Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Bücherecke Autor über neunhundert handschriftliche Hand werksordnungen eingesehen und exzerpiert, um vor dem Leser aiie nur mögiichen Facettierungen der Entwickiungsiinien vom Lehrling zum Meister ausbreiten zu können. Rein statistisch gesehen dürften damit wirklich sehr viele Erscheinungsfor men des Lebens in den Zünften erfaßt worden sein; dies freiiich auf Kosten der handwerksspezi fischen Charakteristika und der entwickiungsgeschichtlich bedingten Besonderhelten. Auch für den laienhaften Beobachter erhebt sich nämlich die Frage, ob es zulässig ist, Einzelbeiege aus verschiedenen Handwerksordnungen quer durch die Zünfte und auch quer durch die Jahrhunderte miteinander in Verbindung zu bringen. So finden sich z. B. auf Seite 133 unter dem Titei ,,Reiigiöse Vorschriften" (für Gesellen) folgende Belege: Tuchmacher 1731, Müller 1611, Hutmacher 1632, Hufschmiede 1777, Bäcker 1562. Jeder Einsich tige wird die Stirn runzein, wenn ihm für ein be stimmtes soziaihistorisches Postuiat Beiege aus völlig verschiedenen Zeiten und Berufsschichten angeboten werden. Wer sich damit abfindet, daß fast in der Regel zeitlich und berufsspezifisch Un vergleichbares (Seite 136: Wagner - Leinenweber - Rauchfangkehrer; Seile 197: Apotheker - Schermesserer - Barettmacher) aufgetischt wird, mag an der breiten Darsteiiung ailer nur möglichen Verhaltensregeln für Lehrlinge, Gesellen und Mei ster seine Freude haben. Wer jedoch die sicher sehr bedeutsamen Spezifika, beispieisweise in ei nem Längsschnitt durch die Entwicklung einzelner Zünfte, sucht, wird enttäuscht sein. Für derlei Zweifier und Kleingläubige hat der Autor jedoch dankenswerterweise seine Queiien, vor allem die einzelnen Handwerksordnungen, nach Zünften geordnet und chronologisch gereiht, genau ange geben. Insofern handelt es sich doch um eine ver dienstvolle Arbelt. St. Fritz Feichtinger: Der Maier Karl Hayd (1882-1945). - Linz: 00. Landesverlag 1982, 48 Selten Text, 100 Seiten Farbbilder, 20 Seiten Werkverzeichnis, Format 31x28,7 cm, farbiger Schutzumschlag, Ladenpreis S 470.-. Karl Hayd, zu seiner Zelt angesehener Maler In Linz, wäre fast In Vergessenheit geraten, wenn es sich nicht der Linzer Maier und Pädagoge Fritz Feichtinger zur Aufgabe gemacht hätte, das An denken an diesen feinsinnigen und verinneriichten Beobachter seiner Zeit durch eine, man kann ruhig sagen, prächtige Monographie neu zu beieben. Äußeren Anlaß bot der 10Oste Geburtstag Hayds, der in das Jahr 1982 fäilt und durch eine ebenfails von Feichtinger arrangierte Gedächtnisaussteiiung besonders hervorgehoben worden ist. Kari Hayd verbrachte als Sohn eines Offiziers - er absolvierte gegen den Wiilen seines Vaters sein Kunststudium - vorerst ein bewegtes und nicht Immer ganz glückliches Leben. Auch seine Lauf bahn als freischaffender Maler In Linz war von manchen Entbehrungen gekennzeichnet. Nichts oder kaum etwas ist davon in seinen Bildern zu sehen, die einen gegenständlichen, reaiistischen Stii zeigen, der sich äußerstenfails Ausflüge ins Impressionistische gestattet. Hayds Sujets sind - mit Ausnahme des gänziich anderen Genres der Front-Darsteliungen - meist dem tägiichen Da seinskampf