Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 103 zu ersehen, daß sie von Händlern aus Köln am Rhein, Nürnberg, Maastricht und Regensburg gebracht wurden. Ungelt zahlten sie zumeist für K.rämerwaren aus Eisen, insbesondere für Messer. Die Gebühren wurden überwiegend aufGrund einer Schätzung der Ware festgelegt. Dieser aufBudweis ausgerichtete Aufsatz verdient einen besonderen Hinweis aufAngaben über Lieferungen aus Budweis von Klingen für Stichwaffen (Schwerter, Degen, Rapiere) und für Hiebwaffen (Säbel, Hauäxte). Altstädter und Neustädter Schwertfeger wurden mit nicht weniger als 14 Schock beliefert. 105 Klingen brachten auch Händler aus Augsburg und Köln am Rhein auf den Markt, sie waren aber offensichtlich nicht in der Lage, die Nachfrage allein zu befriedigen. 106 In den obderennsischen Städten gedieh weiterhin die Erzeugung von Waffen, welche in den böhmischen Ländern einen guten Absatz fanden. Beweise hiefür bieten die Angaben aus Freistadt, wo im 16. Jahrhundert die Haudegen als "böhmische", d.h. nach Böhmen bestimmte Waren, bezeichnet werden. Den tschechischen Terminus in der eingedeutschten Form "desseken" finden wir schon im Kaufleuteregister vom Jahre 1516; laut Verlassenschaftsinventar besaß im Jahre 1572 der Freistädter Kaufmann Paul Geißenheimer "dissägken" bzw. "tissaken". Die Verwendung des tschechischen Terminus (tesak) zeigt an, daß es sich um eine speziell zum Verkauf in den böhmischen Ländern erzeugte Ware handelt.107 Im Ungeltregister sind die Endstationen des Transithandels mit steirischem Eisen nicht verzeichnet. Durch einen Vergleich mit den Angaben im Freistädter Kaufleuteregister 1516/17 sind wir in der Lage, die Zollregister der polnischen Kammerämter in dem Sinne zu interpretieren, daß es sich hier um Lieferungen handelte, die durch Vermittlung der schlesischen Städte zustandekamen. Die Zollregister von Krakau führen an, daß 1584 und 1591/92 111 Zentner "schlesischen" Stahls in die Stadt gelangten. Dieses "schlesische" Stahl hatte ein Übergewicht gegenüber Lieferungen von "mährischem" (52 Zentner) und "österreichischem" (6 Zentner) Stahl. Über die schlesischen Städte Breslau und Troppau kam auch Eisendraht, Blech und 105 Eine Verbindung eines bekannten Gürtlers in Altstadt Prag Friedrich Taubenreyter mit Budweis bezeugt das Nachlaßinventar Taubenreyters. Er kaufte die Klingen auf Borg ein und die Verwalter des Nachlasses haben im J. 1608 dem Melichar Meringer nach Budweis die Klingen für Säbel, Rapiere, Pistulisen und Weidmesser herausgegeben; unter diesen waren auch Klingen für Kinderrapiere. Inventar Jili Pesek, Praiske mestanske zbrojnice v letech 1584-1620 (Prager Bürgerarsenale in Jahren 15841620). In: Documenta Pragensia 6 (1986) 145 ff. 106 Angaben des Ungeltregisters publizierte Zikmund Winter, Zivot v prazskem Ungelte r. 1597 (Leben im Prager Ungelt im J. 1597). In: Casopis Musea kral. Ceskeho 73 (1899) 14-44, 105-138. Winters Bearbeitung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. 10 ' Die Angaben der Kxakauer Zollregister zitiert Frantisek Matejek, K dejinam ceskeho obchodu s oblasti halicsko-karpatskou, die Angaben der Zollregister der polnischen Landeskammern behandelt Roman Rybarski, Handel i polityka handlowa Polski w XVI. stuleciu (Handel und Handelspolitik Polens im 16 . Jahrhundert), Bd. 1-2, Poznan 1928-1929.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2