Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Historische Kunst Gruppe gehören die Illustrationen zu den Evangelien, die Galeriebilder für Kremsmün ster: Auferweckung des Lazarus, 1796, Auferweckung der Tochter des Jairus und Herab kunft des Hl. Geistes, 1797, Lasset die Kind lein zu mir kommen, 1799, Christus im See sturm, Der wunderbare Fischfang und der Ab schied der Apostel Petrus und Paulus, alle im Jahr 1800 gemalt. Der milde Dämmerton ist im Spätwerk einem rotdurchscheinenden Polusgrund gewichen, der den Gesamtcharakter der Gemälde bestimmt und vor dem sich flakkernde Lichter, in breiten Pinselstrichen auf gesetzt, abheben. Die Geburt Christi in Mauthausen ist als letztes Werk des Künstlers von Schülerhand be schrieben worden, die Steinigung des hl. Stephanus für Thalheim dagegen eine dramati sche, im Wesen noch hochbarocke Komposi tion, die kein Nachlassen der künstlerischen Inspiration erkennen läßt. Man vergleiche nur die Skizze mit der Ausführung, um zu sehen, wie der greise Maier im Jahr seines Todes den Ausdruck im Großformat noch zu steigern wußte und seiner malerischen Inspiration un mittelbar folgen konnte. Drittens; Wie steht es nun mit der Bildfindung, mit der Thematik und dem ausdrucksstarken Detail, das den Gemälden Kremser Schmidts ihre unverwechselbare Eigenart gibt? Auch diesbezüglich sind die oberösterreichischen Arbeiten eine Fundgrube. Aus der Fülle dieser der Bildmeditation dienenden Elemente seien nur einige angeführt. Schon das früheste Bild, die Engelweihe von Einsiedeln, gibt ein Bei spiel dafür. Das Engelskonzert in der rechten oberen Bildecke, die singenden Putten, die Engel mit Geige, Cello und Mandoline, von dem heiligen Michael, mit Notenblatt in den Händen, als Dirigent angeführt, zeigt, wie die ser musikalische Maler Reales in den Himmel zu versetzen wußte. Der Brückenschlag von der Wirklichkeit zur Vision macht auch die Faszination seiner Gemälde aus. Sie gestal ten eine im Menschlichen verankerte Fröm migkeit, die über die Grenzen des Alltäglichen hinausweisen konnte. Ein solch gemütvolles Beispiel, das unmittel bar der Umwelt entnommen scheint, ist die Szene mit Maria und Martha im Stift Reichers berg. Während sich Martha eben am offenen Herd zu schaffen machen will, der mit all sei nen Geräten genau studiert Ist, hält Christus sie begütigend zurück und verweist sie auf die andächtig vor ihm sitzende Maria. Die Auf merksamkeit des Maiers gehört aber nicht nur der genauen Schilderung der Umwelt und den Hauptpersonen. Auch Lazarus im Hintergrund ist in das Geschehen einbezogen. Gespannt und etwas verlegen lauscht er dem Gesche hen. Wie er dabei mit einer Hand die FingerSpital am Pyhrn, pol. Bezirk Kirch dort a. d. Krems, ehemalige Stiftskirche, heute Pfarrkirche, Bild des Stifteraitares ,,Der hi. Otto von Bamberg weiht seine Stiftung der Gottesmutter", 1781. - Foto: Bundesdenkmaiamt Wien m 62

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