Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Stoff und selcht ihn im Kamin, bis er „aus schwindet". Den getrockneten Frosch hängt man dem Kind um den Hals. „Frosch" nennt man aber auch den Randteil eines Holzschaffes oder -fasses unterhalb des Bodens, dort wo durch die Fugen stets et was Flüssigkeit durchdringt. Das Holz ist an dieser Stelle immer etwas feucht und wird da durch schlüpfrig wie eine Froschhaut. Hat man keinen „ausgeschwundenen" Frosch zur Verfügung, so schneidet man ein Stück des Holzfrosches vom Wasserschaff ab und hängt es dem Kind um den Hals. Die Frösche aus Wachs werden in Kapellen und Kirchen aufgehängt, um zu zeigen, daß die Opfern den an dem „Frosch" gelitten haben und ge sund geworden sind. Zwischen dem „Frosch" der Kinder und den Gebärmuttererkrankungen der Frauen beste hen nach Kriechbaum Parallelen. Die Gestalt der Gebärmutter sei dem Volke unbekannt, nicht aber der schleimige Ausfluß, der die kranken Frauen zum Arzt treibe. „Daß die Bewegungen von Frosch und Kröte an Ge bärmutterkrämpfe erinnern, mag ja auch Links: Votivgabe In Krötenform, aus Metall. Bezirksmuseum Braunau am Inn Unten: Vogel, Votivgabe aus Haselbacti im Bezirksmuseum Braunau am Inn einen Vergleichspunkt ergeben, die schleimi gen Absonderungen sind aber für das real denkende Bauernvolk das Nächstliegende."® In der Gegend von Hanshofen opferte man bei gutartigen Gebärmutterleiden Frösche; wächserne Kröten aber bei Gebärmutter krebs. Nach Kriechbaum beruhen also die Froschund Krötenopfer auf einem weitgehenden und verbreiteten Analogiedenken, was ja, wie bereits nachgewiesen, auch in der sprachli chen Benennung der Erkrankungen seinen Ausdruck findet. Volksglaube In seiner programmatischen Schrift „Der Arzt als Volkserzieher"^ betont Eduard Kriech baum mit Nachdruck seine Forderung, der Volkserzieher am Lande — als solcher ver stand er sich als Arzt — müsse die Eigenart der ländlichen Volksseele kennen, deren „di rekte Äußerungen"® im Volksglauben erkenn bar seien. Im Volksglauben verbinden sich rechtliche und heilkundliche Vorstellungen mit solchen religiösen Inhalts (nach Kriechbaum häufig in Gestalt christlich-vorchristlicher Mischfor men), also mythische, magische und kulti sche Elemente. So befaßt sich Eduard Kriechbaum mit der Volksfrömmigkeit und untersucht besonders die Heiligenverehrung und das Wallfahrtswe sen im Land Oberösterreich. Betrachtet man den Titel seiner Veröffentlichungen zu diesem Themenkreis, so fallen inhaltliche Schwerpunkte auf: Intensiv erforschte Eduard Kriechbaum die Stellung der „Pest" im Volksglauben, was für ihn als Arzt ja naheliegend gewesen sein dürfte. Interessant ist der Nachweis, den Kriechbaum erbringt, daß die Pest nur eine Sammelbezeichnung für eine Reihe ver schiedener Krankheiten war, die seuchenar tig auftraten®; ebenso seine Erklärung, auf welche Weise der heilige Sebastian zu einem der bedeutendsten Pestpatrone wurde, des sen Leben und Märtyrertod ja in keiner unmit telbaren Beziehung zu dieser Seuche stan den, die todbringenden Pfeile ausgenom men. 53

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