Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

26 latur, die gerade vor uns liegt und zu der eine bescheidene Stiege hinanführt. Dieser älteste Trakt des ganzen Gebäudevierecks wurde 1605 von dem großen äbte Alexander a Lacu aufgeführt, der sich hier eine prunkvolle Wohnung errichtete. Sein steinernes Wappen be¬ findet sich in der Mitte über der Einfahrt zum Rüchenhofe, wo sich neben der großen hofküche die Fleischhauerei, die Stiftsmühle und ein Eiskeller befindet; in dem alten Türnizraum, wo sich das Dienstpersonal aufzuhalten pflegte, ist jetzt ein Dieselmotor für das Elektrizitätswerk eingebaut. Im ersten Stock erwähnen wir das Apostelzimmer, wo am Gründonnerstag zwölf alte Männer nach der Fußwaschung vom Abte bewirtet werden und wo auch schon viele Söglinge des Stiftsgymna¬ siums die bangen Stunden der Reifeprüfung am grünen Tische vor der strengen Prüfungskommission verbracht haben. Der sogenannte Gasttrakt, der sich von der Türniz bis zum Brückenturm erstreckt, enthält im großen Wappen den schreienden Vogel, denn er wurde von dem großen Bauherrn Abt Erenbert Schrevogl 1670 vollendet. Neben der Abtei ragte früher die Kapelle zur heil. Elisabeth und Anna in den Hof hinaus, deren oberer Raum für den Prälaten, der untere für die Dienerschaft der Türniz bestimmt war. Im langen Gange des Erdgeschosses sind jetzt die Kanzleien der Stiftsämter untergebracht; bis zum Bau des neuen Gymnasiums 189 befanden sich in den gewölbten Räumen sechs Klassen des Gymna¬ siums. Der erste und zweite Stock enthält die Gastzimmer, welche zur Zeit des Weltkrieges als Pflegestätte des Roten Kreuzes mit hundert Betten eingerichtet waren. Die Zahl der kranken und verwundeten Soldaten, die hier Aufnahme und durch Frauen und Mädchen des Ortes liebevolle Pflege fanden, betrug über 2000. Im gegenüberliegenden Trakte und in der Ecke befindet sich das Stiftskonvikt, wo ungefähr hundert Söglinge in vier Abteilungen untergebracht sind, die unter der Aufsicht von vier Präfekten und eines Direktors hier ihre Erziehung erhalten. Das Erdgeschoß beherbergt auch das sogenannte Museum, das Institut für Sängerknaben unter der Aufsicht des Musikdirektors. Auf dem Steinwappen, das die Figur des Buchenstammes zeigt, heißt es, das Abt Plazidus Buechauer im Jahre 1652 diesen Trakt von den Grundfesten an errichtet habe. Gerade beim Portale hier befand sich die alte Stiftsapotheke, die als die älteste des Landes noch im sechzehnten Jahrhundert von dem ade¬ ligen Abt Spindler 1590 gegründet wurde. Im ersten Stock waren in alten Seiten vor Errichtung des Ronviktes die Kanzleien des Hofrichters, des höchsten Stiftsbeamten, die Kammerei und die Hofschreiberei. Im zweiten Stock waren damals die Schulklassen der alten Lehranstalt untergebracht. Einen besonderen Schmuck des geräumigen Drälatenhofes bildet der unter Abt Alexander Ill. Fixlmillner 1745 aufgeführte Brücken¬

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