Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Rockaroas im Haus Sixt mit weiblicher Handarbeit, gutem Gespräch und Bewirtung • Pflege der Nachbarschaft 3^^ zubieten. Es gilt jedoch das ungeschriebene Gesetz, daß kein allzu großer Aufwand getrie ben werden darf. Die Nachbarinnen bewirten einander mit Kuchen und Kaffee, etwas spä ter gibt es Geselchtes oder BratI oder selbst gemachte Bratwürstel. Diese Nachbarschaftstreffen haben sich un gefähr seit zehn Jahren eingebürgert. Die Frauen genießen diese nachbarschaftliche Kommunikation und auch die Kinder freuen sich über die Erweiterung ihres Sozialisationsfeldes. Bei dieser wichtigen Neuigkei tenbörse wird jetzt gehandarbeitet, einige Frauen haben auch schon überlegt, wieder mit dem Spinnen anzufangen. Weiberroas Im Fasching werden die lokalen Bälle be sucht, etwa fünf bis sechs und auch verschie dene Kränzchen und Sauschädelessen ste hen auf dem Programm. Eine für Christine Sixt wichtige Veranstaltung im Fasching ist die „Weiberroas", an deren Vorbereitung die ganz Familie Anteil nimmt. Frau Sixt war lange Zeit Leiterin der örtlichen ÖVP-Frauenbewegung. In dieser Zeit wurde von ihr dieser Unterhaltungsnachmittag ein geführt. Sie hatte festgestellt, daß Frauen viel zu wenig Kontakte untereinander pflegen können, vielfach aus Zeitmangel, aber auch well es in Hirschbach zu wenig Gelegenhei ten für informelle Treffen gibt. In einem der fünf Gasthäuser, die Wirtin ist meist Mitglied der Frauenbewegung und be müht sich auch sehr um das Gelingen dieser Veranstaltung, treffen am Nachmittag die er sten Gäste ein. Die Frauen der Umgebung freuen sich schon lange vorher auf dieses Fa schingsfest. Jeder kommt wie er mag, mas kiert, aber meist in Alltagskleidung. Etwa hundert Hirschbacher Frauen besuchen diese Faschingsunterhaltung. Die Väter blei ben an diesem Nachmittag zu Hause und passen auf das Haus und die kleineren Kin der auf. Von anderen Gruppen im Dorf kommen Ab ordnungen zu Besuch, so eine Maschkerergruppe des Seniorenbundes, auch aus den Nachbarortschaften, wie Auerbach und Obervorwald. Diese Gruppen spielen kleine Kabaretteinlagen, im Vorjahr unter anderem Szenen aus der Fernsehsendung „Schwarz waldklinik", mit denen die „Unterhirschgrabler" zur Unterhaltung beitrugen. Einige Männer von Hirschbach, darunter auch Johann Sixt, verkleiden sich als „Putz weiber", tragen weibliche Arbeitsgeräte mit sich. In Gruppen führen sie damit auch die sonst ernsthaften Tätigkeiten zum Gaudium der Anwesenden aus, nicht ohne verbale Sel tenhiebe auf diese Arbeitsvorgänge der Frau en. Nicht nur die Familienangehörigen von Frau Sixt machen begeistert mit, sie können sich einen Fasching ohne Weiberroas kaum mehr vorstellen. Auch die Frauen im Ort neh men diese Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen gerne an, da die Bauernhäu ser in der Umgebung doch weit verstreut lie gen und jede Gelegenheit zur Nachbar schaftspflege wahrgenommen wird. Für die Kinder wird von der Fraueinbewegung ebenfalls ein „Kinderball" veranstaltet. Als Kind, es war die Zeit nach dem Zweiten Welt krieg, ist Frau Sixt noch gemeinsam mit an deren von Haus zu Haus gezogen, mit Trach ten eingekleidet, die von Banater Flüchtlingen in den Häusern zurückgeblie ben waren. Früher war das „Maschkererge60

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