Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

front durch ein prächtiges Portal und den Chor der Schloßkapelle belebt. Der ehemalige Graben, nunmehr als Wildgarten verwendet, wurde mit einer Arkadenbrücke überbaut, die gegen den Schloßpark mit einem dachlosen Rondell, geschmückt mit reichen Fensterkörben von der kunstfertigen Hand des Steyrer Schmiedes Georg Eder, abgeschlossen wurde (Eder war 1687 auch am Fisch behälter In Kremsmünster beschäftigt ge wesen.) Der heutige Schloßpark muß früher mit Plastiken geschmückt gewesen sein, denn am 17. September 1770 erhielt der bür gerliche Bildhauer Josef Schuster für das Ausbessern sämtlicher Im Hofgarten be findlichen Statuen einen Betrag von sechzig Gulden. Prächtige Ausgestaltung erfuhren die In nenräume des Schlosses, vor allem die Fürstenzimmer, die Bibliothek und die Kapelle. Der Steyrer Franz Xaver Gürtler malte 1770 das Altargemälde ,,Christus am Kreuz" für die Schloßkapelle. Dieses Bild kam nach der Profanierung Im Jahre 1938 In die Franz-Xaver-Kapelle der Vorstadtpfarrklrche St. Michael. Verdienste um die Barocklslerung der Styraburg bzw. um den späteren Umbau erwarben sich die Familienmitglieder Jo hann Philipp von Lamberg (Bischof von Passau, 1689 bis 1712) und Josef Domlnlcus von Lamberg (Bischof von Passau, 1723 bis 1761). In den Jahren 1747 bis 1750 veranlaßte Alolsla von Lamberg (geborene von Har rach) die Herstellung der Fassade des Quenghofes mit Ihren reizvollen Eckgie beln und dem sehenswerten Einfahrtstor. Schweren Schaden erlitt das nunmehrige Schloß Lamberg durch den Stadtbrand vom 21. Juni 1824. Die Beeinträchtigun gen wurden durch katastrophale Regen güsse am 15. Juli 1824 vergrößert. Das Schloß, das bisher zweistöckig war, wurde nunmehr In einem einstöckigen Bau wiedererrichtet. Der „Römerturm", dessen steiles Giebeldach von den Flam men vernichtet worden war, erhielt als Ab schluß eine mit Zinnen gekrönte Platt form. Die Styraburg als Residenz und Regie rungssitz der mächtigen Otakare war Mit telpunkt des politischen und kulturellen Lebens und wird auch In zwei mittelhoch deutschen Epen — ,,Blterolf und DIetlelb" sowie „Laurln oder der kleine Rosen garten" — erwähnt. Im späten 12. Jahrhundert war die ein stige Bedeutung der Styraburg erloschen. Die ehemaligen Dienstmannen der Ota kare zogen In die Stadt und fungierten hier als Ratsherren und Richter. Schloß und Herrschaft dienten den Gattinnen der Landesfürsten aus dem Geschlechte der Babenberger und Habsburger als Morgengabe und Witwensitz und wurden von Burggrafen bzw. Pflegern verwaltet. Die Beamten der Herrschaft Steyr hatten zunächst auch die Oberhohelt über die Stadt Steyr Inne, doch die reichen und selbstbewußten Bürger verminderten bald die Rechte und den Einfluß der Burggrafen, so daß sich die Stadt mehr und mehr von der Herrschaft trennte. 1378 wurde den Burggrafen auch die Jurisdiktion über Steyr entzogen. Da keine Verträge abgeschlossen wurden bzw. erhalten blieben, gab es bis In das 17. Jahrhundert dauernd vor allem über den Bereich des Burgfrledens Streitig kelten. Die Burggrafen bzw. Pfleger stammten vornehmlich aus dem Adel: 1284 Walter von Selsenegg, 1287 Hans von Neidegg und Im 14. Jahrhundert Wilhelm von Rohr, Johann und NIklas Scheck, Relnprecht von Wallsee, Albrecht von Otten stein und Rudolf von Wallsee. Bei der habsburglschen Teilung von 1379 kamen Burg und Stadt Steyr an Herzog Albrecht III. Im Jahre 1395 stritten Wil helm und Albrecht IV. um den Besitz. 