Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

100 Zdenek S i m e c e k und dem Rheinland und schließlichWein aus den österreichischen und ungarischen Donaugebieten. Durch die Konkurrenz anderer Handelszentren wurde bestimmt, wohin der Fernhandel die einzelnen Warenarten über Freistadt gelangen ließ. Der Weg der südländischen und der Krämerware endete zumeist in Prag, der des Weines in Südböhmen. Lediglich Eisen und Eisenwaren gingen über die Lausitz und Schlesien weiter in den Osten. Bei meiner Erörtenmg möchte ich den Handel mit kaiserlichem Salz aus den oberösterreichischen Salinen beiseite lassen. Es stellte zwar in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für die böhmischen Länder einen entscheidenden Posten in den gegenseitigen Handelsbeziehungen dar, durch die Monopolisierung zugunsten der Hofkammer hörte es jedoch in der entscheidenden Phase auf, ein organischer Bestandteil des Fernhandels zu sein. In den kaufmännischen Bilanzen spielte das Salz eine andere Rolle als das übrige Handelsgut. In der Bilanz des Fernhandels auf der Trasse Freistadt - Budweis spielten Eisen und Eisenwaren die bei weitem wichtigste Rolle. Auf Grundlage der Freistädter Mautregister bearbeitete F. Fischer mit großer Sorgfalt den Handel mit Sensen aus Österreich in seinem Beitrag "Die Sensenausfuhr aus Österreich nach dem Norden und Osten 1450-1650".100 Er stellte fest, daß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts insbesondere Kaufleute aus Breslau und Bautzen Sensen in Freistadt einkauften. Der Export erreichte 1578/79 seinen Höhepunkt, als in Freistadt Maut für 97 .875 Stück Sensen bezahlt wurde. Wichtig ist dabei die Feststellung, daß der Absatz verhältnismäßig stabil blieb. Im Jahrzehnt 1577/78 - 1588 fiel er nie unter 70.000 Stück. Fischers Angaben über den Sensenexport aus Freistadt lassen sich durch einen Hinweis auf das Freistädter Kaufleuteregister aus dem Jahre 1516/17 ergänzen; hier wird eine Maut für 15.000 Sensen und 3.000 Sicheln vennerkt. Außerdem wurde eine große Menge von Messern, Rasiennessern, Eisenbeschlägen, Werkzeugenund Schwertern ausgeführt . 101 Für die Einordnung der Geschäftsaktivitäten des Nikolaus Bartlme ist das Freistädter Kaufleuteregister vom Jahre 1516/17 insbesondere durch seine Angaben über die Zufuhr von steirischem Eisen und Stahl von großer Bedeutung. Das Roheisen wurde in Freistadt nach Zent-. nern bzw. Bürden - je nach Sorte - verkauft, Stahl nur nach Zentnern; in dieser Hinsicht wurden die aus Steyr bekannten Gewohnheiten eingehalten. Das Register vennerkt einen Export in der Höhe von 767 Zentnern und 213 Bürden Rohware, das heißt mehr als 565 q Eisen und Stahl. Für die Tatsache, daß es sich zum Großteil um Transitware des Fernhandels handelte, sprechen die Namen der Kaufleute, die diese Ware in Freistadt abholten. Es waren dies Wolfgang und Jorge von Bautzen, Hans Leb aus Glatz, Hans Part, Wolfgang Freyperger und Jorge Sibmer aus Breslau und insbesondere der Prager Großhändler Melchart. Als Verkäufer werden die Steyrer Kaufleute Dorster, Gramatschmid, Freyperger, Pransteter und Jorg Kernstock genannt. Das Eisen wurde oft bei dem Freistädter Bürger Prugner 100 Der Beitrag wurde im schon zitierten Sammelband Der Außenhandel Ostmitteleuropas publiziert. 101 OÖ. Landesarchiv Linz, STA Freistadt, Handschrift Nr. 934

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