Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Abb. 3: St. Wolfgang, Pfarrkirche, Innenansicht des Presbyterlums nach der Zustandsaufnahme von M. Stolz und G. Mader vom 1./2. Oktober 1856 (selektive Weglassung der frühbarocken Ausmalung). Linz: 00. Landesarchiv Foto: DIözesanbildstelle Linz r * ■k tektonischen Aufbaues in Ölfarbe in enkaustischer Manier; an den Flügelgemälden Auftragung neuer Lasuren, offenbar eben falls Im Sinne einer weltgehenden Überma lung. Diese puristischen, auf weitgehende Reno vierung - statt Konservierung bzw. Restau rierung - hinauslaufenden Vorschläge wur den abgelehnt und die beiden Auftragswer ber abgewiesen. Es geschah dies über Wei sung des Kultusministeriums, weiches die Zentral-Kommission als Fachinstanz ein schaltete. Nach Befassung vor allem des Wiener Akademiedirektors Christian Rüben - eines Kritikers der Kefermarkter Restau rierung - als Gutachter kam man zu einem Ergebnis, welches für die damalige Zeit als bemerkenswert, ja als denkwürdig bezeich net werden kann. Es wurde festgestellt, daß das vorgelegte Restaurierprojekt die neue Staffierung aiier ornamentaien und figuraiischen Skuipturen und die gänziiche Übermaiung der Fiügeibiider, daher nicht die Conservierung des herriichen Aiterthums, um das es sich handeit, sondern eine höchst bedaueriiche, dem Verlust dersel ben ziemlich gleichkommende, gar nicht wieder gut zu machende Erneuerung und IVIodernisierung derselben zur Folge habe und die dabei beteiligt gewesenen Behör den, sowie die Central-Commission selbst den gerechtesten Vorwürfen und der größ ten Verantwortung der gesamten Kunstweit gegenüber aussetzen würde. Mit der Oberleitung der dann von 1858 bis 1862 währenden eigentlichen Restaurierak tion, der größten am Pacher-Altar über haupt, wird der k. k. Oberingenieur und Ar chitekt des Handeisministeriums Hermann Bergmann unter Aufsicht der Zentral-Kom mission betraut. Als Grundsatz galt: das Er haltene möglichst in seiner Ursprünglichkeit zu belassen und nur durch Ersatz der feh lenden oder zerstörten Teile zu ergänzen, wobei sich eine neue Bemalung (Fassung) nur auf diese neuen Teile und die verletzten Steilen des übrigen Aitares zu erstrecken hätte, da die alte Bemalung und Vergoldung des Altares im ganzen noch als wohlerhal ten zu bezeichnen sei und bloß einer sorg fältigen Reinigung bedürfe. Die tatsächliche Durchführung hat sich dann an diese Postuiate im wesentlichen gehalten. Bildhauerar beiten: Johann und Josef Rint aus Linz; Ver golder- und Faßmalerarbelt: Anton Sundt aus Wien; Restaurierung der Altarflügel: Erasmus Engert, Direktorder Gemäldegale rie im Belvedere zu Wien; Maßwerke an den Presbyteriumsfenstern: Steinmetz Josef Haßlauer aus Salzburg; Verglasung eben da: FIlipp Aichinger, Glasmaler aus Salz burg. Die Rückseitenbilder des Haupt schreines wurden später (1865/66), ohne Befassung der Zentral-Kommission, durch den Maier Martin Pitzerwenigersachgemäß behandelt. Dann tritt für etwa eine Generation eine Pause ein, bis 1900 der Konservator der Zentral-Kommission und Direktorder Fach schule für Holzindustrie In Ebensee, Hans Greil, neuerlich starken Holzwurmbefall meldet, im Widerstreit mit Expertengutach ten, die eine wenigerstarke Gefährdung be haupten, entwickelt sich 1902 die Gründung eines ,,Kirchenrestaurationsvereines St. Wolfgang", welcher ein Majestätsgesuch einreicht und eine radikale Restaurieraktion im Kircheninneren betreibt. Schließlich wird der aus Linz stammende Kunsthistoriker der Wiener Universität Alois Riegi 1903 nach St. Wolfgang entsandt und hat ein Gutachten ausgearbeitet, weiches zur Richtschnur für die weitere Vorgangsweise genommen und auch nach seinem Tode von seinem Nach folger in der Zentral-Kommission, dem Hochschullehrer Joseph Neuwirth, eisern durchgehalten wurde. Verhindert wurden u. a.: Entfernung der barocken Ausmalung (Wiederaufgreifen der alten Absicht der Neumaiung eines funkelnden Sternenhim mels), Neuvergoldung des SchwanthaierAltares und vor allem am Pacher-Altar: ,,Auffrischung" der Vergoldung und NeuPolychromlerung des Ganzen, also prak tisch die Zerstörung der überlieferten Fas sung. Riegi, weicher gerade in jenem Jahr

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