Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Mondsichelmadonna Mondsichelmadonna am Tag, weich glänzt die Sonne im Gold der Krone, hell fließt das Licht übem Mantelsaum. Das Kindlein Jesus, gesättigt streckt es das runde Bäuchlein der Mutter hin. Neben dem plätschernden Brunnen aus Stein die beiden grünen Bäumchen. Egon Schiele hätte sie gemalt, so zerbrechlich heben sie sich ab von dem mächtigen Gemäuer. Vor soviel Geborgenheit verhüllt die Nacht ihr schwarzes Gesicht unter den Füßen der sanften Frau. Gunther So friedlich ruht er im südlichen Läuthaus: Den Kopf wie schlafend auf dem Stein, die Linke ruhig am Jagdhorn, das große Schwert friedlich in der Scheide. In seine Rechte im Tode verbissen die spitzen Hauer des Ebers. Vergeblich versucht der treue Jagdhund das wilde Tier von seinem Herrn zu reißen. Am Rande Unübersehbar die alte Frau in Staubmantel und Kopftuch, die falschen Zähne in das Brot geschlagen, müde vom Laufen, die Schuhe abgestreift, die heißen Füße im Wind kühlend. Frage Was sucht die leere Büchse Fanta im grünen Schlick, gekräuselt vom Geschnatter der Enten? Die Spangenschuhe tanzen nicht mehr.

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