Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Historische Kunst Spital am Pyhrn, pol. Bezirk Kirch dort a. d. Krems, ehemalige Stiftskirche, heute Pfarrkirche, Altar bild des Apostelaltares ,,Christus erteilt den Aposteln den Lehrauf trag", 1781. - Foto: Bundesdenkmalamt Wien ■ ■ ■ ■ ■■ 'Vspitzen der anderen hält, ist eine dem Leben abgelauschte Geste. Auch Szenen des Schmerzes - so die Kranken im Linzer Nepomukbiid - sind durch viele unmittelbare Natur beobachtungen belebt: Der Krüppel, der auf einen Schubkarren liegende Kranke, der mit dem Glöckchen oder die Frau mit dem Kind. Das Mariahilfbild in Waizenkirchen bringt eine ähnlich bewegende Darstellung der notlei denden Menschen. Vor allem beeindruckt die Mutter, die ihr krankes, vielleicht schon totes Kind zur Madonna emporhält. Hier hatte sich Schmidt keiner literarischen Vorbilder bedient, sondern direkt das Leben gestaltet. Er hatte solche Tragödien erlebt. Zehn Jahre vorher waren seine erstgeborenen vier Kinder binnen weniger Monate von Blattern dahingerafft worden. Kein Wunder, daß er zu den Bildern der Trauer und des Schmerzes ein besonde res Verhältnis hatte. Man denke an die ohn mächtig zusammengesunkene Frau im Altar bild des Josef von Gopertino in Linz oder an die Pieta in Spital; Neben der schmerzhaft aufblickenden Maria ein betender Engel und jener andere, der tief gebeugt die Hand des to ten Heilands küßt. So unmittelbar hatte noch kein österreichischer Barockmaler empfun den. Wie gesagt, Schmidt wußte einprägsame Bilder zu sehen, die auch jeder verstand: Im Linzer Immaculatabild wischt ein Engel die Erbschuld der Menschen ganz einfach mit dem Schwamm weg, so wie man eine offene Rechnung tilgt. Immer wieder bietet das Leben neue Beobachtungen an. Die kleine Maria beim Lesen ist so ein Thema: Sie kann ganz vertieft sein wie in Neufelden, vor sich hinsin nen wie bei den Linzer Ursulinen oder etwas schnippisch zur Seite schauen wie in Garsten. Verständlich, daß auch die bäuerli chen Darstellungen besonders überzeugend gestaltet wurden: im Opfer Noahs etwa, (Kremsmünster), besonders aber in der Wei deszene von Großalm im alpinen Aurachtal. Hier dürfte Kremser Schmidt als Landschafts und Genremaler an Ort und Stelle gewesen sein. Doch noch zwei weitere Ansichten aus Oberösterreich sind dem Künstler zu verdan ken: Die malerisch gut ausgeführte Darstel lung des Klosters Spital am Pyhrn im Altarbild zu Füßen des hl. Bischofs Otto von Bamberg und die bekannte 1788 datierte Zeichnung des Traunfalls, die sich heute noch in Lambach er halten hat. Solche Beobachtungen, die sich lange fortsetzen ließen, beweisen, daß Krem ser Schmidts Gemälde nicht nur Kunstwerke, sondern auch sprechende Zeugen barocken Lebens sind. Viertens: Vom Wesen des Künstlers, im Um gang mit der hohen Geistlichkeit und mit sei nen Schülern, geben auch seine im Lande er haltenen Briefe eine gute Vorstellung, etwa 63

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