Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

wurde, daß im Religionsunterricht nicht nur der Kopf, sondern der ganze Mensch ange sprochen werden soii. Was in diesem Bereich besonders noch weiterentwickeit werden soii, sind weitere Formen des Zusammenwirkens von Eitern, Reiigionsiehrer und Pfarrgemein de, nicht aiiein beschränkt auf die Sakramentenpastorai. Die pfarriiche Pastoral wird wei ters unterstützt durch die Ersteiiung von Beheifen, die Schulung der Mitarbeiter. Diese Aufgabe und die Beobachtung großräumiger Entwickiungen und die daraus resuitierenden notwendigen Impuise sind Aufgabe des Pastoraiamtes mit seinen verschiedenen spezifischen Einrichtungen. Ein sehr wichti ger Bereich der Pastorai ist die soziaikaritative Tätigkeit, die zunächst in den Pfarren ge schehen muß und durch soziaikaritative Fachausschüsse getragen wird, die aber von der Diözesancaritas unterstützt und ergänzt wird. Neben den verschiedensten Formen der Katastrophenhiife ist besonders die „iebensbegieitende" Tätigkeit der Caritas äu ßerst wichtig und effizient. Angefangen von den pädagogisch hochentwickeiten Kindergärten bis zur Famiiienhilfe und Aitenhiife wurde ein Netz der fachiich kompetenten Begieitung des menschiichen Lebens aufgebaut und dabei auch die „Rand situationen", wie Behinderung, Aikohoikrankheit und Drogengefährdung, miteinbezogen. Zahireiche Heime und Hiifseinrichtungen für Behinderte, Mütter in Notsituation, kranke und aite Menschen sind dafür geschaffen worden. Ausdrückiich soii in diesem Zusammenhang auch auf die Einrichtungen für Gastarbeiter und Flüchtiinge hingewiesen werden, von de nen gegenwärtig etwa 30.000 in Oberöster reich ieben. Nicht nur im Bereich der Lebenshiife, son dern auch in der pastoraien Perspektive sind die hier nur bruchstückhaft angeführten Akti vitäten der Caritas sehr bedeutsam, weil eben die Sprache der Liebe ais Glaubensbot schaft verstanden wird. Wenn von Lebenshiife und pastoraien Grenz situationen die Rede ist, muß auch die Krankenpastoral und die Krankenhausseeisorge erwähnt werden. Gut geführte Ordensspitäler und Krankenhäuser in öffentlicher Träger schaft bieten eine gut ausgebaute medizini sche Versorgung.* Die Krankenhausseelsorge ist ein wesentli cher Bestandteil der umfassenden Sorge für den Menschen und ein mitbestimmender Faktor zur Heilung ebenso wie für die Beglei tung auf dem Weg zu einem humanen und * Anzahl der Ordensspitäler in Oberöster reich; 8 christlichen Sterben. Die Krankenhausseei sorge muß personell aufgestockt und umfas send erweitert werden, weil das Krankenhaus eine weitaus größere Bedeutsamkeit gegen über früher erhalten hat. Zu den Lebenssituationen, in denen der Mensch Hilfe braucht, gehören auch Eheprobieme, für die ein Netz von Beratungsstellen mit fachiich geschulten Beratern aufgebaut wurde. Die Eheberatungssteiien werden im mer häufiger und, was noch erfreulicher ist, immer frühzeitiger aufgesucht. Gegenwärtig werden pro Jahr rund 4000 Beratungsstun den geleistet. Für Probleme des menschiichen Lebens, für die eine diskrete Aussprache notwendig ist, sind nicht nur Aussprachezimmer eingerich tet, sondern vor allem die Teiefonseeisorge der evangelischen und katholischen Kirche eingerichtet worden. Eine der wesentlichen Formen ökumenischer Zusammenarbeit im Dienste aller Menschen, gleich weicher Reli gion und Lebenssituation! Drei hauptamtli che und 24 ehrenamtliche Mitarbeiter sind rund um die Uhr, Tag und Nacht, ais fachlich versierte, diskrete Gesprächspartner bereit ais Zuhörer, Mutmacher und Helfer. Aus den bisher erwähnten Aufgaben wird deutlich, daß sich längst die ursprüngliche Trägergruppe kirchlicher Dienste, nämlich die Priester und Ordensleute, erweitert hat zu zahlreichen ehrenamtlichen und hauptamtli chen Laienchristen. Nicht aliein in den Zen