Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Links: Leonding-Hart. Gemeinschaftszentrum St. Johannes Ev., Bück in den Innenraum der Hauptkirche mit Steinarbeiten in Juramarmor von Klaus Liedl. Oben: Leonding-Hart, Gemeinschaftszentrum St. Johannes Ev., Fenstergestaltung von Heinrich Gerhard Bücker, Westfalen. — Sämtliche Fotos: E. Widder ster einheitlich damit nicht zu gestalten, aber gerade sie schaffen diese Lebendigkeit in den verhältnismäßig groß versetzten Glasflä chen, die nicht mehr weiter in einen Bleiriß unterteilt werden. Das Besondere dieser Fen ster liegt im diffusen Licht, das sie dem durch sie geschlossenen Raum spenden, sie ver breiten auch eine gleichmäßige Helligkeit, weil sie auch bei wenig Außenlicht und sogar in der Dunkelheit bei Auflicht von innen (bei Kunstlicht) dieselbe Wirkung haben und dann nicht wie dunkle Löcher vor dem nächt lichen Dunkel erscheinen. Umgekehrt ist die Wirkung bei Tageslicht in der Außenansicht ebenso da, ganz anders als bei den durch sichtigen Antikglasscheiben. Aus dem Gesagten geht hervor, daß diese Fensterlösung einen Mittelweg zwischen einer farblosen Ornamentalverglasung (Sechseckverbleiung, Butzenscheiben) und durchgehend künstlerisch gestalteter Fen ster darstellt. Auch In diesem kursorischen Bericht muß noch von der Werktagskapelle die Rede sein, die zugleich Sakramentskapelle ist: Taberna kel, Altar und die notwendigen Sitze für Liturgen und Ministranten wurden von Klaus Liedl aus verleimtem Holz hergestellt unter Ver wendung von Kupfer, um wieder Materialbe ziehungen mit dem Gesamtbau zu schaffen, die Konstruktionen sind vom Würfel abgelei tet. Die Einrichtung sollte dem Besucher das Gotteshaus und den Kapellenraum als be sonderen Ort der Begegnung und der Fest lichkeit ausweisen. Heinrich Gerhard Bücker gab diesem Raum mit dem Einbau eines Riesenachates aus Brasilien in die schon geschilderte Fenster wandlösung eine besondere Note: Man muß wissen, daß dieser Künstler vor etwa zehn Jahren seine berühmten GenesisMeditationen in der Hamburger Kunsthalle und später in München zeigte, in denen er un ter Verzicht auf Abbildung die in der Natur ge fundenen Materialien auf einen Ikonengrund versetzt darbot: Der Reichtum der kristallinen Farben und Formen erschien ihm als er schaubares Wunder, von dem schon Plinius sagte: „Die ganze Majestät der Natur ist in ih nen zusammengedrängt." Bücker erkannte die Möglichkeit, durch diese Steine mehr und anderes auszusagen, als es gemeinhin in der zeitgenössischen Kunst geschieht. Der Künstler weiß um das Durcheinander und Ge geneinander der auflösenden und vernich tenden Kräfte, die in vielfachen Verwandlun gen pausenlos am Werk sind. Er ringt um die Ordnung, die transzendlerende Wirklichkeit eines Symbols bedeutet ihm alles. Unser Bericht zeigt also sehr verschiedene Wege der Botschaft des Bildes. 53

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2