Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Literaturbeilage De grouß Rauhnacht (am Vorabend vor Heilign Drei Künign) (Aus „Unser Stubm" LANDESVERLAG 1981) Heint is a finsterner Tag, und städ und losad und kalt iss. Grad z Mittag hat d Sunn a kloansweng übers Hoiz umerblengizt: Hat koa Kraft und koa Gwalt nuh net heint, vor Heilign Drei Künign. Schaut scho bal aus, als gängs uns davo und laßt uns alloan stehn mit der Finstern und Koiltn und mit der höllischn Heerschar, de all Jahr, wann der Tag zsammschrumpft und d Nacht überhandnimmt, aufbegehrt, reißt an der Kettn und mecht über d Christnheit herfalln. In de zwoilf Nächtn vo Weihnechtn an bis Christi Erscheinung is gar der Luzifer lous vo der Kettn und teufelt und schebert zsamt seine Gsoilln und zsamt den wuidn Gjoad. Und Trudn und Hexn schleichant ums Haus und klopfnt bein Fenster, und d Habergoaß rumpelt. Wissnt nuh nix, des höllische Gsindl, und haltns net für migla, daß des Büabi des kloan, des in Bethlehem ent in an Stall liegt, zwischn Ochs und Esl und Häuslweiber und Deanstbotn, daß des der Herr sein kunnt, der Herr über Himmi und Erdn. Morgn aber, da kimmts äf: Wann vo Jerusalem umer d Prozession daherkimmt mit Kamelreider und Elefantn, houh af de Roß de Heilign Drei Künign. Und wanns nacher a'steignt und vor den Buali af d Knia niederfallnt; Da gehnt der Welt d Augn auf! Allsand de herrischen Leut, de Reichn, de Groußn und Stoilzn und de Kramer und Wirtsleut vo Bethlehem, de geht a Liacht auf! Und äh der Teifi kapierts, daß iazt sei Herrschaft an End hat. s Liacht! Zwoilf Tag scho hats brunna in Stall, ganz kloan und müahseli: morgn leuchts hi über d Welt, wann de Heilign Drei Künign ankemmant. Weil iazt wissens allsand, daß s Liacht geborn is! Da macht der Tag an Sprung wie r a Hirsch und sperrt an Teufi in d Hoill einh. Heint aber tobt nuh der bese Feind ums Haus und an Küahstall zsamt seine Gsoilln und berschtert si grob wia r a winniger Hofhund. Schmeißnt an Schnee übern Stadlfirscht umer und schnofelnt und rüasslnt, nägernt bein Dah an de Rofn und Lattn und klempernt mitn Schindl, blasnt bein Rauhfang einh, daß der Ruaß bis in d Kuchl oibreslt. Und de alt Hex, de schreflt bein Stall umanand. Däßs dennah net einhkimmt! Mecht a der Kuah sei Mili a'treibn und d Strichl verletzn! Schnell, Vater, rieht alls zsamm und gehn mar mitn heilign Weihrauk und mit dem Gweichtn in Stall, daß uns dennah der Teifi net vürkimmt! Da geht der Vater in d Stubm und kent't eahm s Petroleumliacht an, nimmt aus der Tischlad a Messer, und ausn Stübi von Broutstoilln bringt er drei endsgrouße Loab und legts vor seiner an Tisch hi. Sitzt si äf d Fürbänk und schneidt feine Schnidn für de heilige Rauhnacht. Aber von lestn Loab Brout, da schneidt der Vater koa Schnidn net; Scherzi schneidt er iazt her, so dicke beankate Brocka, grouß wia r a halberte Faust, und legts nebnanand äfn Tisch hi. Und dabei redt er a weng mit eahm selbn und schaut so andächti, schier wia r a Priminziant, der grad des erschtmal a Meß lest. „Neun Küah", sagt er ganz hoamli, „und mit de fünf Kalma händs vierzehn, nacher de Koiberl, de drei, händs siebzehn, und nachher nuh d Ochsn — mögnt ja äh