Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

den Mördern verscharrt wurde. Eine ent springende Quelle legte den Körper wieder bloß, und auch der Versuch, Ihn auf einem Brett liegend zu verbrennen, scheiterte. Dieses Brett Ist in der nahen Konradskirche über dem Sakristeiportal angebracht. Der Altar stammt aus der ehemaligen Bürgerspltalsklrche In Mondsee. Vor uns liegt In einer sanften Talmulde der Ort Oberwang. Die dem hl. Kilian geweihte Pfarrkirche besitzt ein Altarwerk, das voll ständig aus der Reihe der sonst von Guggenblchler geschaffenen Altäre herausfällt. Hier stellte er 1708 seine Plastiken als Frelflgurengruppe in den Schrein. Dargestellt Ist die Ermordung des hl. Kilian, der 688 In Würzburg sein Leben lassen mußte. Zu die ser Darstellung mag den Meister die Ermor dung des Abtes Konrad II. im nahen Wald bewegt haben. Als Schreinwächter stehen zur Linken der hl. Meinrad, zur Rechten der hl. Wolfgang als junger Mönch. Im Aufsatz thront zwischen Engeln Gottvater. Die Sel tenaltäre gelten als Werkstattarbelten. Für unseren letzten Weg auf den Spuren Guggenbichlers gehen wir wieder von Mondsee aus und besuchen zunächst St. Lorenz, eine Filialkirche von Mondsee. Der Bau In der heutigen Form wurde 1732 unter dem aus Ischl stammenden Mondseer Abt Bernhard LIdl, dem vorletzten des Stiftes, geweiht. Aus der Guggenbichlerwerkstatt stammen hIerderSchmerzensmann und die Schmerzhafte Muttergottes aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Die reizvolle kleine Barockorgel, ebenfalls aus seiner Werkstatt (1697), stand ursprünglich Im Betchor der Mönche In der Stiftskirche. Nun wandern wir am Ufer des Mondsees entlang und wenden uns in Scharfling zum Wolfgangsee, den wir bei Fürberg errei chen. Von hier führt uns der alte Wallfahrer weg über den Falkenstein - vorbei am klei nen Kirchlein, das Im vorigen Jahrhundert noch von Klausnern aus der Einsiedelei da neben betreut wurde. Wir kommen am Wolfgangbründl vorbei und folgen dem Weg mit den Kreuzwegkapellen. Mit der Kirche In St. Wolfgang betreten wir al ten Mondseer Boden. Beauftragt von Mond seer Äbten, haben hier drei große Meister Ihre Werke hinterlassen und diese Kirche zu einem Juwel abendländischer Kunst ge macht: Michael Fächer, dessen Flügelaltar zu den größten Kostbarkelten sakraler Kunst gehört - Thomas Schwanthaler mit dem Meisterwerk seines Doppelaltares In der Mitte der Kirche und Meinrad Guggenblchler, von dem die Mehrzahl an plasti schem Werk In St. Wolfgang stammt. Beauf tragt von Abt Amandus Goebl, schuf er den Rosenkranz-, Kreuz- und Antoniusaltar, die Kanzel und den Schmerzensmann von 1706 sowie den Wolfgangaltar In der Wolfgang kapelle (1713). Die Schreinwächter an den ersten drei Altären gehören zu den besten Leistungen aus der Phase der,,hohen Rei fe", einer Zelt großer Schaffensfreude des Meisters. Die heiligen Mönche Franziskus und Bonaventura am Antoniusaltar sind von einer schlichten Innigkeit geprägt. Tiefsten Schmerz drücken die Gestalten des Kreuz altares, die Muttergottes und Johannes, aus. ,,Diese Schmerzensmutter hat Guggenblchler mit einer Verinnerlichung gebil det, die der Verhaltenheit und Gefühlstiefe mittelalterlicher Kunst selbständig und gleichwertig gegenübersteht. Am Rosenkranzaltar stellte er an Stelle des Säulenaufbaues die reich bewegten Grup pen des Abraham mit Isaak und des Erz engels Raphael mit Toblas. Plastik und Bilddarstellung (von Amilian Rösch) sind hier Innig miteinander verbunden und auf einander eingestellt. Zu den Hauptwerken zählt die Kanzel. Meisterhaft verbindet sich hier die Architektur mit dem plastischen Werk. Den Schalldeckel krönt In ausschrei