Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Goiserer beim „Paschen" in der ais Museum eingerichteten Hoizknechtstube des Heimatvereines Bad Geisern. Foto; OLV-Fotoarchiv i Ähnlich war es mit der Mauitrommei. Sie wurde und wird zwar noch in Moiin im Steyrtai erzeugt, aber richtig spielen mit den dazu passenden Volksweisen konnten nur mehr einige Männer, meist Bergleute, in Aussee, Geisern und Ischl. Auch die Mauitrommei hat durch die Pfeifertage, die sich zu einem Volksmusikantentreffen entwickelten, wie dergroße Beliebtheit, besonders in Bayern, erfahren. Zwei Seitelpfeifer und ein Trommler boten jahrhundertelang überall in den Alpenlän dern und darüber hinaus die brauchtümliche Musikbegleitung bei den Armbrust- und Feuerschützenfesten. Anscheinend hat nur im Salzkammergut dieses so wesentliche Brauchtumselement die Schwelle zum In dustriezeitalter überdauert. Grund dafür war nicht zuletzt die Tatsache, daß sich hier eben auch das Armbrustschützenwesen in ununterbrochener Folge seit dem 16. Jahr hundert in Form der Armbrustschützen-Gesellschaften erhalten hat, zuerst geduldet, dann von der Obrigkeit verboten, seit etwa 1800 auch wieder öffentlich gepflegt®. Es scheint, daß die intensive Pflege der alten Herkommensbräuche auch auf die Schei ben- oder Feuerschützen abgefärbt hat, die, vor allem im Salzkammergut - als Bei spiel sei das Leopoldischießen in Lauften genannt- die uralten Späße des Zielers, das mimische und akustische Anzeigen des Schusses und eben auch die Schützenmu sik beibehalten haben. Rückgrat dieses Schützenbrauchtums sind ohne Zweifel die etwa 20 Vereine, die sich zwischen Gmunden und Altaussee bzw. Eselsbach bei Bad Aussee im Lauf der Jahre immer wieder ge bildet hatten und sich seit 1932 zu einem Dachverband zusammenschlössen. Ahnlich dem Armbrustschießen hat ein an derer Brauch, das Glöcklerlaufen mit be leuchteten Kappen und Sternen am Vor abend vor Hl. Drei König im Trauntal, zahl reiche Orte, auch außerhalb des Salzkam mergutes, zur Nachahmung veranlaßt. So ist die Armbrust zunächst als volkstümliche Unterhaltung, dann als Wettkampfwaffe nach der Stadt Salzburg und St. Johann im Pongau, ja bis nach Mödling in Niederöster reich verpflanzt worden. Ungleich größer wurde der Radius des Glöcklerlaufens, das sich zunächst von Ebensee, Gmunden und Bad Ischl aus die meisten Salzkammergut orte eroberte und nach dem zweiten Welt krieg bis ins Ennstal (Stainach-Irdning) und Rottenmann und über St. Gilgen bis in die Stadt Salzburg selbst vordrang. Überhaupt hat die Volksart des inneren Salzkammer gutes schon seit langer Zelt die Nachbarn im Westen angeregt. So dürften der Schleunigentanz und das Steirischtanzen mit Pa schen schon vor der folkloristischen Welle des späten 19. Jahrhunderts bis Zinken bach, St. Gilgen und Fuschl vorgedrungen sein. Aber auch so manche volkstrachtliche Eigenart, wie die ,,ausgenähten" Röcke und Lederhosen dergrau-grünen Tracht und der ,,Ausseer Hut" mit Gamsbart, sind diesen und den Weg in das Mondseeland und den Attergau schon vor der Mitte des 20. Jahr hunderts gegangen. Heute sind so manche dieser Wellen wieder verebbt, nach wie vor holt man sich aber vom fruchtbar gebliebe nen Kern des Salzkammergutes Anregun gen, die längst über Salzburg hinaus, bis nach Bayern wirken, oder man pilgert selbst In das Salzkammergut, um die Art, wie na türlich und selbstverständlich man hier noch dem Brauchgeschehen gegenübersteht, zu erleben. Nur ein typischer Salzkammergut-Brauch ist in seinem ursprünglichen Verbreitungs gebiet allein verblieben; das,, Vöglfangen". Gemeint ist das in den Gemeinden, wo es von altersher ausgeübt wird, sogar von der Obrigkeit sanktionierte Herkommen, im Spätherbst bestimmte Arten von Singvö geln: Gimpel, Zeisige, Distelfinken und Kreuzschnäbel, mit dem ,,Klämmer ge nannten Schlageisen zu fangen. Man ver sucht dies zu bewerkstelligen, ohne den Vo gel zu verletzen oder ihm weh zu tun. Auch in diesem Fall ist Ebensee eines der Zentren des Brauches und Sitz des Dachverbandes der vorwiegend über die Gerichtsbezirke Bad Ischl und Bad Aussee verstreuten Vo gelfänger-Vereine, die alljährlich um Kathrein (25. November) auf gut besuchten Ausstellungen die Bevölkerung an der fröh lich zwitschernden ,,Ernte" des Fangjahres teilnehmen lassen. Worin besteht nun, abgesehen von der zu rückblickenden oder Imaginären Schau der Forscher, Schriftsteller und Künstler, die Wirklichkeit der ,, Region Saizkammergut" heute? Noch immer ist das Salz ein entscheidender

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