Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Großer Jagdteller, Entwurf Franz von Zülow, Ausführung SchlelB-KeramIk Gmunden, Privat besitz C, J V m: wiegt, wenn man das Werk dieses in allen Äu ßerungen originalen Künstlers durchgeht, der Eindruck der Distanz. Man kommt nicht los von der Vorstellung, daß mit dem vordergrün digen Bild stets eine Barriere gegen oberfläch liche Betrachtung aufgerichtet wird, so daß sich die hinter und in dem Bild liegenden Vor stellungen und Gedanken, Erfahrungen und Wirklichkeiten nur dem absoluten Verständnis (ist gleich: Verstehen wollen) öffnen. Viele Betrachter kommen über die Vorder gründigkeit Zülowscher Bilder nicht hinaus, weil sie zu der organischen Selbstverständ lichkeit keine Beziehung haben oder finden können, mit der hier aus einer In der Volks kunst basierenden Kraft ein persönlicher Kunstausdruck zur höchsten Vollendung auf wächst. Diese immer wieder zu beobachtende Schwierigkeit gegenüber volkstümlicher Dar stellung ist in mancher Beziehung verständ lich; da diese Vorsteliungswelt nicht akade misch ist, sondern einem präsubjektiven Kult grund entstammt, entzieht sie sich einer ledig lich analytischen Erfassung. Natürlich kann sich jede Äußerung menschlichen Bewußt seins emanzipieren, auch Kult und Kunst, und dadurch vielleicht Stellenwerte erringen, die ihren Ursprung verschleiern. Dieser bleibt aber trotzdem vorhanden, denn auch die ausiadenste Tangente verrät schließlich den Mit telpunkt, auf dem sie steht. Züiow aber hat weder im Frühwerk - und das muß besonders betont werden -, noch im ge samten ceuvre der Spätzeit sein Verständis und seine Vorliebe für die absolute Metaphorik volkstümlicher Bilddarstellungen verleugnet. Äuch die mehrfach erwähnten Ärbeiten aus der ersten Schaffensperiode zeigen die wie selbstverständlich übernommenen ursprüng lichen Gestaitungstypen, die in ihrer Klarheit und Einfachheit Bedeutungen ohne Um schweife, ohne Verdrehungen und ohne künstliche Uterarisierungen sind. Diese Di rektheit blieb bis in die letzten Lebensjahre Zülows Eigenart und Stärke. Dahinter steht die nicht in Worten, sondern nur im Empfinden artikuiierbare Deutung: die Geschichte einer Landschaft, eines Hauses, einer Begebenheit. Das ist dann eine Deutung, die, unabhängig von subjektiver Vorstellung und subjektivem Verständnis, einfach und ohne Pathos eine la konische Wahrheit vermittelt: die bildliche Er innerung einer Stunde, eines Hauses, einer Straße, einer Tür. Wer da eintritt - oder eintre ten will - in die Stunde, in die Straße, in das Haus - der weiß, daß er über eine Grenze ge schritten ist, die nicht Ende, sondern Änfang eines wichtigen künstlerischen Berichtes ist. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß Züiows Bilder, vornehmlich die aus den letzten Jahren, eine wachsende Zurückhaltung und Ruhe ausstrahlen. Das sind schon Bilder, die keine Erklärung mehr brauchen, weil sie in die wortlose Übereinstimmung des ,,so ist es" einmünden, in jene Äbstraktion, die das echte Kunstwerk zum Brennpunkt einer sich öffnen den, ganz neuen Dimension des Seinsver ständnisses werden läßt. Wenn im malerischen Werk Franz von Zülows die Elemente der Volkskunst als verläßliche Basis gelten müssen, die in einer phantasie vollen und meisterhaften Verdichtung in die Bilder übergegangen sind, verwandelt und hinaufgehoben in eine künstlerische Vollen dung, so erscheinen die gleichen Stilelemente als wichtigste Voraussetzung im kunstge werblichen Schaffen des Künstlers. Franz Schleiß hatte ihn im Jahr 1920 mit einer bezeichnenden Formulierung als Lehrer an seine Gmundner Keramische Schule geholtim gegenständlichen Brief heißt es nämlich abschließend: ,,... ich werde mich freuen, wenn Sie dann hier tüchtig mitwirken werden, eine Gmundner keramische Volkskunst zur Entwicklung zu bringen . .." Zülows Eingehen auf diesen Vorschlag be gründete eine bis in die letzten Lebensjahre dauernde Verbindung mit Gmunden und der Gmundner Keramikwerkstätte Schleiß und mit vielen Freunden, die der Künstler in der nähe ren und weiteren Umgebung der Traunseestadt fand. Was Züiow aus dieser Beziehung machte, könnte wirklich am besten mit dem Äusdruck ,,Volkskunst" umrissen werden. Die Ärbeiten dieser Sparte kennen keine elitäre Betonung, die Äusschiießlichkeit und respektvolle Di stanz verlangt, sondern halten in ihrer lie benswürdigen Einfachheit und erzählerischen Klarheit alle Zugänge, von welcher Seite im mer, offen und gewinnen dadurch allgemeine Änerkennung. Zülows persönliches Wesen, seine unkompli zierte Gesprächs- und Kontaktbereitschaft,

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