Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Links: Biedermeier-Interieur Unten: Offene Tür " ■ Schon die Enthebung Hofbauers vom Kriegsdienst mag darauf hinweisen, daß der Künstler in seinen ersten Mannes jahren nicht mehr der gesündeste gewe sen ist. Ihm hatte das Schicksal (oder wie man das nennen will) wie so vielen gro ßen schöpferischen Menschen bestimmt, in kurzer Zeit ein verhältnismäßig um fangreiches Oeuvre zu schaffen. Dies weist meist auf eine kürzere Lebenszeit hin, als der Betreffende selbst und seine Zeitgenossen erwarten. Wir kennen viele solcher Künstler, die, wenn auch viel leicht unbewußt, immerhin innerlich ge trieben, unerhörten Fleiß aufgebracht ha ben, um sich möglichst rasch zu vollen den. Auch bei Louis Hofbauer hätte kein Mensch gedacht, er werde nach achtjäh rigem Aufenthalt in Munderfing schon von dieser Erde scheiden. Er starb am 1. Juni 1932 im Johannes-Krankenhaus zu Salzburg. Lange Zeit ist die Ursache dieses plötzlichen Todes nur einigen we nigen Freunden bekannt gewesen, sie ha ben jedoch daran gezweifelt und darum auch gezögert, darüber zu sprechen. Jetzt kann mit Bestimmtheit angenom men werden, daß er einer Infektion zum Opfer fiel, der Bangschen Krankheit, die beim Menschen „undulierendes Fieber" oder Brucellose genannt wird. Diese In fektionskrankheit, die Rinder und beson ders Hausschweine befällt, kann unter gewissen Umständen auf Menschen über gehen; das weiß man allerdings erst seit rund dreißig Jahren. Damals, als sie Hof bauer widerfuhr, standen keine Antibiotica wie heute zur Verfügung. Wahr scheinlich hat er sich den Todeskeim durch infizierte Milch oder Käse geholt. Diese Verkettung verschiedener Um stände läßt uns seinen schnellen Tod fürs erste als einen bösen Zufall erscheinen. War es wirklich ein solcher? Warum diese Arbeitsvi/ut, dieser Fleiß, wenn zum Schaffen noch länger Zeit geblieben wäre? Man muß das alles bei einem Künstler bedenken. Ein Künstlerleben kann eben nicht immer nur verstandes mäßig betrachtet werden, vor allem nicht ein Tod in jungen Jahren, mitten aus dem Schaffen, das doch schon in sich geschlossen war. Konnte es sich noch verdichten, steigern, nicht etwa eher ab fallen? Was bliebe da im letzten Fall vom Künstler? Was bliebe ihm? Meist be steht bei den wirklich Begnadeten von vorneherein eine Beziehung zum Tod, viel fach unbewußt. Auch ins Bewußtsein der Umwelt tritt diese heimliche tödliche Be-

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