Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Oben: Gastzimmer des Stiftes Wilhering mit einem Bodenteppich der Linzer Teppichfabrik. Foto: Lichtbiidsteile des Stadtmuseums Linz (Franz Michalek) Rechts: Teppich mit Bordüre: dichtes Streublumenmuster, geschnittener Flor, angefertigt in der Linzer Teppichfabrik um 1820/30, Stift Wilhering. - Foto: Lichtbiidsteile des Stadtmuseums Linz (Franz Michalek) Bisher nicht bekannt war, daß Staatskanzler Fürst Metternich persönlich als Fürsprecher für die Linzer Erzeugung eingetreten war. Schon im Jahre 1929 hatte an entlegener Stelle ein Heimatforscher die Korrespondenz von Fürst Metternich mit Herzog Ernst I. von Sachsen, Coburg und Gotha veröffentlicht.^ Metternich kündigte darin aus Troppau an (30. Oktober 1820), daß Herzog Ernst wohl schon den ,,Pack verschiedener Dinge" erhalten habe, den er mittels Postwagens nach Coburg abgesendet hatte. ,,Unter denselben ist das Muster eines kleinen Teppichs aus der Unzer Fabrique, welches ihnen die Art dieser Teppi che beweisen wird." In der Publikation heißt es, daß die Korrespon denz, bestehend aus 17 eigenhändigen Brie fen, im Jahre 1863 der Autographensamm lung übergeben wurde. Die Nachforschungen in Coburg ergaben, daß die ,,herzogliche Autographen-Sammlung" unter dem Schlagwort ,,1. Fürsten A in Deutschland, 2. nichtregie rende incl. die vormals reichsständigen Für sten und Grafen" unter Metternich Clemens Wenceslaus Lothar den kompletten Bestand der Briefe noch besitzt.® Es kann daher hier eine Wiedergabe des Originalschreibens ver öffentlicht werden, die deutlich erkennen läßt, daß sich Metternich sogar als ,,bereitwilliger Commissionair" für den Ankauf von Teppi chen durch das Haus Coburg-Gotha anbot. Metternich selbst war Anfang Juli 1820 zu Be such in Coburg gewesen.® Wäre allein schon die Wiederauffindung die ses interessanten Schreibens von Bedeutung, so muß hervorgehoben werden, daß sich durch eine Veröffentlichung von Lorenz Seelig von der Verwaltung der Staatlichen Bayeri schen Schlösser, Gärten und Seen in Mün chen unter dem Titel,,Wiener Biedermeier in Coburg"^® auch Hinweise auf bildliche Dar stellungen der Innenräume ergaben, die uns Auskunft über die Verwendung der Linzer Teppiche geben können. In unmittelbarer Nähe der Ehrenburg in der Stadt Coburg steht das im späten 18. Jahrhundert errichtete Bürglaß-Schlößchen, das dem Reichsgeneralfeldmarschall Prinzen Friedrich Josias bis zu seinem Tode 1815 als Wohnsitz gedient hatte. 1816 bezog es die Herzogin-Mutter Auguste, für die wahrscheinlich Herzog Ernst I. den Umbau und die Einrichtung verschiedener Räume erneuern ließ. Als die Mutter im Alter von 74 Jahren 1831 starb, gab Herzog Ernst I. wohl persönlich aus Anlaß seines 25jährigen Regierungsjubiläums 1832 den Auftrag zur getreulichen Darstellung der Innenräume des 22

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