Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Gedanken zur Restaurierung von Textilien Clara Hahmann Die Erhaltung und Konservierung alter, zum Teil sehr schadhafter, oft bis zur Unkenntlich keit aus Fragmenten bestehender Textillen, seien es historische Fahnen, Paramente, Ko stüme oder Trachtenstücke, bekleidete Figu rinen, Krippenfiguren, nicht zuletzt Spielzeug, bringt trotz Verschiedenartigkeit der Ausfüh rungstechniken und des Materlais Immer die gleichen Probleme mit sich. Fahnen verdienen unsere besondere Auf merksamkeit, denn sie sind historische Do kumente und besitzen eine große Aussage kraft, sie bedeuten oft ein Stück Landesge schichte. Dieser Dokumentationswert sollte uns verpflichten, die noch vorhandenen Ex emplare aufzubewahren, die noch nicht wie derhergestellten sachgemäß zu restaurieren und, wenn dies umständehalber nicht möglich Ist, für eine sorgfältige Wartung zu sorgen, um weitere Schäden zu vermelden. Nach Mög lichkeit sollte kostbares Textllgut nicht an feuchten Orten aufbewahrt werden. Die Arbelt der Konservierung und Restaurierung ver langt dann außer den nötigen Fachkenntnis sen sehr viel Einfühlungsvermögen und Ge duld. Ich erlaube mir, einige der In Linz und Ober österreich befindlichen, sowohl historisch als auch kulturgeschichtlich Interessanten Fah nen als Musterbeispiele anzuführen, so die Im Linzer Schloßmuseum befindlichen zwei Bauernkriegsfahnen (,,Laimbauerfahnen"), vermutlich aus der Zeit um 1635. Diese Exponate wurden In den Kellerräumen des Oö. Landesmuseums als unansehnli ches, von Schmutz und Blut beflecktes Bündel aufgefunden. Bevor überhaupt an die Arbelt geschritten werden konnte, mußte man dieses Schmutzbündel von der Kellerfeuchtigkeit be freien, vorsichtig auseinanderglätten, um feststellen zu können, um was es sich eigent lich handelt. Nach und nach stellte sich her aus, daß man zwei historisch besonders wert volle Fahnen wiederentdeckt hatte. Nun konnte man endlich Ihre ursprünglichen For men wahrnehmen und mit der Reinigung be ginnen. Die eine Fahne besteht aus weißem Leinen In der Form eines sechsfach gezüngelten Wim pels (Größe: Schaftstelle 145 cm, Länge der größten Zunge 159 cm) mit Schriftzeichen, sechs- und zwölfstrahllgen Sternen bemalt, die erst rekonstruiert werden mußten. Die zweite Fahne Ist rechteckig. In der Größe von 159 X 166 cm, trägt die gleichen Schrift zeichen wie die Wimpelfahne, zwölf- und achtstrahllge Sterne In Stellstickerei ausge führt. Beide Fahnen zeigen die Inschrift ,,Das wolt Got Fater Son heiliger Geist der uns den Weg zum HImel bereit". Beide wurden nach der Reinigung - das Leinen war besonders bei dem gezüngelten Wimpel stark angegriffen - auf ein Stützmaterial aufgearbeitet. Hier sei noch eine dritte. Im Stadtmuseum Steyr aufbewahrte Fahne der Bauernkriege In Oberösterreich, aus Haidershofen um 1596, erwähnt. Diese Wimpelfahne In einer Länge von 2,85 m und etwa 1,80 m breit Ist aus gro bem, schwarzgefärbtem Leinen gefertigt. In der beiderseitigen Fahnenmitte befindet sich ein Blätterkranz mit Bandverzierung, In der Mitte des Blätterkranzes sieht man Initialen In goldgelber Farbe, am Fahnenfeld acht Flämmchen, ebenso In gelber Farbe aufge malt. Dieses Stück befand sich vor der Re staurierung In sehr schmutzigem, zerrissenem Zustand und wies große Löcher und Blutflekken auf. Es mußte mit größter Sorgfalt zwi schen zwei Stützmaterialien eingearbeitet werden. Noch zwei Fahnen, deren Rettung sehr prod i Bauernkriegsfahne (,,Laimbauer-Fahne"), um 1635, iinks vor, rechts nach der Restaurierung. Fotos: Fr. Michaiek

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2