Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Schützenstandarte aus Enns, links vor, rechts nach der Restaurierung. - Fotos: Fr. Michaiek eigens hiefür angefertigten Vitrine. An diesen schönen, zweckdienlichen Unterbringungsor ten ist die Krippe bestens vor Beschädigungen durch die einstigen jahreszeitlichen Aufstel lungen und Abnahmen geschützt. Außer den vorher besprochenen Krippen wur den noch einzeine zu größeren Krippen gehö rende Figuren konserviert und restauriert, so beispielsweise die acht bis zehn Figuren-der Krippe in Kremsmünster. Ferner wurde die Gruppe ,,Hochzeit zu Kanaa" aus der Reichersberger Krippe im Jahre 1974 restauriert. Diese Szene beinhaltet die Figuren Braut und Bräutigam, Brautmutter, Brautvater, Jesus und weitere drei Figuren. Sie sind in einer Vi trine als „Hochzeitstafel" im Sommerspeise saal des Stiftes Reichersberg am Inn unterge bracht. Diese Figuren befanden sich in äu ßerst schlechtem Zustand, ganze Teile von ih nen zerfielen durch Holzwurmfraß in mehligen Staub. Es sei noch die Wiederherstellung der aus 138 Figuren bestehenden Krippe in Neukirchen an der Enknach genannt, deren Restaurierung ebenfalls einen hohen Arbeitsaufwand erfor derte. Die jüngst konservierte und restaurierte Oberndorfer ,,Stille-Nacht-Krippe" befindet sich in Ried im Innkreis im dortigen ,,Volks kundehaus". Vor dieser Krippe wurde zum er stenmal das ,,Stille Nacht"-Ued gesungen. Sie zählt zu den bedeutendsten kulturhistori schen Dokumenten des Landes Oberöster reich. Die Krippe, die noch heute über hundert Figuren aufweist, befand sich in gleich desola tem Zustand wie die schon vorher besproche nen. Die Figuren mußten wie immer einzeln behandelt werden. Notwendig waren eine Zer legung der Figuren selbst, die Auswechslung der Verbindungsdrähte, die gründlichst gerei nigt werden mußten. Dann erst erfolgte die Wiederherstellung der einzelnen Beklei dungsstücke und der dazugehörigen Klein teile bzw. die Zusammenstellung und Wieder bekleidung der Figuren. Es wäre noch vieles über den Zustand, die Er haltung und richtige Aufbewahrung des vor handenen kostbaren Textilgutes zu sagen, ob es sich um historisch interessante Fahnen und kostbare Stickereien, Kostüme und Trachten stücke, um bekleidete Figurinen oder um Krip penfiguren handelt. Die in meinem Aufsatz genannten Beispiele sollen dazu anregen, diese Kulturdokumente vorangegangener Epochen mit allen zur Ver fügung stehenden Möglichkeiten und Mitteln vor dem Verfall zu schützen und zu erhalten, d. h. die wertvollen Objekte in möglichst staubfreien, trockenen, gut temperierten Räumen aufzubewahren. Zugleich soll auch in Zukunft dafür gesorgt werden, daß die einzel nen Stücke sachlich richtig konserviert und re stauriert werden. Denn die Erfahrung zeigt, wie wenig richtig bisher Fahnen, Stickereien und ganz besonders bekleidete Figurinen be handelt worden sind. Fahnen wurden oft auf Netze aufgenäht, gewöhnlich gestopft, sogar mittels Nähmaschine ,,repariert". Die Benüt zung der Nähmaschine hat und soll beim Kon servieren von Textilien möglichst vermieden werden, denn sie richtet mehr Schaden an, als sie allenfalls nützen könnte. Früher bediente man sich fremder Unterlagen aus Seide, Lei nen usw. als Stütze für die alten, brüchigen Fahnenblätter, die mittels Kleister angeklebt wurden. Diese Art der Konservierung dient nicht zur Erhaltung, sondern fördert im Gegen teil eine gänzliche Vernichtung. Ähniich ver hält es sich bei den bekleideten Krippenfigu ren. Es kommt oft vor, daß die alten Gewänder einfach entfernt, die Figuren neu bekleidet, der Entstehungszeit kaum entsprechend farblich oder auch materialmäßig behandelt wurden. Leider kann man immer wieder, insbesondere bei Ausstellungen, feststellen, wie manche Fi guren ,,schön" geworden sind und damit ihren Charakter völlig verloren haben. Durch fach lich richtige Konservierung und Restaurierung werden die historischen Textilien zwar nicht ,,so schön", jedoch bleibt der Altbestand er halten. Deshalb auch die Bezeichnung ,,kon servieren", was in weiterem Sinn bedeutet, das unverfälschte Erbe früherer Zeiten für die Zukunft zu bewahren.

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