bezeugt. Den Städten Krakau und Posen folgten weit im Osten gelegene Städte Wilna, Lemberg und Kaschau. Die direkte Verbindung zu Steyr im Transithandel des 16. Jahrhunderts ging allerdings nach und nach verloren. Übrigens finden wir auch keine Hinweise auf Kaufleute aus den Prager Städten, aus Iglau, Troppau, Bautzen, Breslau, Glatz oder Schweinitz, wohin Lieferungen von steirischem Eisen sicher belegt sind. Zu einer intensiven Entfaltung des Fernhandels am Ende des 15 . und im 16. Jahrhundert zwischen den Freistädter Kaufleuten und schlesischen und lausitzer Städten bringen Quellen Freistädter Provenienz überzeugende Aussagen.110 V. Budweis - ein Zentrum der Erzeugung und des Handels Budweis wurde im Jahre 1265 als königliche Stadt vom böhmischen König Pi'emysl Ottokar II. gegründet, der damals auch Landesfürst von Österreich und der 108 Die Angabe im Kaufleuteregister wurde veröffentlicht in den Linzer Regesten Band B II C l, Nr. 125, Linz 1954. Dort wird erklärt, daß es sich wahrscheinlich um Schußwaffen handelt. Verlassenschaftsinventar nach P. Geißenheimer im STA Freistadt, Schachtel 751 109 Über Krakau als Zentrum des regionalen Handels Jan Malecki, Studia nad rynkiem regionalnym Krakowa w XVI. wieku (Abhandlung über Krakauer Regionalmarkt im 16. Jahrhundert), Warszawa 1963 . Über die Bedeutung Krakaus als Eintrittstor zu ukrainischen, russischen und teilweise auch baltischen Gebieten Antonij Vasiljevic Florovsky, Cesko-ruske obchodnl stykyv minulosti (X.-XVIII. stoleti) (Böhmisch-russische Handelsbeziehungen in der Vergangenheit, X.-XVIII. Jahrhundert), Praha 1954. Dem schlesischen Handel mit osteuropäischen Ländern widmete kürzlich seine Aufmerksamkeit Marian Wolanski, Schlesiens Stellung im Osthandel vom 15 . bis zum 17. Jahrhundert. In: Der Außenhandel Ostmitteleuropas, 120-138 . Ausführliche Dokumentation desselben Autors im Buche Zwiazki handlowe Slaska z Rzeczapospolita w XVII . w. ze sczeg6lnym uwzglednieniem Wrocawia (Handelsbeziehungen Schlesiens mit Polen im 17. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung Breslaus, Wroclaw 1961). Über den Eisenhandel siehe Benedykt Zientara, Eisenproduktion und Eisenhandel in Polen im 16. und 17. Jahrhundert, ebenda, 271-285 110 Auf die Bedeutung Freistadts für den Handel mit Farben und mit Wachs machte aufmerksam Richard Klier, Der schlesische und polnische Transithandel durch Böhmen nach Nürnberg in den Jahren 1540 bis 1576. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 53, Nürnberg 1965, 195-228 . Der Schriftverkehr mit Breslau, ob Handel, Besitzstreitigkeiten oder Erbangelegenheiten betreffend, zählte in Freistadt zu den umfangreichsten. Rege Verbindungen existierten auch zu Bautzen. Belegt ist eine interessante Bestellung des Bautzener Kaufmanns Benedict Franck aus dem Jahre 1553, in der er Geschäftsbedingungen bei einer Lieferung von "polnischen" Sensen formuliert. Eine Xerokopie der Bestellung, deren Original sich in Privatbesitz befindet, ist im Stadtarchiv Freistadt, Schachtel 176 hinterlegt.

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