Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Linzer Teppiche in Schlössern und Palästen Georg Wacha Es ist nicht Aufgabe dieses Berichtes, die Ge schichte der Unzer Wollzeugfabrik zu schrei ben. Der aus Kartitsch stammende Christian Sindt, Bürger und Handelsmann in Linz, hatte 1672 das Privileg zur Errichtung einer Fabrik für Woiizeuge samt Färberei in Linz von Kaiser Leopold I. erhalten.^ 1722 ging das Unter nehmen an die erst wenige Jahre vorher ge gründete ,,privilegierte Orientalische Compagnie" über, 1754 ordnete Maria Theresia die Übernahme der ganzen Fabrik durch den Staat an. Bei den Neuerungen 1795/96 wurde neben der Herstellung von Wollzeugen eine Tuch- und eine Teppichmanufaktur eingerich tet. Aus der ,,k. k. Wollenzeugfabrik in Linz" wurde die ,,k. k. Ärarialwolienzeug-. Tuch- und Teppichfabrik in Linz". Die Geschichte der Teppichfabrikation, sowohl von der techni schen als auch von der stilkritischen Seite her, hat Dora Heinz ausführlich dargelegt.^ Diese Kunsthistorikerin, bei Erscheinen des Buches Betreuerin der Textilienbestände des öster reichischen Museums für angewandte Kunst in Wien, hat auch in dem Katalog der erhal tenen und der im Bild bezeugten Teppiche die verschiedenen Verwendungsorte zusam mengestellt, soweit sie damals bekannt wa ren.^ Noch immer bildet diese Arbeit die Grundlage für jede Beschäftigung mit der Teppichfabrikation in Linz. Es ist aber auf je den Fall schwierig, von der Seite des Absatzes die Produktion zu verfolgen. Die Rechnungs bücher geben gerade noch Auskunft darüber, wieviel an Einnahmen aus dem Verkauf der Produkte erzielt werden konnte, wer aber die Abnehmer waren, geht aus dem umfangrei chen erhaltenen AktenmateriaF nicht hervor. Da heißt es nur in den ausführlichen Berichten der Direktion, z. B. Im Dezember 1815, daß ,,für den Staat... die Erzeugung dieses Arti kels dadurch von großer Wichtigkeit (sei), weil er einen Theil des Activhandels der österrei chischen Monarchie ausmacht. Sowohl Deutschland und Italien als vorzüglich Ruß land und Polen beziehen viel von unseren Teppichwaaren".^ Über die Leipziger Messe versuchte man die Verbindung zum Ausland herzustellen, schon 1813 war eine größere Sendung von Teppi chen an den Oberstburggrafen nach Prag ge gangen, 1817 wurde auch dort ein kleines Kommissionslager errichtet. Zur selben Zeit wurden erstmals zwölf fertig zusammenge setzte Teppiche nach Mailand geschickt; Heinrich Krüppel jun.. Inneres des Bürglaß-Schlößchens In Coburg, Deckfarbenbild, dat. 8. 5.1832, 33,8 x 57,3 cm. Auf dem Fußboden ein Teppich der Linzer Teppichfabrik. - Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg diese Handelsverbindung mit Mailand erwies sich in den folgenden Jahren als die erfolg reichste, so daß bald ein Kommissionsiager eingerichtet und 1823/24 nach längeren Ver handlungen eine ständige Niederlage mit zwei Beamten in Mailand gegründet werden konn te. Wo wurden aber die Teppiche der Linzer Fa brik wirklich aufgelegt? Dienten siez. B. für die unter Maria Theresia erweiterte und umge baute Burg in Prag zur Ausstattung besonde rer Säle? Sind Räume im Gastello Sforzesco in Mailand damit ausgeschmückt worden? In einem Gastzimmer des Stiftes Wiihering liegt ein Teppich mit Bordüre, das Mittelfeld aus zwei Bahnen zusammengesetzt, in der Größe von 278 X 200 cm. Es handelt sich dabei um eine Arbeit der Linzer Fabrik aus den Jahren 1820/30. Der Festsaal der Technischen Hochschule (jetzt Technischen üniversität) in Wien wurde durch Peter Nobile in den Jahren 1837 bis 1840 ausgestaltet. Ein großer Bo denteppich mit Bordüre in den Ausmaßen von 750 X 605 cm, das Mittelfeld aus sieben Bah nen zusammengesetzt, gibt heute noch einen Eindruck von der Wirkung der Linzer Produkte in einem festlich gestalteten Raum. Etwa aus derselben Zeit, wahrscheinlich 1840/50 ent standen, hat sich im Kaiserzimmer des Stiftes Klosterneuburg ein Teppich mit Bordüre in den Ausmaßen 410 x 407 cm erhalten, das Mittel feid ist aus fünf Bahnen zusammengesetzt.® S 21

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