Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Bücherecke 1919-1938: Politische Kultur in einer fragmentierten Gesellschaft" (ein sehr anspruchsvoller Titel). Die Mitte des Werkes nimmt der 2. Teil mit den Bildtafeln von Alois Schmiedbauer, Salzburg, ein. St. Peter wird uns hier In vorzüglichen Fotos na hegebracht. Umfangreich fiel der 3. Teil ,,Beiträge aus Archäo logie, Numismatik, Realienkunde, Kunst- und Mu sikgeschichte, Literatur- und Bibliothekswissen schaft und Schuigeschichte" aus. St. Peter als ur alter Kulturfaktorl Stefan Kara/Iese, Wien: ,,Erster vorläufiger Ge samtbericht über die Ausgrabungen zu St. Peter In Salzburg" - Eva-Maria Feldinger, Salzburg: ,,Elne Sammlung römischer Münzen In St. Peter" - Ger hard Jarltz, Krems: ,,Zur Alltagskultur Im spätmit telalterlichen St. Peter" - Gerhard Jaritz, Krems: ,,Zur Alltagskultur Im spätmittelalterlichen St. Pe ter" - Aegidius Koib, Ottobeuren: ,,Tischgebräu che In St. Peter nach dem Speisenbuch von 1728" - Franz Fuhrmann, Salzburg: ,,Der Baldarichbau der Abteikirche St. Peter" (Abt ; Balderich 1125-1147, ,,Erbauer der hochromanischen Kir che") - Franz Wagner, Salzburg: ,,Dle erste Barocklsierung der Stiftskirche St. Peter und die Al täre des Hans Waldburger" - Rupert Feuchtmül ler, Wien: ,,Dle spätbarocke Umgestaltung der Stiftskirche unter Abt Beda Seeauer" (siehe auch den Artikel von Adolf Hahnl in diesem Heft) - Ger hard Walterskirchen, Salzburg: ,,Beiträge zur Ge schichte der Orgel von St. Peter" - Ernst Hintermaier, Salzburg: ,,Dle elfte und zwölfte Säkular feier des Erzstiftes von 1682 und 1782" - Rudolph Angermüller, Salzburg: ,,Amor Subditorum. Ein Applausus von Michael Haydn für den letzten Fürstpropst von Berchtesgaden im Muslkallenarchlv von St. Peter" - Karl Forstner, Salzburg (übrigens ein gebürtiger Oberösterreicher): ,,Dle Datierung des Cutbert-Godex. Ein Hauptproblem des Skriptoriums von St. Peter" - Hermann Hau ke, München: ,,Dle ehemals St. Petrischen Hand schriften in der Bayerischen Staatsbibliothek" - Gerold Hayer, Salzburg: ,,Neue Fragmente zum .Alexander' Ulrichs von Etzenbach und zum .Schwabenspiegel' aus der Stiftsbibliothek St. Pe ter" - Peter Wind, Salzburg: ,,Dle Handschriften des Erhard Manseer in der Bibliothek von St. Pe ter" - Wolfgang Seltz, Augsburg: ,,Graphische Thesenblätter für St. Peter" - Friedrich Karl Her mann: ,,Das Konvikt St. Peter 1878-1938". Diese trockene Aufzählung beweist allein schon den Standort von St. Peter als altehrwürdiges Salzburger Kulturzentrum. Daß Stiftskirche und Bibliothek dabei einen besonderen Rang einneh men, mag als Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft gewertet werden. Den Abschluß des Werkes bildet als 4. Teil eine von Ivo Pomper, Salzburg, sorgfältig und gewis senhaft erarbeitete ,,Bibliographie von St. Peter". Dieses Werk sollte in keiner Historlkerblbllothek fehlenl O. W. Norbert Lieb: Johann Michael Fischer. Baumeister und Raumschöpfer im späten Barock Süddeutschiands. Photographische Aufnahmen: Wolf-Christian von der Müibe. - Regensburg: Verlag Fried rich Pustet 1982, 240 Seiten, 76 Bildseiten z. T. in Farbe, Format 23,5x28 cm, Leinen. Ladenpreis S 593.