Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Wandkästchen in der Schlafkammer des „Brunnerhäusls" mit rotem Papagei zwischen Schloß und Kirche, undatiert, vermutlich 1794, von Peter Brunner dem Alteren bemalt Leben des Peter Brunner die Zugehörigkeit seiner Familie zur evangeiischen Reiigionsgemeinschaft. Inmitten eines überwiegend ka tholischen Landes, dessen Obrigkeit noch bis 1774, also noch unter der Regierung von Ma ria Theresia, die Protestanten des Landes verwies - auch aus der Herrschaft Piberbach, zu der Thanstetten gehörte, aus dem benach barten Hall und Feyereck sowie aus den Herr schaften Kremsmünster und Lambach muß ten zwischen 1752 und 1772 noch 82 Perso nen ,,transmigrieren" - insgesamt waren es allein in Oberösterreich 1887 Menschen, die in diesem Zeitraum zur Auswanderung gezwun gen wurden. Wenn Peter Brunner, der minde stens seit 1782 schon ungezählte Häuser sei ner näheren und weiteren Umgebung mit überdurchschnittlich gut bemalten Möbeln ausgestattet hatte, noch 1806 darum bitten mußte, ihm kein Hindernis in der Ausübung seines Gewerbes in den Weg zu iegen, so dürfte das wohi auch auf eine nicht mit Mangel m an seinem Können begründbare Zurückhaitung der Behörde schiießen lassen. Ais Evan gelischer konnte er sich damals eben keiner besonderen Förderung erfreuen. Peter Brun ner steht mit seinem Bekenntnis in einer Reihe mit namhaften evangeiischen Tischlerwerk stätten, unter denen die der Herstelierln der berühmten rosafarbenen ,,Vogerikästen" Ro salia Fettinger aus dem Aurachtal bei Regau-Rutzenmoos am bekanntesten geworden ist. Das Evangeiische kommt im Schaffen dieser Werkstätten selten direkt zum Ausdruck, d. h. nur dann, wenn die Möbei für einen Glaubens genossen bestimmt waren. Dies trifft sicher auf einen mit 1802 datierten Schrank zu, der aus dem Umkreis der evangelischen Tole ranzgemeinde Neukematen stammt, zu der auch Hilbern-Thanstetten gehört. Er zeigt Im oberen Feld eine Herrscherin mit Krone und Hermelinmantei (wahrscheinlich eine Remi niszenz auf Kaiserin Maria Theresia), ihr zu V ik. Z -% Hauszeichen Peter Brunners mit P. B. 1794 und Nr. 52 der alten Hausnummer von Thanstätten. Eigenhändige Malerei von Peter Brunner dem Alteren auf seinem Haus. Foto: O. Götzinger Füßen in Demutshaitung eine männliche Ge stalt. Im unteren Feld ein Pastor mit Talar und Bäffchen, eine Bibel emporhaltend. Solche ,,Bekenntnise" sind Seiten. Häufiger sind Mö beistücke mit Psaimensprüchen oder Bibelzi taten, wie jener große, mit 1806 datierte und P. B. signierte doppeitürige Schrank aus Schiediberg, der an den Seitenwänden je zwei Gimpeimotive aufweist, am Vorderteii jedoch mit einem Psaim beschriftet ist. Sein Gegen stück, im selben Gutshof befindlich, ist ein 1810 datiertes Werk Peter Brunners mit den Sprüchen ,,Deln Herz folge nicht den Sündern, sondern sei Immer In der Furcht des Herrn" und ,,Es ist besser wenig mit Gerechtigkeit, denn viel Einkommen mit Unrecht". Auch die ser Schrank ist auf den Seiten mit vier prächti gen Gimpeln gekennzeichnet. Leben mußte Peter Brunner, dessen Schaf fensjahre ja die Zelt vor und nach dem Erlaß des Toleranzpatentes umfassen, vorwiegend von kathoiischen Auftraggebern. Daher sind ja

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