Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

solche Ideen in der Industrie schon gefunden haben und wie lebensfähig die sorgfältigen Exerzitien von Schülern sein können. Ähnliche Eindrücke empfängt man bei den keramischen Versuchen, die nicht nur bei dem zeichnerischen Vorstadium stehen bleiben. Man sieht an ausgeführten Arbeiten, wie etwa an der Folge von Serapis-Fayencen, wie einzelne Persönlichkeiten sich aus der Menge der Schüler herausheben und erfolgreich für die Ausführung wirken und dann immer freier, selbständiger ihre eigene Note entwickeln. Die Stickereien, Perlarbeiten, Hutschmuckversuche bergen alle lebensfähige Keime und sind von den Entwerferinnen auch in die Wirklichkeit übertragen worden. Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums. Ausstellung von SchUlerarbeiten aus der Fachklasse für Architektur des Professors Josef Hoffmann Aber auch größere Gefäße in getriebenem Silber, Schmuckstücke in edlen Steinen zeigen die Reife der Absolventen, die den Geist der Schule ins Leben mit hinübernehmen, ohne die Unselbständigkeit schülerhaften Schaffens erkennen zu lassen. Man kann hier wirklich von einer Schulbildung sprechen, die eine tüchtige Schulung bildet. Die Persönlichkeit des Meisters scheint sich zu vervielfältigen, immer neue Triebe auszusenden, die dann ihr Eigenleben weiterführen. Man sieht, daß nicht eine monotone Wiederholung eingelernter Formeln resultiert, sondern die Mannigfaltigkeit vielfältiger Begabungen, die ein gemeinsamer Nährboden mit entwicklungsfördernder geistiger Nahrung versorgte. Daß auch die Arbeitsgebiete selbst sich verändern, je nachdem die Neigung von Talenten oder auch das Bedürfnis des praktischen Lebens dazu Veranlassung geben, zeigen zahlreiche Entwürfe für moderne Kleidung, die in jüngster Zeit entstanden. Sie behandeln ein Gebiet, das bisher künstlerischer Einflußnahme fast ganz entzogen war und das doch

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