eahner Gweichts, der Scheck und der Muckl! — händs neunzehn. Stimmt! Und der Bläß und der Schäni dazua: es stimmt — oanazwoanzge!" Iazt steigt der Vater äf d Bänk und glangt äfn Herrgodstoin auffi, ranzt si und zoigt hintern Kreuz den staubign Palmbuschn vürer, der seit Oustern dort steckt — oder eigentli seitn Palmsunnda —, scho ganz verbloacht und dürr wia r a Strouh, aber gweicht rmd hochheili. Den legt er langsam äfs Schneidbredl hi, und iazt wetzt er sei Messer, net mit an leichtsinnign Gsicht wia r Metzger, sondern ganz emstli wia bei der biblischn Prüafung der Abraham obn äfn Beri. Und iazt schneidt er den Palmbuschn zsamm, so fein wia r an Schnidla oder äh wia r an Tawäg, de Palmmudl, grouße und kloane, und de Blättl von Buchs und an heilign Segnbäm von Gärtl. Nacher glangt er ums Salzhäferl einh in d Tischlad und stoillts aft nebn des Gweicht äfn Tisch und nebn de oanazwoanzg Broutscherz. Und vo de Scherzi da nimmt er iazt oans um des ander in d Händ und macht in an iads an klaffadn Schnitt an toifn und zwängt aft d Klüft ausanand imd strät und breslt a bißl a Salz einh und a Händtl voi Gweichts vo den lestn Palmbäm in Fruahjahr. Und iazt legt er de Scherzi genau nebnanand in a Schwingerl, zoihlts des drittmal bein Einhklaubn, däß ja von Küahan und Rossn koans ebba lääre ausgeht, und däß an iads Stückl sei Gweichts kriagt. Iazt stoillt er s Kerbi an Tisch, sehen in d Mitt, und pickt a kloans Kerzl direkt danebn und kents an und schreit a de Hausleut zum Betn. Da tappans äner ins Haus und schloiffnt schnell ausn Hoilzschuahn, schmeißnt zerscht s Stallgwand nuh weg und dann kemmans zsamm i der Stubn drin. Knian si nieder allsand zu de Fürbänk rund um an Herrgod, und der Bauer fangt an mitn Rousnkranz, wia s allweil gwen is. Engel des Herrn und Glaube an God und de Gsetzl, de fünfe, vo der Muatter des Herrn, de empfanga hat, tragn und geboren, aufgeopfert danach und wiedergefunden in Tempi. Ehre sei Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geiste! D' Bäurin bet't d Letanei für, des Lauretanische Preisliad, und, wia vorher m Bauern, so antworchtn ihr jetzt de andern. Und im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes stehns wieder äf von Gebet und ranznt de gspächign Glieder. Aber da nimmt scho d Muatter des Kerbi mitn Gweichtn, der Vater kreilt a Gluat ausn Ofn mitn Schürhägl auffi äf d Gluatpfann, legt a paar Kerndl dazua von Weihrauch. Fein steigt a Woilkn weißlater Rauk äf d Heh gegn d Deckn auffi, und rundum schmeckts äf oamal so guat, däß d moanst, du bist i der Kira, glei werd der Pfarrer d Monschtränz äfhebn und lodeinisch ansinga. Aber der Vater wendt si äf Tür zua mit seiner Gluatpfann; aui geht er in Hof, glei hinter eahm d Muatter mitn Gweichtn, nacher de Deanstbotn und Kinder, und betnt und schmeckant an Weihrauch. So roast de Prozession übern Hof umi eini in Roßstall, wo der Bläß und der Schäni dahoam händ und äh de zwen Ochsn. Überall räukert der Vater mitn Weihrauk und wischpert an Segnspruh. D' Muatter nimmt ausn Kerbi an Broutscherz und reicht'n an Schäni, und aft den zweitn an Blässn; und äh der Scheck und der Muckl 79

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