Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Löffelrem mit Darstellungen des Almlebens, Aussee, um 1810; bemalte Holzlöffel aus der Viechtau, 19. Jahrhundert aus Linz gespendet hatte. Der berühmte Maoriforscher Andreas Relschek, der ebenfalls durch Jahre dem Vereinsausschuß als Mit glied angehörte, trug zusammen mit Alfred Walcher Ritter von Moltheim wesentlich zur Bereicherung der Keramiksammlung bei. Eine beachtliche Kollektion an Jagdbestecken und Taschenfeiteln aus den Werkstätten ober österreichischer Hammerschmieden verdankt das Museum dem Grafen Lemberg aus Steyr. Michael Haberlandt hat später in den,, Werken der Volkskunst" darüber geschrieben und auch über die Hornkammerzeugung aus Steyr. Aus der Metropole der Eisenverarbei tung besitzt das Museum aber auch die frühen Figuren und Kulissen des ,,Kripperlspieles", was selbst Viktor Geramb und Viktor Zack un bekannt war, als sie darüber in der österrei chischen Zeitschrift für Volkskunde berichte ten. Die Museumsgründer griffen offensicht lich bei allem zu, was sich ihnen darbot. Aus Haslach erwarben sie von A. Mayerhofer unter anderem Bettzeug und aus der Viechtau konnten sie selbst einen repräsentativen Querschnitt an hausindustriellen Erzeugnis sen einbringen. Sehr früh war man auch auf den Hallstätter Salinenarbeiter Johann Georg Kieninger auf merksam geworden, der wie so viele andere im Salzkammergut trefflich mit dem Schnitz messer umzugehen verstand. Er gestaltete in seiner Freizeit aus Lindenholz die ihn umge benden Menschentypen, das ,,Regerl", die „Baderin" oder einen Mann beim Holzziehen. Seine technischen Fähigkeiten bewies er mit einem Modell des berühmten Gosauzwanges. Zu den imposantesten Werken zählt aber ein Kirchenmodell, in dem man mit einigen Abän derungen die Kirche von Hallstatt erkennen kann. Es ist das eine minuziöse Nachbildung des Originals, an dem besonders die Innenar chitektur mit Kreuzrippengewölbe, die Orgel empore und die phantastische Kanzel beste chen. Ein technisches Meisterwerk stellt auch seine bewegliche Krippe dar, die ganz im Stile der Heimatkrippen die volkstümliche Welt des Salzkammergutes einfängt. Ihr können die große, mit prächtigen Häusern ausgestattete Kern-Krippe aus Ebensee und die erst jüngst erworbene Enichlmayr-Krippe aus Traunkirchen an die Seite gestellt werden. So war, zunächst noch aus den unterschied lichsten Bereichen und ohne bewußte Selek tion, nach kurzer Zeit eine beachtliche Samm lung entstanden, die bereits Konturen jenes Fachgebietes erahnen ließ, das späterhin un ter der Bezeichnung ,,Volkskunst" zusam mengefaßt wurde. Es war also kein theoreti scher Ansatz, der den Volkskunst-Begriff be stimmte, sondern die praktische Sammeltätig keit. Sie prägte auch die erste Aufstellung des Museums 1898 in der Wiener Börse, in der wiederum die oberösterreichische Wohnstu be, das ,,Stübr, eine Schlafkammer und eine oberösterreichische Küche mit offenem Herd und Rauchmantel im Zentrum standen. Der überwiegende Teil war allerdings in Stoffgrup pen zusammengefaßt. Gläser standen bei den Gläsern und Ranzen lagen bei den Ranzen. Diese Gliederung beherrschte auch die fol gende Ausstellung ,,Osterreichische Hausin dustrie und Volkskunst" 1905 im Kunstgewer be-Museum, und das große, mit 1300 Abbil dungen versehene Tafelwerk ,,Osterreichi sche Volkskunst", das Michael Haberlandt ab 1910 herausbrachte. Damit war zwar ein Rahmen gesteckt, der alle Sachgruppen, die man als der Volkskunst zugehörig betrachtete, umschloß, doch es fehlte an einer allgemei nen, übergreifenden Einsicht in die Lebens bedingungen und die Wesensmerkmale der Volkskunst, wobei einschränkend festzustel len ist, daß für die Volkskunde andere Kriterien gelten wie für die Kunstwissenschaft. Wenn also etwa der Kunsthistoriker Alois Riegl in seinem 1894 veröffentlichten Büchlein ,.Volkskunst, Hausfleiß und Hausindustrie" die ,.Anfertigung im eigenen Haus für den ei genen Bedarf, und die Allgemeinverständlich keit seiner durch die Tradition bedingten For men" zur Definition für Volkskunst erhob, so übersah er, daß doch der überwiegende Teil aus der handwerklichen Produktion stammt. Hier hat auch der lange Zeit dominierende Be griff der,,Bauernkunst" den Blick in die Irre ge führt, der den Konsumenten mit dem Produ zenten verwechselte. Die Zeugnisse der länd lichen Kultur wurden nämlich nur zum gerin gen Teil von Bauern selbst hergestellt. Man übersah, daß andere Berufsgruppen sich im allgemeinen als kreativer erwiesen. Nicht nur im Salzkammergut, auch in Tirol und im Erz gebirge verdankt die Krippenkunst den Berg leuten ihre Blüte. Kunstfertigkeit im Umgang mit Holz beweist ebenso die ,,Holzhackeruhr" mit der drehbaren Larve aus dem Salzkam mergut. Schnitz- und Reifmesser oder Stemmeisen wußten die Holzknechte stets geschickt einzusetzen. Ihre Spanschachteln, Holzschuhe, Wetzsteinkumpfe und die ge drechselten Schmalzdosen können der Ge brauchskunst zugezählt werden. Die Technik der Zimmerleute stützte sich auf die traditio nelle Verwendung von Schnur, Beil und Zirkel, der bei der Auszier der Stadelwände und

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