Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

jedoch die Raumfrage; Die Räumiichkeiten auf der Festung reichen nicht aus, um dem Ansturm der Studierenden gerecht zu werden. Die Dependancen in der Altstadt sind weder bei Lehrenden noch bei Studenten wegen ih rer Isolierung von der zentralen Arbeitsstätte auf der Festung beliebt. Die Folge war, daß man auf einzelne Klassen verzichten und - auch angesichts der angespannten Finanz lage der öffentlichen Haushalte - im Lehrpro gramm einsparen und die Studentenzahi auf 480 im Jahre 1982 senken mußte. Schmied setzte dafür neue Akzente in der Auswahl der Lehrenden, im Lehrprogramm der Klassen und in den zahlreichen theoretischen und kunsthistorischen Begleitveranstaltungen. 1981 gelang es, so markante Protagonisten der aktuellen Kunstszene wie Howard Kanovitz, Mario Merz, Rupprecht Geiger, Gerhard Rühm, Viassis Caniaris, Eduarde Paolozzi und Georg Eisier zu gewinnen. Die Klassen für Architektur wurden 1981 und 1982 von Gustav Peichl und Wilhelm Holzhauer geleitet, die Grafikklassen von Werner Otte und Rudolf Hradil, Michael Schoenholtz unterrichtete Mo deiiieren, Verena von Gagern künstlerische Fotografie, Günther Schneider-Siemssen wiederum die Bühnenbiidklasse, Josef Symon die Goldschmiede und Josef Zenzmaier den Bronzeguß. 1982 kamen zur bewährten Stammannschaft die Professoren Gotthard Graubner, Arik Brauer, Andre Thomkins, Rolf Szymanski, Giselbert Hoke, Daniel Spoerri und Marie-Louise von Piessen sowie Erich Lessing und Robert Jungk hinzu. Mit den neuen Lehrerpersönlichkeiten gelang auch die von Schmied erstrebte Verankerung der Sommerakademie im kulturellen Leben der Stadt: die Salzburger Professoren des Kollegiums sorgen für die entsprechenden Kontakte zur einheimischen Kunstszene, die Klassen für Architektur befassen sich mit ak tuellen Problemen der Stadtplanung und -Sa nierung, die Klasse von Andre Thomkins ging in die Salzburger Museen auf Motivsuche, ,,Die Neue Schule des Sehens" erarbeitete eine unkonventionelle Ausstellung zur Salz burger Geschichte nach dem Prinzip der alten ,,Kunst- und Wunderkammern". Die beiden Leiter dieser Klasse, Daniel Spoerri und Ma rie-Louise von Piessen, wurden von Landes hauptmann Dr. Wilfried Hasiauer eingeladen, eine große Ausstellung zu diesem Thema un ter dem Titel ,,Salzburg incognito" im Jahre 1985 einzurichten. Die Klasse von Robert Jungk schließlich diskutierte unter dem Titel ,,Kunst und Zukunft" auch spezifische Saizburger Kulturprobleme. Neue Akzente sind gesetzt, in Zukunft wird der Standort der Sommerakademie zwischen Kontinuität und Erneuerung, zwischen be währten Mustern und den wechselnden, dem Zeitgeist unterworfenen Anforderungen im mer wieder zu überprüfen und stets aufs neue zu suchen sein. Geht es doch heute darum, einen Weg zwischen den staatlichen Akade mien und den aus dem Boden wachsenden Freizeitangeboten für Kreativuriaub zu finden, den Extremen der hehren Isolation in den histori§phen Räumen der Festung oder aber des Massenbetriebs entgegenzuwirken, ,,reine" Kunst im Abseits zu propagieren oder aber den Kontext und die Kommunikation mit den kulturellen Belangen der Stadt zu suchen, sich für ein elitäres Auswahlprinzip und damit eine Homogenität der Studierenden zu entschei den oder aber für alle Alters-, Interessen- und Berufsgruppen offen zu bleiben. Im Sommerakademieprospekt 1982 formuliert Wieland Schmied Zielrichtung und Sinnge bung wie folgt; ,,Auch 1982 ist die Sommerakademie prinzi piell für alle Interessenten offen; für Kunststu denten und solche, die sich auf ein Studium der Kunst an einer Akademie vorbereiten wol len, für junge Künstler ebenso wie für begabte Laien, die bisher keine Kunstschule besucht haben. Das Ziel der Sommerakademie bleibt es, wie in allen Jahren zuvor, den Studieren den in einer ansprechenden Umgebung die Begegnung mit schöpferischen Persönlichkei ten unserer Zeit und konsequentes bildneri sches Arbeiten unter ihrer Anleitung zu er möglichen."