Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Kunst der Gegenwart Lebensgroße Figur (2. Fassung), 1954/55, Mannersdorfer Kalkstein, 175 cm hoch, WV 19 gleichaltrigen Akademiekollegen, der sich gleichfalls Wotrubas Dominanz entziehen konnte. Dennoch gibt es bei genauer Analyse kaum Gemeinsamkeiten zwischen Reiter und seinem bereits 1963 verstorbenen Freund. Während Urteils Figuren mit ihrer flackernden Oberfläche und ihren fiammenartigen Kontu ren ein zerrissenes, gequältes Menschenbild widerspiegein, spricht aus Reiters quellenden, komplizierten Strukturen eine von einem Ord nungsprinzip beherrschte und dennoch heite re, durchaus sinnlich-lebensbejahende Ge lassenheit. Ein letzthin barock vorgeprägtes, positives Lebensgefühi, wie es in Donauöster reich vorherrscht, konnte und wollte Reiter auch niemals verbergen. Durch Ausstellungen in der Neuen Galerie der Stadt Linz (1960) und in der Wiener Galerie Würthie (1962) wurde Reiter Kunstfreunden und Sammlern bekannt. Der heute legendäre Schutzherr und Förderer aller damaligen österreichischen Avantgardisten, Monsignore Otto Mauer, ermöglichte ihm eine repräsenta tive Ausstellung in der Galerie nächst St. Ste phan (Weihnachten 1964). im gleichen Jahr hatte sich Fritz Wotruba sei nes Schülers besonnen, den er für die ausfüh renden Arbeiten eines von ihm konzipierten monumentalen Reliefs für die Universität Mar burg heranzog. Das Angebot Wotrubas, bei ihm Akademieassistent zu werden, schlug Reiter aus. Seine Selbstbehauptung war ihm ein wesentliches Anliegen. Das Vegetabiie, Wachsende, SchiängeindBewegte der Weiienskuipturen dominierte bis 1966/67. Leicht formbaren Kunststein, aber auch immer wieder das aitvertraute Holz hat Reiter bevorzugt, bis - seit 1966 - das Kunst harz (Polyester) immer mehr in den Vorder grund trat. Rechts: Ausstellung in der Galerie St. Stephan 1964. im Vordergrund Syrinx, 1963/64, Sand stein, 171 cm hoch, WV42.- Foto: Otto Breicha 50

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