tralen, auch im pfarrlichen Bereich als Pasto ralassistenten, Reiigionsiehrer, Jugendieiter und Angestellte in der kirchlichen Administra tion werden die Dienste der Laien gerne an genommen, sondern auch in allen Berei chen, in denen oft nur Laien ais Gestalter der Weitbereiche und Zeugen des Glaubens wir ken können. Die Botschaft Jesu ist ja wie das „Salz in der Suppe" dazu da, alle Bereiche, Familie und Heim, Arbeit und Beruf, Freizeit und Erholung, Kultur und Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu durchdringen. Die ge fährlichste Krankheit der Pastorai ist ja die Trennung von Glaube und Leben und die Trennung von Kirche und Welt. Zur Überwindung dieser Trennung und zur Durchdringung der Weitbereiche aus dem Geist des Evangeliums wurde die Kath. Ak tion aufgebaut ais Frauen- und Männerbewe gung, als Arbeiterbewegung, ais Akademi kerverband und ais Jungschar und Jugendbewegung, spezialisiert in Arbeiter-, Land- und studierende Jugend. Die KA ist ein wesentlicher Faktor der Pasto rai und des Dienstes an der Gesellschaft, sie leistet Unersetzliches in der Heranbildung selbständiger und dialogfähiger Christen, in der Bildung der Gewissen und in der spiri tuellen Motivation. Es ist beachtlich, wieviele Menschen völlig ehrenamtlich unter großem Einsatz und persönlichen Opfern in der KA in den verschiedensten Gliederungen mitar beiten. Aber auch in zahlreichen anderen iaienapostoiischen Gruppen, in alten und neuen, gibt es einen ähnlich bewundernswerten Einsatz. Eine besondere Aufgabe und ein besonderes Problem ist die Jugendarbeit. Durch die klei ner werdende Zahl der Priester und beson ders durch das Fehlen junger Priester ist die Jugendarbeit in eine Krise geraten und in manchen Pfarren ais spezielle pastoraie Tä tigkeit ganz erloschen. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurden und wer den große Anstrengungen gemacht. In den Städten und Ballungsräumen wurden offene Jugendzentren als Stätten der Begegnung und Beheimatung errichtet und mit geschul tem Personal ausgestattet, in Pfarren und De kanaten wurden und werden hauptamtliche Jugendleiter eingesetzt, in der Jugendburg Aitpernstein werden führende Jugendliche geschult und religiös motiviert. Darüber hin aus wird mit großem Einsatz in der diözesanen Jungschar- und Jugendarbeit das ge samte Jugendfeid der Diözese durch Kontakte, Schulungen, Behelfe und Veran staltungen bearbeitet. Trotz dieser nicht geringen Anstrengungen wird der pastoraie Einsatz für die Jugend in den kommenden Jahren noch verstärkt wer den müssen. Neben den Aufgaben und dem Probiemfeld Jugend gibt es ein ebenso großes Probiem feld, nämlich die Arbeiterschaft. Aus histori schen Gründen und zum Teil aus schmerzli chen Mißverständnissen heraus hat sich ein nicht geringer Teil der Arbeiterschaft von der Kirche entfernt und in der Folge kam es zu einem Entfremdungsprozeß, der nur sehr langsam und mit großer Behutsamkeit aufge arbeitet werden kann. Um das Arbeitermilieu mit dem Evangelium besser zu erreichen, wurde die Betriebsseeisorge eingerichtet. In bisher sieben Zentren (VOEST, Linz/Ost, Linz/Mitte, Traun/Nettingsdorf, Steyr, Weis, Oberes Mühiviertei), deren Größe und Ausstattung vom kleinen Begeg nungsraum bis zu einem Gemeindezentrum (VOEST) reicht, versuchen Priester und Laien, die Weit der Arbeit kennenzulernen und in Solidarität mit den Freuden und Lei den der Arbeiter für die Botschaft des Evan geliums aufzuschließen. Insgesamt arbeiten 80 Betriebsrunden und Arbeitsgruppen der Betriebsseeisorge. Die Betriebsseeisorge kann das angedeutete Problem zwar nicht lö sen, wohl aber ein deutliches Signal dafür setzen, daß die Entfremdung der Arbeiter schaft für die Kirche sehr schmerzlich und die Seeisorge bemüht ist, auch und wenn 18

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