Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Tischlerwerkstätten konnten durch die inten siven Nachforschungen Rudoif Mosers nam haft gemacht werden. Es hat demnach jedes Objekt seinen individueiien Schöpfer. Entscheidend für die Zuord nung zur Voikskunst erweist sich daher der Umstand, ob einem Gegenstand jene Form und Funktion gegeben werden konnte, die der Mentaiität des Voikes entsprach. Unter die sem Aspekt tritt die Frage nach dem Hersteiier in den Hintergrund und es rückt der Verbrau cher bzw. die Beziehung, die zwischen ihm und dem gestalteten Objekt besteht, in das Biickfeld. Diese Beziehung basiert nicht unbe dingt auf ästhetischen Kriterien. Oft sind es die unscheinbarsten Dinge, die dem Menschen besonders an das Herz gewachsen sind. Wer tungssysteme der Kunst reichen daher für die Bestimmung der Voikskunst nicht aus. Viel mehr werden die Gebrauchsbedeutung, die Dingwertigkeit für die Wertschätzung eines Objektes ausschlaggebend. Dinge des ailtäglichen Gebrauches nehmen im Leben des einzeinen einen anderen Stelienwert ein als Din ge, die Repräsentation, Standesehre (Zunft zeichen, Tracht) oder Liebe ausdrücken. Wie bereits angedeutet, hatte die ,,hohe" Stube im Vierkanthof einen höheren Rang als die Wohnstube, und auch bestimmte Bezirke innerhaib des Raumes besaßen eine hervor gehobene Steiiung. Der Piatz um den Tisch war nicht nur hierarchisch aufgeteilt, sondern er erhielt durch die Ausgestaltung mit Kruzifix, Heiligenfiguren, Hintergiasbildern, kreuz stichverziertem Aitartuch, Wachsstöcken und Heiiiggelst-Tauben eine zusätzliche Weihe. Eine ähnliche Bedeutung hatte lange Zeit die offene Feuersteiie, bei der die Aufnahme in die Hausgemeinschaft vollzogen wurde. Die ein zelnen Gegenstände dienen eben nicht bloß dem Gebrauch oder der Dekoration, sondern sie sind eingebunden in die Glaubenswelt, in Kult und Brauch. Das kann sich bereits bei der Wahl des Werkstoffes ausdrücken. So ver wendete man beim Bau der Wiegen Holz, dem schützende Wirkung zugeschrieben wurde. Durch die künstlerische Gestaltung erhalten die Gegenstände eine neue ,,Dingbedeut samkeit". Wenn die Möbelmaler mit Vorliebe Madonnenbiider auf Truhen und Betten mal ten, dann sollte damit die ganze irdisch-himm lische Beziehung von Liebe, Ehe und Mutter schaft zum Ausdruck gebracht werden, deren Erfüllung die Braut mit ihrer neuen Aussteuer erhoffte. Ahnliche Gedanken knüpften sich an das verzierte Brautschaff, den bestickten Ta baksbeutel oder das bemalte Osterei. Die verwendeten Zeichen und Symbole (auch die Farbe) waren in ihrer Bedeutung allgemein bekannt und verständlich: Herz, Anker, Vogel, Lebensbaum, Blume, Spirale, Mensch und Tier. Sie wurden im Laufe der Jahrhunderte vielfach abgewandelt und blieben dennoch immer gleich. Volkskunst ist zu einem wesent lichen Teil Formsprache, die auf einer ge meinsamen Verständlichkeit beruht, im Museum scheinen die Dinge zunächst auf ihre Objektheit reduziert. Es ist Aufgabe der Volkskunde, ihren Stelienwert zu ergründen und diesen in der Ausstellung schaubar zu machen. Über die persönliche Bindung hinaus bilden die Dinge aber immer auch Zeugen ei nes kulturellen Organismus. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis der kulturellen Ei genart einer Region, eines Landes. Die Volks kunstsammlung aus Oberösterreich bietet im österreichischen Museum für Volkskunde in Wien dazu reichlich Gelegenheit. INNVIERTLER ANTIQUITÄTEN Tcppieh-?lnöh P Kössl Große Auswahl an antiken, alten und neuen Orientteppichen, über 1.200 Handknüpfer auf Lager, antike Kasacks. DiREKTiMPORT ISie finden auf 180 m^ Verkaufs- und Aussteliungsfiäche, 450 m^ Lagerfiäche: bemalte und unbemaite Bauernmöbel, V Biedermeiervitrinen, J Kommoden, restauriert und unrestauriert, ßt, original Jugendstil- • j Messingleuchten, Schwanthalerplastiken, Gemälde. Besuchen Sie uns in unseren neu adaptierten Geschäftsräumen am ROSSMARKT35 in RIED/INNKREIS

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2