Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Literatur zur Arbeitswelt wird von der AK gefördert Preßlufthämmer, Fließbänder, Schub raupen und Akkordstreß, Arbeiter, Lehrlinge, Angestellte und Haus frauen sind nun auch in der österrei chischen Literatur salonfähig gewor den. Literatur zur Arbeitswelt hat durch die oberösterreichische Arbei terkammer neue Impulse erhalten. Seit 1975 werden heimische Autoren aufgefordert, die Arbeitswelt einge hend zu beleuchten. Schöne Preise winken dafür. Schriftsteller früherer Zelten — auch berühmte — machten in ihrem literari schen Schaffen gerne einen großen Bogen um die Arbeitswelt. Sie schrie ben lieber über Prinzenliebe und Adelsstolz. Die Arbeit in ihren vielfälti gen Erscheinungsformen hatte kei nen Platz in der Literatur. Sie führte ein Schattendasein. Heute ist es anders. Arbeit macht einen wesentlichen Teil des menschli chen Lebens aus. Arbeit steht oft im Mittelpunkt des Denkens, des Stre bens, des Wohlbefindens oder auch des Enttäuschtseins. Die Kammer für Arbeiter und Ange stellte für Oberösterreich lädt seit dem Jahr 1975 heimische Autoren ein, sich mit thematisch auf Arbeitswelt bezo genen Werken um Preise zu bewer ben. Österreichweiter Wettbewerb Alljährlich wird seither ein österreich weiter Wettbewerb durchgeführt, 1984 wurden dafür von der AK 60.000 Schilling ausgeschüttet. Zu „erschreiben" gab es zwei Jury- und zwei Publi kumspreise. Diese AK-Wettbewerbe erfreuen sich steigender Beliebtheit. Waren es an fangs nur einige wenige Dutzend Au toren, die mitmachten, so wurde 1984 ein neues Rekordergebnis erreicht; 156 Teilnehmer aus allen österreichi schen Bundesländern! (1983: 129) 1984 sprach die siebenköpfige Jury unter dem Vorsitz des bekannten BRD-Autors Max von der Grün den er sten Jurypreis dem 23jährigen Kärnt ner Peter Krobath für seine Ge schichte „Verkommen" und den zwei ten Jurypreis dem 30jährigen Steyrer Erich Hackl für seinen Beitrag „Kleine Stadt der Arbeitslosen" zu. Die beiden Publikumspreise, die mit tels Stimmzettel bei Werklesungen ermittelt wurden, waren 1984 die Wie nerin Marianne Gruber mit ihrem Bei trag „Abweisung zum Überleben" und der In Buchenau bei Linz lebende Ro bert Nettel mit seiner Arbeit „Men schen im Amt". Angesiedelt ist dieser alljährliche Wettbewerb im AK-Bildungsheim Jägermayrhof. Der Ideengeber und heu tige LIVA-Vorstandsdirektor Karl Gerbel meint dazu: „Die Wettbewerbe und vor allem die erfreuliche Teilneh merzahl sind gute Beispiele dafür, wie sehr Literatur mit dem Alltag des Le bens verbunden ist. Empfindungen, Freuden, Sehnsüchte, Träume, aber auch Enttäuschungen werden zum Ausdruck gebracht. Die thematische Palette ist überaus breit und auch der Teilnehmerkreis ist weit gesteckt. Ar beiter, Angestellte, Pensionisten, Hausfrauen, Jugendliche, Studenten und Professoren beteiligen sich. Die Ausstrahlung reicht weit über die Lan desgrenzen hinaus. Die AK-Wettbewerbe für Literatur zur Arbeitswelt sind fix eingebunden in die literari sche Szene Österreichs. So muß es auch bleiben." Arbeit an konkreten Texten Hand in Hand mit den Wettbewerben geht alljährlich auch eine „Werkstatt für Literatur zur Arbeitswelt", die ein breites Diskussionsforum für Autoren, Verleger, Kritiker und Mitglieder der Jury bietet. Literarische Späne flie gen, wenn an konkreten Texten geho belt wird, die kollegiale Atmosphäre aber steht bei diesen Werkstätten im Schubertsaal des Linzer AK-Bil dungsheimes Jägermayrhof im Vor dergrund. Rat und Hilfe werden von den Autoren gerne angenommen, konstruktive Kritik wird geschätzt. Zu den Themen der Arbeiten selbst: Es fällt immer wieder auf, daß die ne gativen Erscheinungsformen über wiegen, daß derzeit Arbeitslosigkeit, Arbeitssuche und Druck durch die Ar beitgeber im Vordergrund stehen. Jahre zuvor waren besonders viele Einreichungen dabei, die sich mit Behindertenproblemen auseinander setzten. Das Jahr der Behinderten hat da sicher viel beigetragen. Für Autoren ein Hinweis: Einsendun gen für den 10. Wettbewerb sind im AK-Bildungsheim Jägermayrhof, 4020 Linz, Römerstraße 98, einzurei chen. Prosa, Lyrik, Dramatik, aber auch Es says und Reportagen werden er beten. Thematisch muß die Arbeits welt Im Vordergrund stehen. 1 Der bekannte BRD-Autor Max von der Grün (links) ist seit zehn Jahren Vorsitzen der der Jury für Literatur zur Arbeitsweit, ihm zur Seite stehen der frühere Leiter des AK-Biidungsheimes Jägermayrhof und heutige LiVA-Vorstandsdirektor, Kari Gerbei (Mitte), und der neue Biidungsheimleiter Alfred Köstier (rechts). ' ^ ^ ^ ^ PeterPeter 54

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2