entrückt, sieht man von einzelnen bäuerlichen Szenen ab. Hayds Werke zeugen nicht nur von ausgefeilter Maltechnik, sie überzeu gen auch in ihrer schlichten Aussage, die oft von leiser Melancholie durchzogen ist. Der vorliegende Kunstband verdient in seinem Aufbau und vor ailem in der Gestaltung und tech nischen Qualität der Reproduktionen voiles Lob. Es ist dem Autor und dem Veriag geiungen, eine repräsentative Publikation zu schaffen, die zudem überraschend preisgünstig angeboten wird. St. Adoif-Oberländer-Aibum. Humor und Satire in über 300 Zeichnungen und Biidgeschichten. Hrsg. von Hans Ludwig. - Rosenheim: Verlagshaus Alfred Förg, 1982, 224 Seiten, 22x24 cm, iam. Papp band, Ladenpreis S 226.50. Wie reich ist doch unsere Vergangenheit, auch die unmitteibare, das heute noch so oft gelästerte 19. Jahrhundert. Die Rosenheimer Verlagsanstalt versteht es gut, in dieser Schatztruhe zu wühlen und Neuentdeckungen herauszuholen. In einem neuen Bildband widmet sie ihre Aufmerksamkeit einem bairlschen Zeichner und Karikaturisten, der einst tägiich die ,,Fiiegenden Biätter" mit den Produkten seines Fieißes beiieferte, dadurch eine bürgerliche Existenz für sich und seine Famiile sichern konnte, jedoch immer bescheiden geblieben ist. Es handeit sich um Adolf Oberländer, der seinerzeit immerhin so angesehen gewesen sein dürfte, daß von ihm der Münchner Modemaier Franz Lenbach 1890 ein Por trät malte. Er wurde 1845 In Regensburg als Sohn eines Organisten geboren. Der Vater starb bald. Die Familie lebte dann in ärmlichen Verhältnissen in München. Ab 1863 ging Oberländer einem Broter werb als Karikaturist der,,Fliegenden Blätter" nach. Im Buch, das Ihm jetzt gewidmet worden ist, heißt es über ihn: ,,ln diesem Album werden nach langer Zeit die witzigen und humorvollen, oft auch zeitkri tisch-Ironischen Bildgeschichten Adoif Oberiänders wieder iebendig, des neben Wilheim Busch bedeu tendsten deutschen Karikaturisten in der zweiten Häifte des 19. Jahrhunderts." Der Hannoveraner Wiiheim Busch lebte von 1832 bis 1908. Oberländer Lebensbahn vollzog sich zeitlich fast paraliei -1843 bis 1923. Ais er starb, war er bereits ein Vergesse ner. Es haben sich ailerdings bedeutende Leute um seinen Nachruhm bemüht, so Reinhard Piper oder Wiiheim Hausenstein. Er war Gerhart Hauptmann bekannt. Doch es mußte unsere Zeit kommen, daß seine Zeichnungen zu neuem Leben erweckt wer den konnten. Der Herausgeber dieses Buches - Hans Ludwig - bekennt, daß er sich ein Leben iang mit seinem Künstler beschäftigt hat. Diese Liebe spürt man im Text und in der Biidausstattung. Wir erfahren, daß Oberländer eigentlich ein armer Teufel war. Er mußte Illustrieren, was ihm von der Redaktion zuge sandt worden Ist. Er war in seinem ganzen Wesen auch eher ein schwermütiger Mensch, wie vieie Komikergrößen im Theater und im Zirkus. Er besaß jedoch eine beachtiiche Phantasie. In seinem Leben volizog sich der Umbruch vom agrarischen zum in dustriellen Zeitalter. Oberländer erkannte die kriti schen Zeichen seiner Zeit. Wir finden in seinem Werk viele Blätter, die kubinesque erscheinen. So erscheint uns sein künstlerisches Vermächtnis zeit nah. O. W. Irmgard Zacharias: Die Sprache der Blumen. - Ro senhelm: Verlagshaus Alfred Förg 1982, 192 Sei ten, 16 farbige und 54 Schwarzweißabbildungen, 12,5x19.5 cm, Leinen, Ladenpreis S 190.