Kunst und Kunsthandwerk, 15. Jg., 1912, Heft 1

Der Jungdeutsche Verlag in Berlin hat den Dekorationsskizzen Professor Mosers eine Veröffentlichung gewidmet, die auf 16 farbigen Kunstblättern die Szenenbilder und Flgurinen darstellt und denen Moser eine ausführliche Erläuterung beigab. Dieses Werk sei allen jenen empfohlen, die nicht nur Freunde des Dichter-Komponisten sind, sondern auch ein Interesse für die Entwicklung moderner Bühnenkunst besitzen. EUGEN SPIRO IN DER GALERIE MIETHKE. Die Freunde jenes fein– fühligen, zarte Tonungen liebenden Porträtisten, der einst in den Räumen derSezession und einmal bereits auch in der Galerie Miethke (1906) zu finden war, haben Ursache, sich der fortschreitenden Entwicklung des Künstlers zu freuen. Auf dem Wege von Breslau über München nach Paris hat Spiro immer mehr an Kraft und Tiefe gewonnen. Spanische Eindrücke verbanden sich mit den französischen, um alle weiche Verschwommenheit zu bannen. Nun finden wir einen kraftvollen, malerisch empfindenden Künstler, dem der farbige Reiz noch immer das Wertvollste ist, der aber von Goja und Gauguin, von Manet und Cezanne gelernt hat, die starke Wirkung vereinfachter Form und flächenhafter breiter Darstellungsweise zu suchen. Immer bereit, an alter Kunst zu lernen, zielt er doch stets auf die Betonung des modernen Empfindens. So gelingt es ihm, alte Kompositionen, wie etwa ein Gastmahl von Veronese, so vorzutragen, wie unsere Zeit sie sieht. Viele Erinnerungen an alte und neue Meister verarbeitet er zu ganz persön– lichen Erlebnissen. Wenn er vor die Natur tritt, studiert er den menschlichen Körper wie die Landschaft immer im Sinne der Betonung malerischer Erscheinung, farbiger Eindrücke. In seinen Porträten, die sehr an Tiefe des Tones und Kraft der Darstellung gewannen, zeigt sich dann sein vollwertiges gereiftes Können. Dieses hat ihm in Paris schon sehr wertvolle Beweise der Anerkennung seiner Kollegen verschafft und wird ihm überall Freunde zu– führen, wo malerische Qualitäten geschätzt werden, wo tüchtige Arbeit gilt. Spiro geht zielbewußt auf eine ehrliche und gesunde Weise seinen Problemen nach und weiteren Erfolgen entgegen, welche sein reifes Können und seine ernste Art verbürgen. AUSSTELLUNG DERFACHKLASSEFÜRARCHITEKTUR DES PROFESS'oRS JOSEF HOFFMANN AN DER KUNSTGEWERBE– SCHULE. Die Schule Professor Josef Hoffmanns braucht nicht erst durch Ausstellungen bekannt gemacht zu werden. Sie spricht ja aus allen Schaustellungen moderner öster– reichischer Kunstgewerbe, die heute gemacht werden. So hat die letzte Kunstgewerbeschau des österreichischen Museums eigentlich den besten Beweis dafür erbracht, wie wertvoll gerade Hoffmanns Wirken auf allen einschlägigen Gebieten geworden ist. Sie hat durch zahlreiche Interieurs die Erziehung zur Raumgestaltung demonstriert und durch Möbel, Gefäße, Stoffe, Teppiche, Schmuck die mannigfaltigen Arbeitsgebiete vorgeführt, auf welchen seine Schüler tätig sind. Die Schulausstellung, welche in den Räumen der Kunstgewerbeschule abgehalten wird, demonstriert den engen Kontakt zwischen Schule und Leben. Sie zeigt viele der Aussteller, die mit ihren Arbeiten für ausführende Betriebe schon als selbständige Künstler auftraten, in ihren Entwicklungsperioden. Sie beweist, wie vieles fertig aus den Läden der textilen, keramischen und Möbelfabriken in die Welt geht, was eigentlich in der Schule geboren war; was im Kontakt von Schüler und Lehrer entstand. Die Baukunst als solche ist naturgemäß weniger stark vertreten. Einige Projekte und Skizzen führen Versuche, Studien, Konkurrenzentwürfe vor, die teilweise auch schon durch Fachzeitschriften bekannt wurden. Einen großen Raum nimmt die Flächenkunst ein; in großem Maßstab ausgeführte farbige Entwürfe zu Flächenmusterungen, von Anfängern hergestellt, zeigen die Art, wie der Meister seine Schüler gleich zu kräftigen, farbigen und zu großformigen formalen Erfin– dungen drängt, die dann ihre Anwendung verschiedenster Art finden. Zahlreiche Vor– satzpapiere, Buntpapiere, ferner ausgeführte Druckstoffe beweisen die Aufnahme, welche

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