Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 99 durch die Wiener und Wiener Neustädter Kaufleute betriebenen Eisenhandel nach Mähren und Schlesien stehen uns die spärlichsten Nachrichten zur Verfügung. 95 Dessen ungeachtet ist aus den Quellen ersichtlich, daß österreichisches Eisen und österreichischer Stahl aufden nordmährischen Märkten in Olmütz und Troppau sehr geschätzt waren. Es ist vorauszusetzen, daß es infolge der unterschiedlichen Entfernungen günstiger war, Eisen und Eisenwaren über Krems und Wien nach Nordmähren und den an Mähren angrenzenden Teil Schlesiens zu verbringen. 96 Von Freistadt ging über Prag vor allem die für die nördlich gelegenen Gebiete bestimmte Ware. Zum Teil konnte dabei die wichtige, von Leipzig über Bautzen nach Breslau führende Hansestraße benützt werden.97 Angaben über den Handel mit Eisen und Eisenwaren in Freistadt und Budweis, wo gemäß den Bestimmungen des Stapelrechtes alle in Freistadt geladenen Waren niedergelegt werden mußten, 98 ermöglichen es, wenigstens einen teilweisen Einblick in die Bilanz des Fernhandels zu bekommen, welcher vom Süden Europas nach Norden und weiter in den Osten, aber auch in der Gegenrichtung verlief. Es handelt sich um einen Teilaspekt der Überlegungen zur Aufgabe des mitteleuropäischen Handels beim Ausgleichen des Defizits, der von den Wirtschaftshistorikern in der Gesamtbilanz des Handels zwischen West- und Osteuropa zuungunsten Westeuropas angenommen wird. 99 Die Verbindung Freistadts mit Linz, Salzburg, Regensburg und Wien schuf die Voraussetzungen, daß in Freistadt Waren aus vier wirtschaftlich bedeutenden ·Regionen festen Fuß fassen konnten: südländische und italienische Waren aus Venedig, Eisen und Eisenwaren aus der Steiermark, Krämer- und Textilwaren aus Süddeutschland genannt. 95 Angaben im Beitrag von Othmar Pick.l, Der Handel Wiens und Wiener Neustadts mit Böhmen, Mähren, Schlesien und Ungarn in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Der Außenhandel Ostmitteleuropas, 320-341 96 Eisen aus Freistadt nach Schlesien wurde freilich nicht nur über Prag, sondern auch über kürzere Straßen nach Ostböhmen oder über Iglau geliefert. Freistadt hat seine Position im Handel nach Böhmen nicht nur Privilegierungen zu verdanken, sondern auch der Tatsache, daß die Straßen aus Wien nach Norden länger waren. Über österreichisches Eisen im Handel mit Schlesien siehe Belege.im Beitrag von Frantisek Matejek, K dejinam ceskeho obchodu s oblasti halicsko-karpatskou koncem 16. stoleti (Krakov jako transitni stredisko ceskeho zboi.i) (Zur Geschichte des böhmischen Handels mit dem galizischkarpatischen Gebiet am Ende des 16. Jahrhunderts. Krakau als Transitzentrum der böhmischen Waren). In: Slovanske historicke studie 3 (1960) 185-214 97 Über die Wichtigkeit dieser Straße siehe Friedrich Bruns - Hugo Weczerka, Hansische Handelsstraßen, Textband, Weimar 1967, 540-548, 681-684 98 Den Eisenhandel betreffend hat König Ludwig im Jahre 1517 erlaubt, daß die Kaufleute aus Freistadt Stahl und Eisen in Budweis nicht niederlegen müssen und die Ware weiter führen können, wenn sie den Budweisern 4 parvi von einem Zentner bezahlen. Dies geschah nicht zum Nachteil der Stadt, sondern zur Bequemlichkeit der Kaufleute und der Fuhrleute. Siehe Jarornlr Celakovsky- Gustav Friedrich, Codex juris municipalis regni Bohemiae, Bd. 3, Praha 1948, Nr. 191, 329-330 99 Aus der Sicht dieses so breit gefaßten Themas formulierte die Aufgabe Miroslav Hroch, Die Rolle des zentraleuropäischen Handels, 22

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2