-. Ein Buch für Biumenfreunde, das den Leser in eine ganz eigene Gefühlswelt einführt, in das poetische Reich der Blumensymbolik, Symbol und Deutung der Pflanze. Die Herausgeberin - Irmgard Zacharias -traf aus zwöif aiten Biumenbüchern eine Textaus wahl für rund 150 Pflanzen, deren geheimnisvolle Kräfte, die Ihnen von den Menschen aus Mythe und Erfahrung zugeschrieben worden sind, uns neu ins Bewußtsein gerufen werden. Die Anordnung erfolgt alphabetisch nach Blumennamen, wobei u. a. auch von den Kränzen zu lesen Ist. Daran schließt sich eine Zusammenstellung über,,Blumen zu den ver schiedensten Anlässen", geschöpft aus einem 1891 In Tokio veröffentlichten Buch, ,The fiowers of Japan and the art of florai arrangement": glückbringende Pflanzen, Blumen für einen erreichten Lebensab schnitt, Blumen für Verlobungen, Blumen für Hoch zeiten usw. Den Abschiuß biidet das auch für einen Fachbotaniker interessante Queiienverzeichnis mit dem ,,Liederbuch der Hätzlerln, Augsburg, 1471" als erstem Titel. In einem Register der Eigenschaf ten und Symboie kann sich der Leser von ,,Ab schied" bis,.Zuversicht" rasch seine Blume suchen. So erfahren wir z. B., daß das Leberblümchen von dem französischen Autor Jules Lachaume in seinem 1847 erschienenen Buch - Mosieur Lachaume war Gärtner und Pflanzenhändier - als Symbol der Zu versicht gedeutet wird: ,,Vertrauensvoll blüht das Leberblümchen schon im April, sobald sich schöne Tage ankündigen. So sehr vertraut sich die Pflanze der Milde des Frühlings an, daß sie Ihre Blüten den Blättern vorausschickt." 70 alte Blumenstiche, zum Teil farbig, erfreuen das Auge und machen diese ,,Rosenheimer Rarität" zu einem besonders lie benswürdigen Geschenkbändchen. O.W. Christi Fitz: Biumen aus der Werkstatt. Prächtige Sträuße und Gebinde zum Seibermachen aus künstlerischem und natürlichem Materiai. - Rosen heim: Verlagshaus Aifred Förg 1982,144 Seiten, 64 Farbtafein, 72 Schwarzweißabbiidungen mitAnieitungen und Konturzeichnungen, Leinen, Laden preis S 302.50. Lernen wir bei Irmgard Zacharlas ,,Dle Sprache der Blumen" verstehen, so erzählt uns Christi Franz vom ,,kleinen Glück" der Kunstblume. Wer diese schön und reich ausgestattete ,,Rosenheimer Rari tät" erwirbt, wird baid ein großes Giück erleben. Vom Klappentext erfahren wir, daß die Autorin in Bayern „ais die erste Herstellerin von Sträußen, Kränzen und Dekorationen aus getrocknetem Materiai und künstiichen Blumen" gilt. Sie Informiert im ersten Kapitei ihres Buches von ,,Geschichtlichem über die Entwicklung der künstlichen Biumen". In gepflegtem Plauderton erfahren wir eine Fülle von kulturhistori schen Fakten, wie z. B. In einem Grab auf Kreta schon 2500 Jahre vor Christus die Haare eines To ten mit Kunstblumen geschmückt worden sind, wie sich Aiexander der Große und die römischen Kaiser mit Lorbeer- und Myrtengewinden bekränzten, wie einst in den mittelalterlichen Frauenklöstern, am Hofe von Versailles, Im Biedermeier usw. die künst liche Blume gellebt und verschwenderisch verwen det wurde. 73

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