Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Rauchhaus und die dunklen Innenräume mit den rußgeschwärzten Balkenwänden, den Licht- und Rauchluken, der kargen Einrich tung und dem aus dem Dämmer lodernden Feuer sind Erinnerungen an eine Zeit, die noch in späten Resten in unserere eigene her überwirkte. Anfang des 19. Jahrhunderts erging wegen der geringen Haltbarkeit der Legschindel die Aufforderung zur Aufsteilung der Dächer. Ab etwa 1850 wurde dem durchgreifend Folge geleistet. Erst diese Zeit ermöglichte, zusam mengehend mit einem allgemeinen wirtschaft lichen Aufstieg, die besonders im Wolf gangseegebiet so eindrucksvollen, breit gela gerten Höfe. Oft noch im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert stammend, mit rotmarmornen Steingewänden um Tür und Fenster, wurden die Höfe im vori gen Jahrhundert aufgestockt und mit einem mittelsteilen Schopfwalmdach versehen. Der Giebel gewann durch Eingliederung des „Gwandterganges" (= Balkon) ein zusätzli ches gestalterisches und praktisches Ele ment. Diese ursprünglich nur vom Bodenraum betretbaren Gänge wurden im Mißverständnis des,,Heimatstils" besonders in den Fremden verkehrszentren des Kammergutes zu wild wuchernden Baikonen mit gedrechseltem und geschnitztem Geländer. Charakteristisch und noch oftmals anzutreffen sind die verschindelten Wetterseiten dieser Bauten, im Mondseeland ,,Bsetz" genannt. Bei vielen Bauernhöfen, speziell des Salz kammergut-Seengebietes, haben sich auch, wenngleich heute ungenützt oder zweckent fremdet, die einst so wichtigen Nebenobjekte, wie Troadkasten, Backofenhütte, Obstdörre und Harbadstube, erhalten. Ein besonders schöner Stadl mit barock geschwungenem Tor und einem an die Franzosenzeit gemah nenden aufgemaiten Reiter besteht noch am Westufer des Irrsees. Der Wirtschaftsstruktur des Kammergutes entsprechend besaßen zwei Kategorien von Gebäuden noch beson dere Bedeutung; Die Mühlen und die Gast häuser. Noch einmal Haus und Holz, Brot und Salz: Verarbeitung, Transport, Verpflegung: Goiserermühle, Anzenaumühle in Lauffen, Plaßmühle in Ischl, Agathawirt. Je nach Rang sind es oft stattliche Gebäude mit prächtigen Innenräumen und kunstvoller Ausgestaltung. Der Agathawirt am Fuße des Pötschens, also der Verbindung zum steirischen Salzkammergute, gibt Zeugnis vom seit jeher gewinnträchtigen ,,Fremdenverkehr". Überhaupt muß man die SalzkammergutHäuser nicht nur äußerlich kennenlernen, sondern sich auch,,inwendig" umsehen. Frei lich die ursprünglichen Interieurs wird man nach dem einen oder anderen Stück, das die Zeiten überdauerte und sich neu erwachter Wertschätzung erfreut, in der Phantasie er gänzen müssen. Häufig sind noch geschnitzte Tramdecken, Blankholzmöbel in nachleben den Renaissanceformen, getäfelte Stuben im inneren Kammergut zwischen Lauffen und Aussee, bemalte ,,Polsterl- und Vogerlkästen" in Gmunden und Viechtau, in Ischl und Steeg, ,,Paradieskästen" mit ihren lutheri schen Bibelszenen in Geisern und der Gösau zu finden. Wie selten wo liegt aber gerade in den Stuben des Salzkammergutes der liebe Gott im Detail: bemalte Löffel und Löffelrem (= Gestell zur Aufbewahrung der Löffel), Schüsselkörbe (hölzerne Wandhalterung für Schüsseln), Fayancen wie die „Gmundner Keramik", Spanschachteln und Spielzeug aus ^ft

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2