-. In der Geschichte der balrischen Barockarchitektur werden die Brüder Asam, Johann Michael Fischer und Dominikus Zimmermann als das große ,,Drelgestlrn" bezeichnet. Sie waren sich selbst ihres Wertes bewußt. Davon gibt beredtes Zeugnis die In schrift auf dem Grabmal für Johann Michael Fischer In der Münchner Frauenkirche: ,,Hier Ruhet / Ein Kunsterfahrn Arbeitsam Redlich und Aufrichtiger Mann (Job. 1. V. 1.) / Johann Michael Fischer / Dreyer durchlauchtigster Fürsten / Bewährter Bau-Meister / Dan Bürgerlicher Maurer Meister in München / Welcher Niemahlen geruhet / Indem Er durch sein Kunsterfahrne und Unermüdte Hand / 32 Gottshäuser 23 Clöster / nebst sehr vielen andern Palästen / Gemüther aber viele Hundert / durch sei alt Teutsche und Redliche Aufrichtigkeit / Erbauete . . ." (zitiert aus Benno Hubensteiner: Vom Geist des Barock, München 1967). Diese Inschrift vermittelt einen Eindruck von der großartigen Bautätigkeit Im süddeutschen Barock. Sie beweist aber auch, wie sehr die Kunst im dama ligen Zeltgefühl eingeordnet war. Es war die Perlode der barocken Volksfrömmigkelt, die heute noch weitgehend das Architekturbild des süddeutschen Raumes und natürlich auch von Österreich be stimmt. Es gibt über diesen Kunstabschnitt eine reiche Lite ratur. Trotzdem ist diese Publikation die erste Mo nographie über Johann Michael Fischer, der von 1691 bis 1766 lebte und von Kennern als, .Vollender der süddeutschen barocken Kirchenbaukunst" be zeichnet wird. DerTextautor Dr. Norbert Lieb ist be rufener Fachmann. Schon 1941 hat er mit seinem Buch über die ,,Münchener Barockbaumeister" ei nen Grundstein für die Erforschung des balrischen Barock gelegt. Er Ist Schüler von Wilhelm PInder und war 1963 bis 1973 In München Professor für Kunstgeschichte. Dem Bildautor Woif-Chrlstian von der Mülbe sind wir bereits in dem Werk über die Brü der Asam begegnet. Er ist ein Meister In seinem Fach. Wie das Im gleichen Verlag erschienene Buch ,,Dle Brüder Asam" Ist diese Veröffentlichung wie derum als das Musterbeispiel einer guten Zusam menarbeit von Kunstwissenschaft und moderner Verlagsarbeit zu bezeichnen. In Inhalt und Bllddokumentatlon ist es gewissenhaft gearbeitet. Der Le ser wird umfassend über die Persönlichkeit und das Werkschaffen von Johann Michael Fischer In formiert. Ein exakter wissenschaftlicher Apparat, wie Literaturverzeichnis, Werkliste, Erklärung der Fachausdrücke, Register der Künstler und Bau handwerker, Register der Orte, kann auch dem Fachmann genügen. Geschrieben und blldmäßig ausgestattet Ist das Buch so anschaulich und ästhe tisch so befriedigend, daß seine Lektüre für jeder mann ein Vergnügen darstellt. Eigene Kenntnisse über das Thema werden vertieft, Laien und Kunst freunde werden ermuntert, diese Meisterwerke ba rocker Architektur aufzusuchen. Geplante Kunstfahrten werden bereits durch das Vorsatzpapier unterstützt. Es zeigt In guter graphi scher Darstellung eine Landkarte von Bayern und der angrenzenden Region von Baden-Württemberg mit allen Orten, In denen Bauwerke Fischers zu fin den sind - erhaltene Werke, nicht erhaltene Werke, nicht ausgeführte Werke, zugeschriebene Werke. Für österreichische Leser seien einige Reisetips angeführt: Chor und Türme der