tender Bewegung der Gute HIrte, ,,. . . eine Gestalt aus dem Alltag des Volkes auf die Höhe des ewig Gültigen gehoben"^®. Zu seinen Füßen lagern Kinderengel mit Läm mern In Gruppierungen voll Anmut und Lieb reiz. Die Statuetten an der Brüstung stellen die vier Kirchenväter dar. Von höchster Reife und Künstlerschaft zeugt der Schmer zensmann. Er gehört zu seinen ausdrucks stärksten Werken. ,,lm Schmerzensmann von 1706 wird der alte Meister der Nachbar schaft Fächers würdig . . ."i®. Von ver schiedenen Standpunkten öffnen sich dem Betrachter Immer neue Einblicke In das Lei den Christi. Die 1713 angebaute Wolf gangskapelle stattete Guggenbichler Im selben Jahr mit einem dem Heiligen geweih ten Altar aus. Der heilige Kaiser Heinrich II. und seine heilige Gattin Kunigunde zu sel ten des Schreines stellen Hauptwerke sei nes Altersstiles dar. Dargestellt Ist der Au genblick, als die der Untreue bezichtigte Gattin auf Grund eines angerufenen Gottesurteiles über eine glühende Pflug schar schreitet und unversehrt bleibt. Nun blickt sie zu ihrem Gemahl, und dieser blickt abbittend zu Ihr. Guggenbichler gelingt es, die ganze Dramatik des Geschehens aus zudrücken, ohne dazu starke Mittel der Be wegung zu verwenden. ,,Dle Gegend von Mondsee und St. Wolf gang hat erst durch Guggenbichler Ihr volles künstlerisches Gesicht erhalten."®" Ihm verdankt die Kunstlandschaft Im Bereich des ehemaligen Stiftes Mondsee Ihre un vergleichbaren, lieblichen Züge. Anmerkungen 1 Walter Kunze, Zur Familiengeschichte der Guggenbichler; Mitteilungen des Heimatbundes ,,Mondseer Rauchhaus" Nr. 12, 1962. 2 Heinrich Decker, Meinrad Guggenbichler; Wien 1949; S. 11. 3 Walter Kunze, Zur Familiengeschichte der Guggenbichler. 4 Heinrich Decker, a. a. O., S. 9. 5 Heinrich Decker, a. a. O., S. 10. 6 Heinrich Decker, a. a. O., S. 21. 7 Heinrich Decker, a. a. O., S. 78. 8 Rupert Feuchtmülier, Piastik; in: Barock in Osterreich; Wien 1962, S. 66. 9 Heinrich Decker, a. a. O., S. 16. 10 Heinrich Decker, a. a. O., S. 22. 11 Heinrich Decker, a. a. O., S. 34. 12 Heinrich Decker, a. a. O., S. 75. 13 Waiter Kunze, Mondsee, ehemaiige Bene diktiner-Stiftskirche; Christiiche Kunststätten Österreichs, Nr. 85, Saizburg 3. Aufi. 1 977, S. 6. 14 Herbert Schindier, Barockreisen in Öster reich, Passau 1966, 8. 107. 15 Waiter Kunze, Meinrad Guggenbichier, dem ,,Biidhauer zu Mansee" zur Wiederkehr seines 250. Todestages, Mondsee 1973, S. 7. 16 Heinrich Decker, a. a. O., 8. 30. 17 Heinrich Decker, a. a. ö., 8. 55. 18 Heinrich Decker, a. a. ö., 8. 58. 19 Wiihelm Pinder, Deutsche Barockpiastik; Königstein i. Taunus und Leipzig 1933. 20 Wiiheim Pinder, a. a. O. Benütztes Schriftum Heinrich Decker, Meinrad Guggenbichler; Wien 1949. Heinrich Decker, Aussteiiungskataiog ,,Die Bildhauerfamiiie Zürn"; Linz 1979: Meinrad Guggen bichier, 8. 147-156. Dehio, öberösterreich; Wien 1958. Dehio, Saizburg; Wien 1963. Rupert Feuchtmüller, Piastik; in: Barock in Öster reich; Wien 1962. Waiter Kunze, Meinrad Guggenbichier, dem ,,Bildhauer zu Mansee" zur Wiederkehr seines 250. Todesjahres; Mondsee 1973. Waiter Kunze, Mondsee, ehemaiige Benedikti ner-Stiftskirche; Christiiche Kunststätten Öster reichs, Nr. 85; Saizburg 3. Aufl. 1977. Waiter Kunze, Zur Familiengeschichte der Gug genbichler; Mitteilungen Nr. 12 des Heimat bundes ,,Mondseer Rauchhaus"; 1962. Wiiheim Pinder, Deutsche Barockpiastik; König stein i. Taunus und Leipzig 1933. Herbert Schindier, Barockreisen in Österreich; Passau 1966. P. Hartwik Schwaighofer, Straßwaichen und irrsdorf; Christiiche Kunststätten Österreichs, Nr. 44; Saizburg 2. Aufi. 1979.

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