Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Bücherecke Ein Standardwerk zur oberösterreichischen Landeskunde Rudolf Lehr: Landeschronik Oberösterreich. — Wien/München: Verl. Christian Brandstätter 198,7 512 Seiten mit mehr als 1500 Färb- und Schwarzweiß-Abbiidungen, Großformat 21 x 29 cm, Leinen mit 4farbigem Schutzumschlag, Subskriptionspreis bis 31. 12. 1987 S 645.—, danach Ladenpreis S 745.—. Der Untertitel dieses Standardwerkes zur oberösterreichischen Landeskunde umschreibt tref fend seinen umfassenden Inhalt: „3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern." Voll und ganz kann das Resümee im Klappentext dieses Buches bejaht werden: „In umfassender Form, von den An fängen bis zur Gegenwart, stellt die ,Landes-Chronik' das Land Oberösterreich vor: Nachschlage werk, Lesebuch und Heimatchronik in einem." Die Anerkennung und Wertschätzung, die dieser Ver lagstitel bereits bei Erscheinen gefunden hat, zeig te sich überzeugend bei seiner Präsentation am 28. September 1987 im Steinernen Saal des Linzer Landhauses unter der Patronanz von Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck. — Ein Fest des guten Buches! Eine Bekundung der Freude, daß nun auch Oberösterreich ein Geschichtsbuch be sitzt, in dem sein ganzer Reichtum an Historie, Kul tur, Kunst, Wirtschaft usw. zur Darstellung kommt! Bei der inhaltlichen Buchgestaltung wurden neue Wege beschritten. Im Vordergrund ist die Informa tion gereiht. Gut geschriebene Texte regen zum in formativen Lesen an. Vorzügliche, gewissenhaft ausgesuchte Abbildungen ergänzen den Lese stoff, lockern ihn auf, vermitteln optische Erlebnis se. Der Ablauf der mehrtausendjährigen Geschich te Oberösterreichs wird in Kalenderform darge stellt, wobei für jeden geschilderten Zeitraum Todestage und besondere Ereignisse hervorgeho ben werden. Reichlich wird von Zwischentiteln Ge brauch gemacht. Abschluß der Chronik das Jahr 1987! Der Herausgeber Rudolf Lehr, ein erfahrener Jour nalist und Buchautor, hat Titanenarbeit geleistet. Er besorgte nicht nur die Koordination, sondern verfaßte selbst eine Fülle von Beiträgen. Zur Mitar beit, vor allem für die Sonderbeiträge, konnte er berufene Fachleute gewinnen, insgesamt 27, dar unter Landeshauptmann Dr. Ratzenböck selbst. Die Themengruppen dieser Sonderbeiträge lau ten: Land Oberösterreich — Marksteine der Ge schichte — Die Wurzeln der Kultur — Schönheiten und Schätze der Natur — Dynamisches Oberöster reich — Berühmte Söhne und Töchter des Landes — Berühmte Frauen und Männer im Land — Schicksale und Episoden — Oberösterreichs Ori ginale — Vom Essen und Trinken — Zukunftsper spektiven des Landes. Die Bezirke und Statutarstädte werden in Form von „Porträts" vorgestellt, die meist die Bezirkshauptleute selbst verfaßt ha ben. Besonderes Lob verdienen die „Bildauswahl, Bildredaktion und Photographie". Hier sind die be sten Photographen im Lande vertreten. Ein um fangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis und Register erleichtern die Benützung des Buches für jedermann. Eine Leseprobe aus dem einleitenden Sonderbei trag „Vier Viertel hat's Land!": „Trotzdem hat sich das erhalten, was die Eigenart des Oberösterreichers ausmacht. Immer noch kann es vorkommen, daß der freie, stolze Innviertler den Hausruckviertier Landler einen ,Bandler und Nudeldrucker' nennt. In diesem wieder schlummert noch der Traum von der Reichsunmittelbarkeit, den einst das mächtige Geschlecht der Schaunberger für ihn träumte. Der Mühlviertier ist sich der herben Schönheit seiner Heimat zutiefst bewußt und lächelt nur, wenn andere Witze über ihn erzählen. Und im Traunviertel, in den Gebirgs tälern der Traun und der Enns und im ehemals kai serlichen Salzkammergut, formte sich ein völlig ei genständiger Menschenschlag, der vielleicht am besten jene Meinung vertreten kann, die den Ober österreichern allgemein zu eigen ist: Mir San mir, und wem's net paßt, der soll's nur sagen!" Kunstbücher Deutsche und österreichische Maierei in der Ermita ge. — Graz: Akademische Druck- und Veriagsanstait — Leningrad: Aurora-Kunstveriag 1986, 430 Seiten, davon 106 Seiten Text und 324 Tafein mit 257 Färb- und 67 Schwarzweißabbiidungen, Format 26 X 34 cm. Ganzleinen mit Schutzumschlag, La denpreis S 1200.