Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

34 Zdenek S i m e c e k nicht erfaßt. Das Buch wurde 1560 vom Eisen- und Eisenwarenhändler Nikolaus Bartlme (Bartholome), genannt Weinprenner angelegt.12 Aus der Führung des neu angelegten Buches ist zu ersehen, daß er den Handel in dieser Ausrichtung schon längere Zeit hindurch geführt hat. Im Buche vermerkt ist der finanzielle Stand der vorhergehenden Geschäftskontakte mit einzelnenPartnern, denen eigene Abschnitte vorbehalten waren. Später, als sich die Zahl der Warenlieferanten vermehrt hatte bzw. die einzelnen Abschnitte vollgeschrieben waren, führte Bartlme die einzelnen Saldi auf den dazu vorgesehenen Seiten fortlaufend weiter. Nach der Klassifikation der Geschäftsbücher, wie sie W. Stieda erarbeitet hat- und die von der gegenwärtigen Fachliteratur angenommen wird13 - steht das Geschäftsbuch des Nikolaus auf der höchsten Stufe. Es erhebt sich die Frage, ob nicht ein Vorgänger-Geschäftsbuch existierte. Die Art der Führung und die Vorstellung über die Aufgaben des Buches im Geschäftsleben, wie es Bartlme auffaßte, schließt dies keineswegs aus. Die erste Nachricht über Nikolaus Bartlme in Budweis finden wir im Jahre 1554, als er gemeinsam mit Nikolaus Mathesius beim Testament des Bürgers Leonhard Schneider als Zeuge auftritt.14 Über seine Herkunft können wir nur Vermutungen anstellen. Soferne er nicht von Auswärts in die Stadt kam, könnte er mit jenen Familien Weinprenner in Zusammenhang gebracht werden, die in den 50er Jahren in Budweis Häuser besaßen. 15 Unter der Bürgerschaft ist er der erste Träger des Namens Bartlme. Der Familienname Bartlme weist keine älteren Verwandtschaftsbindungen in Budweis auf. 16 Der Kult des heiligen Bartholomäus erlaubt möglicherweise kulturelle Beziehungen der Familie zum Dunstkreis österreichischer Städte anzunehmen. Über die Verankerung Bartlmes in Budweis gibt es jedoch keinen Zweifel. Nikolaus Bartlme wird 1556 zum Mitglied des Äußeren Rates der Stadt gewählt. Voraussetzung hiezu war, daß er einen Hausbesitz in der Stadt hatte; in den Stadtbüchern findet sich jedoch keine entsprechende Eintragung. Als Käufer einer Liegenschaft scheint er 1560 auf, als er von Jakob Klingenschmid um 100 Schock Groschen ein Häuschen in der Vorstadt vor dem Strodenitzer Tor käuflich erwirbt. Er verpflichtet sich dabei, den Kaufpreis in Jahresraten abzustatten.17 12 Erwähnungen in der Literatur Jaroslav Kubak, Topografie mesta Ceskych Budejovic 1540-1800 (Topographie der Stadt Budweis), Ceske Budejovice 1973, 51, 286; derselbe, Mestska rada Ceskych Budejovic behem XVI. a pocatkem XVIl . stoletl (Budweiser Stadtrat im 16 . und am Anfang des 17. Jahrhunderts). In: Jihocesky sbomik historicky 27, 1958, 113 13 Siehe Othmar Pick!, ebenda 60 f. 14 Liber I testamentorum, Sign. I b 17, f.56' • 57 1s Die Angaben im Buche von Jaroslav Kubak, Topografie mesta Ceskych Budejovic, 185, 192, 221, 368 16 Unsicher scheint die Ausnutzung folgender Auskunft in den Bürgerchroniken. Franz Xaver Illing und Franz Seraphin Seyser, Kurz gefaßte Chronik der Berg- und Kreisstadt Budweis, Budweis 1841 , 100 haben auf Grund dieser Vorlage vermerkt, daß im J. 1560 im Haus von Georg Bartholomä am Ringplatz Feuer ausgebrochen ist. 17 Kaufvertragsbuch 1529-1575, Sign. X d 2, f. 181'

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