Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Taverne in Ort, Temperabild, wahrscheinlich von Josef Eberl, Gmunden, ca. 1840. - Samm lung Kammerhofmuseum. Dieses Gebäude wurde 1880 abgerissen und 1881 in gleicher Form wieder aufgebaut (Chro nik Narbeshuber) I r Links: Die Schlösser Ort, Bleistiftzeichnung, sign.: Edlbacher pinx. 1 819. - Sammlung Kammerhofmuseum (Foto: H. G. PrIIIInger) Die Herrschaft Ort, zumindest aus dem 11. Jahrhundert stammend, besaß seit Ende des Bauernkrieges 1626 gegenüber dem alten ,,Seeschloß" auch das wahrscheinlich aus dem früheren Malerhof hervorgegangene ,,Landschloß", 1878 war Erzherzog Johann Ort Besitzer beider Objekte. begeben hatte. Der Großherzog kannte Gmunden zumindest seit 1826, seine Un terschrift findet sich im Abstand von weni gen Jahren verschiedentlich im Fremden buch des ,,Goldenen Schiff". Die erste sommerliche Anwesenheit der Familie am Traunsee fällt in das Jahr 1866. Für Leopold und Maria-Antonietta von Toscana wird als Adresse die ,, Villa Ranzoni" im Bereich von Ebenzweier genannt, während der zweite Sohn des Großherzogs, Erzherzog Carl Salvator, mit seiner Gattin Maria-immaculata, einer sizilianischen Prinzessin, die ,,Villa Kraker" in Aitmünster bezogen hatte. In diesem Flaus wurden dem erzherzogli chen Paar zwei Kinder geboren, 1866 Franz-Salvator, der spätere Gatte der kai serlichen Prinzessin Marie-Valerie, und 1869 eine Prinzessin Karoline. Da auch die , V*- . fr ■il. <«- ' : feierlichen Taufzeremonien in Altmünster stattfanden, kann man ausführliche Berichte in den zeitgenössischen Zeitungen nachle sen. Schon 1869 erwarb Erzherzog Carl Salvator Gründe zwischen Altmünster und Traunkirchen und ließ dort die ,,Villa Buch berg" erbauen, die vermutlich ab 1872 bis gegen das Ende des Jahrhunderts von der Familie bewohnt wurde. Großherzog Leopold und seine Gattin weil ten allem Anschein nach erst 1868 wieder am Traunsee und wohnten diesmal in der ,,Villa Pittl" in Ort, wahrscheinlich waren zu diesem Zeitpunkt schon Verhandlungen be züglich des Ankaufs der Orter Halbinsel in Gang. Vermutungen über den Bau einer Villa verdichteten sich im Februar 1869 durch die überraschende Ankunft des jüng sten Toscana-Prinzen, Erzherzog Johann Nepomuk Salvator, über welche das Gmundner Wochenblatt berichtet. Ab schließend heißt es in der betreffenden No tiz: Da sich im Gefolge auch ein Archi tekt befand, so wird man nicht irregehen, wenn man diese wiewohl nur eintägige An wesenheit des hohen Herrn mit den für die ses Jahr beabsichtigten Bauten in Ort in Verbindung bringt. . .". Einige Wochen später weiß die gleiche Zeitung zu melden, daß ,, . . . Großherzog Leopold von Tosca na, welcher, wie bereits erwähnt, eine Villa in Ort bauen läßt", nun auch das Landschloß samt dem dazugehörigen Garten hinzuge kauft habe. Mit Datum vom 13. Juli 1869 fin det sich eine sehr interessante Berichter stattung zu diesem Thema in der Lokalpres se, es heißt da auszugsweise: ,, . . . Die Umgebung von Gmunden wird durch den Prachtbau der Villa Sr. kais. Hoheit des Herrn Großherzogs von Toscana in Ort eine ausgezeichnete Zierde erhalten. Ich hatte das Vergnügen, die betreffenden Zeichnun gen zu sehen und fand, daß dieser in edel stem italienischen Style auszuführende Bau, mit welchem Baumeister Machan be traut ist, ein seines hohen Besitzers würdi ger und Ort (die Ortschaft ,,Ort", Anm. d. Verf.) hebender, monumentaler Schmuck sein wird . . .". Der mit J. M. ge zeichnete Bericht befaßt sich dann noch mit dem ,.herrlichen Panorama" und dem schö nen Aussichtspunkt, der den Bereich der Schlösser Ort heute noch auszeichnet und der sicherlich einen nicht geringen Anzie hungswert für die großherzogliche Familie von Toscana besaß. Den Zeitungen ist zu entnehmen, daß auch das Seeschloß in toscanischen Besitz kam, es wurde von der jüngsten Tochter des großherzoglichen Paares, der Fürstin Maria Luisa von Isenburg-Birstein, 1871 käuflich erworben. Großherzog Leopold starb fern von seiner Familie 1870 während einer Reise in Rom. Maria Antonietta blieb der Orter Besitzung bis zu ihrem Tode verbunden, sie starb 1898 in der,,Villa Toscana". Möglicherweise waren Erbangelegenheiten maßgeblich gewesen für den seinerzeitigen Entschluß der Großherzogin, das Areal des Landschlosses 1872 an eine Baugesell schaft zu verkaufen, doch bereits 1876 er warb Erzherzog Johann Nepomuk den gan zen Komplex für sich und kaufte 1878 auch das Seeschloß dazu. Der Prinz, der sich seit langem intensiv mit Architektur und Kunst geschichte befaßt hatte und ein überaus ta lentierter Mann mit viel Geschmack war -

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