Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Beziehung zu dem vor 1089 entstandenen berühmten Kuppelfresko Im Westchor der al ten romanischen Stiftskirche stehen dürfte. Die bei diversen Adventsingen häufig aufge führten weihnachtlichen Hirtenspiele, zu meist von Kindern dargestellt, halten die Tra dition dieser ehemaligen liturgischen Weihnachtsspiele über viele Jahrhunderte hinweg aufrecht. Die, wie erwähnt, Ende des 16. Jahrhunderts aufgekommene Form des „gefrorenen Thea ters" stieß vor allem bei den Jesuiten auf großes Interesse, die auch sonst In Ihrer „demonstratlo catholica" Im Zuge gegenreformatorischer Maßnahmen dem Volk das heilige Geschehen In volkstümlicher Welse nahezu bringen verstanden. Für Oberösterreich Ist uns erstmals Im Jahre 1603 die Aufstellung einer solchen Krippe bezeugt,® und zwar In der damaligen Jesuitenkirche, der ehemali gen MInorltenkIrche (Landhauskirche). In Ih rer Niederlassung In Traunkirchen scheinen die Jesuiten In dieser Richtung besonders wirksam geworden zu sein, wie die jahrhun dertelange ungebrochene Tradition des Krip penwesens Im Salzkammergut hinlänglich beweist. Die Aufstellung von Weihnachtskrippen fand schon bald selbst In kleinen Landkirchen Ver breitung, wie uns z. B. die Kirchenrechnun gen der Pfarre Hohenzell aus dem Jahre 1632 beweisen.^ Dabei handelte es sich um das Schnitzen, Fassen und um die Beklei dung der Figuren, also Im Gegensatz zu den Darstellungen der Geburt Christi oder der An betung der Könige auf den spätgotischen Flü gelaltären, die ebenfalls als Vorläufer der Weihnachtskrippe anzusehen sind. Beson ders zu erwähnen Ist dabei die Predella des berühmten Flügelaltares In St. Wolfgang von Michael Fächer, die die Anbetung der Heili gen Drei Könige darstellt, wobei die einzel nen Figuren frei beweglich sind. Bemerkens wert dabei Ist auch, daß In dieser Darstellung noch alle drei Könige als Weiße dargestellt werden, während bei dem Im selben Jahr, nämlich 1481, fertiggestellten Eggelsberger Altar Im OÖ. Landesmuseum bereits einer der Könige als Mohr zu sehen Ist. Die Fortführung jener Art von Krippen, wie sie bereits aus der Hohenzeller Kirchenrech nung von 1632 (siehe oben) ersichtlich war, Ist Insbesondere In Kirchenkrippen Im oberen Innviertel erhalten geblieben. Als Beispiel sei die Kirchenkrippe von Pfaffstätt erwähnt. Sie Ist In einigen Teilen der Überlieferung nach ein Werk des Bildhauers Johann Georg Llblgo, der aus Dlllingen stammt, 1721 In Brau nau geheiratet hat und dort auch 1743 gestor ben Ist.® Diese Pfaffstätter Krippe besitzt Insgesamt 15 Szenen, wobei die Figuren aus verschiedenen Zelten stammen und vor allem die Bekleidung zum Großteil neueren Datums Ist. Nur zwei Engel und die vier Schriftgelehrten sind vollplastisch ausge führt, bei den übrigen Figuren sind nur die Köpfe, Arme und Beine geschnitzt und mit Drähten verbunden, darüber die zum Teil recht prächtige Kleidung. Die einzelnen Wechselgruppen zeigen ent sprechend der Evangelienordnung vor dem Zweiten Vaticanum: Herbergssuche und Ver kündigung an die Hirten (1. Welhnachtsmesse), Anbetung des göttlichen Kindes (2. Weihnachtsmesse), Steinigung des hl. Erzmartyrers Stephanus (26. Dezember), bethlehemltlscher Kindermord (28. Dezember; Fest der hl. Unschuldigen Kinder), Beschneidung Jesu (Oktav von Weihnachten; Neujahr), An betung der Heiligen Drei Könige (6. Jänner; Fest der Erscheinung des Herrn), der zwölf14

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