Benediktiner-Abteikirche Niederaltaich, die Benediktiner-Abtelkirche Osterhofen, die Propstei-Kirche Richnach im Baye rischen Wald - Frühwerke des Meisters. Oder: die Zisterzienser-Abteikirche Fürstenzell südwestlich von Passau. Die Benediktiner-Abteikirche Rott am Inn stellt einen Höhepunkt Im Schaffen des Künst lers dar. Zwischen Rosenheim und Wasserburg ge legen, kann sie als ein besonders lohnendes Ziel für eine Kunstfahrt aus dem Innviertel angesprochen werden. O. W. Mario Schwarz: Studien zur Kiosterbaukunst in Osterreich unter den letzten Babenbergern. Phii. Diss. Wien 1975, 197 Seiten, 61 Abbildungen (SW); Verband d. wiss. Ges. Ost, Dissertationen d. Univ. Wien 147 (1981). Mario Schwarz bezieht als Ausgangspunkt seiner Dissertation eine In der Form wohl Urbane, nichts destoweniger aber massive Kritik an Thesen des Doyens österreichischer Kunstgeschichtsschrei bung, Richard K. Donin, der - vereinfacht gesagt - der Baukunst unter den letzten Babenbergern ei nen stark retrospektiven Charakter zuwies und Widersprüchen durch gewagte Datierungen aus zuweichen suchte. Schwarz stellt vorerst die Crux der bisherigen Forschung dar, die für das Phäno men des Nebeneinanders frühgotischer und spätromanischer Bauformen In der ausgehenden Babenbergerzelt wohl viele Thesen, aber keine wirklich befriedigende Erklärung liefern konnte. Schwarz selbst kommt nach einer detailreichen Analyse zur Ansicht, daß die Übernahme, Varia tion und Assimilation frühgotischer Formen, vor al lem aus dem burgundischen Bereich, In erster Li nie auf das Engagement des Landesfürsten, sein mehr oder minder gesteigertes Interesse an be stimmten Klosterbauten zurückzuführen Ist. Bei Zwettl und Lilienfeld stehe der Synchronverlauf mit der französischen Baukunst außer Frage, nach 1230 habe sich jedoch ein Übergangsstil heraus gebildet, der französische Vorbilder in bodenstän dige, traditionelle Elemente integrierte. Beispiele für diese These ließen sich vor allem In Heiilgen kreuz, Ardagger, St. Florian, Kremsmünster und Schlägl finden. Wilhering und Baumgartenberg seien dagegen vom Landesfürsten kaum begün stigt gewesen und trügen Merkmale des Verharrens In der längst überwunden geglaubten Roma nik. Wie dem auch sei, es wird der ernsthafte oberösterreichische Kunsthistoriker an Schwar zens Arbeit kaum vorbeigehen können, denn die Baukunst der Klöster Wilhering, Baumgartenberg und Kremsmünster erfährt In dieser Dissertation eine gründliche Beachtung und Interpretation, der für die Kunstgeschichtsforschung in diesem Land sicher Ihre angemessene Bedeutung bleibt. St. Josef Schwarzimüiier: Die Berufsiaufbahn Lehr ling - Geselle - Meister in den Handwerkszünften Oberösterreichs. Phii. Diss. Linz 1977, 244 Sei ten, Verband d. wiss. Ges. Ost, Dissertationen d. J.-Kepier-Universität Linz, Nr. 15 (1979). In der vom Verband der wissenschaftlichen Ge sellschaften Österreichs verdienstvoilerwelse her ausgegebenen Reihe gedruckter Dissertationen Ist auch diese mit Bienenfleiß zusammengetragene Studie erschienen, die eine Fülle von authenti schem Material über die Sozialgeschichte des Handwerks in Oberösterreich bietet, ü. a. hat der 72

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