—. Dieses reich illustrierte und typographisch großzü gig gestaltete Kunstbuch, erschienen 1986 im Au rora-Kunstverlag, Leningrad, mit Alleinvertrieb in Westeuropa durch die Akademische Druck- und Verlagsanstalt in Graz, stellt einen wichtigen Bei trag zum Kulturaustausch mit der Sowjetunion dar. Rußland gewinnt als Reiseland eine immer stärke re Anziehungskraft. Prominentestes Ziel für eine Kunstreise dorthin ist Leningrad, Stadt Peters des Großen und der Oktoberrevolution, mit seiner welt berühmten Ermitage. Aus dem reichen Bestand der Gemäldegalerie haben die beiden Autoren die deutsche Abteilung herausgegriffen mit folgender Zielsetzung: „Die Verfasser des vorliegenden Bild bandes stellten sich das Ziel, die Ermitage-Samm lung der deutschen und östereichischen Malerei in ihrer ganzen Vielfalt vorzustellen und neben den Arbeiten der berühmten Künstler auch Werke der weniger bekannten Maler aufzunehmen." Von den beinahe 800 Gemälden der deutschen Abteilung wird eine interessante Auswahl in 316 Abbildungen dem Leser und Beschauer bekanntgemacht — für einen Besuch der Ermitage eine gute Vorberei tung, nach dem Besuch eine wertvolle Erinnerung. Die Lektüre belegt, daß sich die russische Kunst forschung stets eingehend mit der deutschen und österreichischen Malerei beschäftigt hat. Diese Tradition wurde nach der Oktoberrevolution unge brochen fortgesetzt. Die Einführungen zu diesem Kunstbuch verfaßten Nikolai Nikulin — „Deutsche und österreichische Malerei 15. bis 18. Jahrhun dert" — sowie Boris Aswaritsch — „Deutsche und österreichische Malerei 19. und 20. Jahrhundert". Ein exakt gearbeiteter Katalog ergänzt die einfüh renden Texte. Der wissenschaftliche Apparat um faßt außerdem ein Literaturverzeichnis, ein Aus stellungsverzeichnis, beginnend mit dem Jahr 1820, und zum mühelosen Auffinden der Abbildun gen ein alphabetisch geordnetes Künstlerverzeich nis. In den Texten erfahren wir viel Wissenswertes über die Entstehung der Ermitage. Die österreichischen Leser interessiert vor allem der österreichische Bildbestand — im folgenden eine knappe Übersicht in der chronologischen An ordnung der Autoren: Lucas Cranach d. Ältere, 1472—1553, ein Haupt vertreter der Malerei der Donauschule, von den Ab bildungen sei vor allem auf die charakteristische Tafel „Ritter mit zwei Söhnen" mit einem großartig fotografierten Ausschnitt hingewiesen. Hans von Aachen, 1552—1615, ab 1597 Hofmaler Kaiser Rudolfs II. in Prag, wo er auch gestorben ist. Georg Flegel, 1566—1638. Wer weiß schon, daß dieser Maler zeitweise in Wien und Linz lebte und für die Bilder des Lucas van Valkenborch die Stil leben malte? Joachim von Sandrart, 1606—1688, an sich kein österreichischer Maler, aber mit der österreichi schen Kunst des 17. Jahrhunderts engstens ver bunden, hingewiesen sei auf seine Bedeutung für Lambach. Johann Anton Eismann, 1604—1698, geborener Salzburger. Christian Seybold, 1703—1768, seit 1749 Hofmaler in Wien, wird im Katalog so beschrieben: „gehört zu den führenden österreichischen Bildnismalern." Franz Joseph de Paula Ferg, 1689—1740, Land schaftsmaler und Stecher. Paul Troger, 1698—1762, das abgebildete Ölbild „Der hl. Johann von Nepomuk tröstet die Bedrück ten" kann zu den wichtigsten Werken dieses be deutenden österreichischen Barockmalers gezählt werden. Michelangelo Unterberger, 1695—1758, in der Ge schichte der österreichischen Barockmalerei im mer noch unterbewertet, ist mit zwei vorzüglichen Arbeiten vertreten. Franz Anton Maulbertsch, 1724—1796. August Querfurt, 1696—1761, seit 1752 Ehrenmit glied der Wiener Akademie. Johann Georg Platzer, 1704—1761, aus Eppan in Südtirol, seine Bilder führen in die üppige barocke Allegorienmalerei ein: Gastmahl der Kleopatra, Or gie, Orientalisches Fest. Franz Edmund Weirotter, 1730—1771, nun gewinnt die romantische Landschaft die Oberhand. Anton Raphael Mengs, 1728—1779, kann durch sei nen Geburtsort Aussig am Rande in die Malerei des alten Österreich eingeordnet werden, ein Hauptvertreter des Klassizismus. Anton von Maron, 1733—1808, gebürtiger Wiener, Weggefährte von A. R. Mengs. Heinrich Friedrich Füger, 1751—1818, gebürtig in Heilbronn, in Wien zu einem der wichtigsten öster reichischen Klassizisten herangewachsen. Johann Baptist Lampi d. Ältere, 1751—1830. Dieser Maler verbrachte viele Jahre im Dienste russischer Adeliger, daraus seine bekannten Porträts von Kataharina II., Fürst Alexander Besborodko, Graf Alexej Mussin-Puschkin, Fürst Boris Golizyn. Gleiches gilt für die Bildnismaler Joseph Kreutzin ger, 1757-1829, Ludwig Guttenbrunn aus Krems und Josef Grassi, 1757—1838. Den Übergang ins 19. Jahrhundert vermittelt die liebenswerte Holztafel „Das Kloster San Francesco im Sabinergebirge bei Rom" von Joseph Anton Koch. Aus der Sammlung des 19. Jahrhunderts ragen in der Ermitage wohl die wunderschönen Gemälde von Caspar David Friedrich hervor, der mit Recht 83

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