Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Rechts: Altes Bauernhaus im Mühivlertel, Denkmal der historischen Bauweise mit dem heimischen Granit. - Foto: Nachlaß Eiersebner Unten: Stimmungsbild aus den Schieifsteinbrüchen in Gösau am Löckermoosberg.- Foto: Klaus Schenner, Bad Goisern Links: Der legendäre Kaisertisch im Goiserer Weißenbachtal, nahe der 1817 erbauten Chorinskykiause. - Foto: Klaus Schenner, Bad Goisern Seit 1439 besaßen die Linzer Baumeister und Steinmetze, wobei diese Berufsbezeichnun gen sich immer wieder überschneiden, nachweisiich eine eigene Handwerksordnung. in den übrigen Zentren Oberösterreichs ist uns dieser Nachweis erst für spätere Zeit erhaiten, obwohi auch dort sicher bereits früher eigene Hütten bestanden. Die Steinmetze, Meister und Geseilen um Neuhaus z. B. iebten erst nach der Passauer Ordnung. Kaiser Rudoif ii. bestätigte ihnen 1582 eine Zunftordnung und 1628 schiossen sie sich der Wiener Zunft an. Ein Zufaii führte im Maria-Luisen-Bruch in Piöcking übrigens zu einer erfreuiichen Do kumentation früher Arbeit im Steinbruch. Bei der Entfernung von Abraum stieß man auf ei nen aiten, verschütteten Steinbruch, der nicht nur deutiiche Spuren der seinerzeitigen sach gemäßen Biockgewinnung freigab, sondern auch an einer Wand, hoch über der Bruchsoh le, die Inschrift FWH 1696; diese wird mit der damaligen Kleinzeiler Steinmetzfamiiie Hechersdorfer in Verbindung gebracht. Viele frühe Nachrichten über oberösterreichi sche Steinmetzen finden sich im Tiroler Hüt tenbuch, aus dem man, wie Prof. Dr. Kurt Hol ter erarbeitete, den Beweis ablesen kann, daß Weis ein bedeutendes Zentrum mitteialteriicher Steinmetzkunst mit einem großen Ein zugsbereich (z. B. Bad Haii, Kremsmünster, Pettenbach, Vorchdorf, Wimsbach) war. Der bekannte Weiser Metzen wurde 1552/53 von einem Meister Woifgang aus Halistatt ange fertigt. Die erste Zunftordnung für das Weiser Maurer- und Steinmetzgewerbe stammt aus dem Jahre 1625, wobei die unmittelbare Un tersteilung der Weiser Lade unter die Wiener Hütte betont wird. Ein anderes wichtiges Zentrum dieses Ge werbes war Steyr; hierher kam z. B. der Dom baumeister von St. Stephan, Hans Puchspaum, und im Tiroler Hüttenbuch sind viele Steyrer erwähnt; bis ins 19. Jahrhundert war Steyr der Vorort der Lade des Traunvierteis, das Gebiet von Ebelsberg und Enns bis hinein nach Scharnstein und Gmunden war hierher eingezunftet. Allmählich versuchten sich dann einzelne lokale Zünfte von Steyr zu lösen und sich direkt Wien zu untersteilen, wie z. B. Enns 1711, Gmunden, erstmals 1647 genannt, 1716. Nicht unbedeutend dürften auch die Hütten von Freistadt und im Innviertel gewesen sein; erstere besonders bekannt durch die Brüder Kiaindi, auf deren Tätigkeit man im Mühivlertel immer wieder stößt und die ihre schönste Aus formung in Königswiesen gefunden hat. Natürlich wissen wir auch über die Entlohnung der Steinmetze kaum etwas, denn Preise, die in Herrschafts- oder Stadtrechnungen ausge worfen sind, betreffen den ausführenden Mei ster, sagen aber nichts für den einfachen Ge sellen oder für die Arbeit im Steinbruch aus. Vieles, sozial- und handwerksgeschichtiich in teressant, liegt auf diesem Gebiet also noch im Dunkel, die Werke aber legen auch heute noch Zeugnis ab vom Fleiß und Können der Menschen, denen der Stein das gewiß nicht leicht verdiente Brot gegeben hat. 19

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