® Anmerkungen: 1 Aus einem Brief von Oskar Kokoschka an Fried rich Welz vom 4. 12. 1952. 2 Brief von Oskar Kokoschka an Friedrich Welz vom 17. 1. 1953. 3 Brief von Oskar Kokoschka an Friedrich Welz vom 18. 2. 1953. 4 Brief von Oskar Kokoschka an Friedrich Welz vom 14. 12. 1953. 5 Auszüge aus einem Brief von Oskar Kokoschka an Herrn und Frau T., publiziert in; O. K., Das schrift liche Werk, Bd. 3, Hamburg 1975. 6 Rundfunkrede von Hermann Stuppäck in Radio Salzburg, Februar 1965. 7 Ina Stegen: Das schönste Atelier der Welt, 25 Jahre Internationale Sommerakademie für Bil dende Kunst, Salzburg; Salzburg 1978. 8 Walter Koschatzky: Bleibendes im Wandel, Festrede zum 25jährigen Bestandsjubiläum der In ternationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg, gehalten am 27. Juli 1978 im Carabinieri-Saal der Salzburger Residenz; Sonderpublikation der Sommerakademie, Salzburg 1978. 9 Wieland Schmied, Vorwort zum Sommeraka demieprospekt 1982. Herbert Friedl - ein ehemaliger Studierender an der internationalen Sommerakademie in Saizburg Schon in den Teilnehmerlisten der ersten Jahrgänge der Internationaien Sommeraka demie finden sich viele Namen oberösterrei chischer Künstier, die inzwischen zu bedeu tenden Künstlerpersönlichkeiten herange wachsen sind, so etwa die Professoren Jo hanna Dorn-Fladerer und Rudolf Kolbitsch. Diese Faszination aus Saizburg hält weiterhin an. Auch der graphische Gestalter unserer Zeit schrift, Herbert Friedl, suchte und fand in der Salzburger Sommerakademie eine Erweite rung seines geistigen Horizonts und eine we sentliche Bereicherung seines künstierischtechnischen Könnens. Herbert Friedl gehört zu den jungen Künstlern In unserem Land, die ihre Arbeit als einen kul turellen Auftrag betrachten. Im Vordergrund steht für ihn das Werk, seine Aussage, die er bildnerisch machen will. Seinen Weg be schreitet er mit Beharrlichkeit. Wenn notwen dig, nimmt er Opfer auf sich, um seine geisti gen Zieie erreichen zu können. Ob Malerei oder Druckgraphik oder Buchgestaitung - je des Vorhaben wird mit größter Gewissenhaf tigkeit ausgeführt. Deshalb braucht Herbert Friedl viel Zeit für jedes Werk. So ist auch seine Grafikmappe ,,Fensterblicke" langsam gereift. Die Salzburger Aufenthalte hatten starken Anteil an diesem Reifungsprozeß. Über die Salzburger Sommerakademie soll er deshalb auch selbst zu Wort kommen; ,,Den Kontakt, die Begegnung, das Gespräch mit schöpferischen Persöniichkeiten der Ge genwart halte ich für jeden bildnerisch schaf fenden Menschen für unabdingbar, ob es nun ein Kunststudent, ein junger oder ein schon anerkannter Künstler oder ein begabter Laie ist, der diese Begegnung sucht. Schon bald nach Abschluß meines Studiums in Linz wollte Ich mit Künstlerpersönlichkeiten in Kontakt treten und, wenn möglich, als Ler nender bei ihnen arbeiten. Das Programm der Internationalen Sommerakademie in Saizburg kam mir dabei sehr gelegen. Bei Professor Rudolf Szyszkowitz beschäftigte ich mich ei nen Sommer lang (1970) Intensiv mit der menschlichen Figur, sowohl zeichnerisch als auch malerisch. Die starke Persönlichkeit des Lehrers und die angenehme Atmosphäre un ter den Studierenden bewirkten, daß ich nach einiger Anlaufzeit frei und geiöst arbeiten konnte. Dies war für meine weitere Arbeit, die ohnedies sehr formstreng war und ist, von großer Wichtigkeit. 48

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