Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Denkmalpflege Der Begriff „Technisches Denkmai'' erläutert an oberösterreichischen Beispielen Peter Swittalek Erinnerung an die historische Traunschiffahrt: Darstellung des Wappens von Lauften in Blechmaierei auf dem Sockei des „Gott'snam-Stoans" in Lauften. Nach der Überiieferung nahmen hier vor der Durchfahrt durch den „Wilden Lauften" die Schiffer und Flößer ihre Hüte ab und empfahien sich dem Schütze Gottes. - Foto: Klaus Schenner, Bad Goisern Das 1923 erstmals erlassene Denkmal schutzgesetz definiert Denkmale als Gegen stände geschichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung. Praktische Erfahrun gen und theoretische Auseinandersetzungen mit dem Begriff ,,Denkmal" hatten im Laufe des 19. Jahrhunderts das Bewußtsein dahin gehend geformt, daß sämtliche Äußerungen seiner Tätigkeit die Kultur des Menschen ausmachen und als Zeugnisse und Doku mente erhaltenswert sind, d. h. die Kultur einer Gesellschaft manifestiert sich nicht nur in ihrer künstlerischen, sondern in jeglicher schöpferi schen Leistung. Schon zwei Jahre nach Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes wurde beim Bundesdenkmalamt ein vorerst ehrenamtliches Referat für ,.wirtschaftsgeschichtliche und technische Kulturdenkmaie" eingerichtet. Der Tätigkeit dieses Referates ist es zu danken, daß bereits 1928 das noch vollständig erhalte ne, aber zum Abbruch bestimmte Radwerk IV in Vordernberg, dessen Betrieb seit 1911 ein gestellt war, als erste Eisenhütte unter Denk malschutz gestellt worden ist. Damit wurde ein einzigartiges Baudenkmal des Eisenwesens gerettet. Seine eigentliche Restaurierung und Präsentation als Museum erfolgte allerdings erst 1956-59. Dieser ersten, beispielge benden Aktion folgten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weitere, deren bekannteste - aber leider erfolglose - wohl der Rettungs versuch für die ehemalige Wollzeugfabrik in Linz war. Das Bundesdenkmalamt sah in die sem Bauwerk nicht nur das zu schützende Werk eines bedeutenden oberösterreichi schen Barockarchitekten, sondern ebenso ein wirtschaftsgeschichtliches Denkmal besonde rer Größenordnung. Mittlerweile entstand, zum Teil von England ausgehend, auch international reges Inter esse an Wirtschaftsgeschichte und der Erhal tung ihrer Baudenkmäler. Es entwickelte sich eine neue, eigene wissenschaftliche Disziplin, die sich mitunter, in direkter Übertragung der entsprechenden englischen Bezeichnung, „In dustriearchäologie" nennt. 1973 iud das Frei lichtmuseum von Ironbridge in England, wo die älteste gußeiserne Bogendrücke, errichtet 1776-79, steht, zu einem ersten internationa len Kongreß über die Erhaltung von Industrie denkmalen ein, dem inzwischen drei weitere in Bochum, Stockholm und Lyon gefolgt sind. Die Notwendigkeit, sich intensiver mit dieser Materie zu befassen, veraniaßte das Bundes denkmalamt 1976 anstelle des seinerzeit eh renamtlichen Referates nun eine eigene ,.Ab teilung für technische, wirtschafte- und sozial geschichtliche Denkmale" einzurichten. Ihre Aufgabe ist es, die diesbezüglichen Aktivitäten bundeseinheitlich zu koordinieren, um bei den erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen gezielt vorgehen zu können. Was verstehen wir nun unter dem Begriff ,,technisch", der oft in Verbindung mit wirt schaftsgeschichtlich oder sozialgeschichtiich - quasi als nähere Erklärung - gebraucht wird? Schon eine 1932 in Deutschland erschienene Publikation nannte sich kurz „Technische Kul turdenkmale". Im deutschen Sprachraum herrscht heute darüber Einigkeit, daß unter ,,technischen Denkmalen" in Analogie zu den Kunstdenkmalen jene beweglichen und un beweglichen Gegenstände zu verstehen sind, die als charakteristische Wahrzeichen einer abgeschlossenen Zeit bzw. Kuiturepoche das Verständnis für seinerzeitige Produktionsvor gänge und Arbeitsbedingungen in deren gan43

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