1429 wurde ein neues Urbar der herr schaftlichen Besitzungen angelegt. La dislaus Posthumus wollte 1457 mit Ge walt die Burg an sich bringen, ein Be ginnen, das Ihm mit Hilfe des Kriegsvol kes unter Heinrich von Liechtenstein ge lang. Die Habsburger gaben später, um Ihre stets leere Geldkasse etwas aufzufül len, Burg und Herrschaft als Pfand wel ter, so Im 15. Jahrhundert an Hugo von Werdenberg, an den Landeshauptmann Relnprecht von Wallsee, den Erzblschof von Gran Johann Beckenschlager, an Kaspar von Rogendorf (1490 bis 1493), Martin von Polhelm (1493 bis 1498), Kas par von Volkensdorf (1500 bis 1503), dann neuerlich an Kaspar von Rogendorf (1503 bis 1507) und später an dessen Söhne Wolfgang und Wilhelm (bis 1532). Mit den Herrschaftsinhabern gab es dau ernd Streitigkelten, well diese meist Ihre Rechte überschritten und Ausschreitun gen Ihrer Bediensteten Schaden anrich teten. Diese Unannehmlichkeiten für die Stadt gipfelten In der Zelt der Rogendorfer, denn der Pfleger Eberhard Marschall von Reichenau (Amtszelt 1519 bis 1529) war ein besonders streitlustiger Mann. Von 1532 bis 1610 hatten durchwegs die Freiherren von Hoffmann zu Grünbichl und Strechau die Burggrafschaft Inne. Hans Hoffmann (1532 bis 1564) war eif riger Katholik und verfolgte zunächst die Anhänger des neuen Glaubens, bis er schließlich 1557 selbst Protestant wurde. Im ersten Jahr seiner Pfandschaft hatten die Güter der Herrschaft durch die Plün derungen streifender Türken viel zu er leiden. Da Hans Hoffmann Kämmerer und Rat Ferdinands I. war und sich meist an dessen Hof aufhielt, verwaltete sein Sohn Adam die Herrschaft, der er dann von 1564 bis 1573 selbst vorstand. Nach Adam Hoffmann war dessen Bruder Ferdinand von 1573 bis 1584 Pfandinha ber und Burggraf zu Steyr. Er forderte durch seinen Rentmeister Im Jahre 1576 die Stadtverwaltung auf, zur Befestigung der Schloßbrücke einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Auf Hans Adam von Hoffmann (1584 bis 1594) folgte Ludwig von Starhemberg (1595 bis 1600). Während dessen Burg grafschaft starb Im Mal 1595 In der Styra burg Herzog Johann Friedrich von Sach sen, der anfänglich zu Wiener Neustadt, dann In einem Bürgerhaus In Steyr und schließlich In der Burg gefangen gehal ten worden war. Ein Jahr später brach Im Hof der Burg ein Bauernaufstand aus, der erst Im nächsten Jahr niedergewor fen werden konnte. 1600 wurde wieder ein Vertreter des Ge schlechtes der Hoffmanns, und zwar Hans Friedrich, Burggraf. 1601 starb auf der Burg der gefangene Wolwode der Moldau Alexander. Im Jahre 1606 wurde zwi schen der Herrschaft und der Stadt Steyr ein Vertrag über strittige Punkte des Burgfrledens und der Jurisdiktion abge schlossen, eine endgültige Lösung der Probleme stellte diese Vereinbarung aber nicht dar. Auf Georg von Stubenberg (1610 bis 1614) folgten die Herren von Lamberg. Sie sollten Burg und Herrschaft als Burg grafen, Pfandinhaber und später als Eigentümer über drei Jahrhunderte lang Innehaben. Georg SIegmund von Lamberg war In dritter Ehe mit einer Tochter aus dem Veroneser Geschlecht der Scallger ver heiratet. Da diese Dame die letzte Ver treterin Ihrer Familie war, erhielt Georg SIegmund die Erlaubnis, Ihr Familienwap pen, die weiße Leiter, In seinem eigenen zu führen. Das den Lembergs eigene Wappen war ein schwarzer Hund auf goldgelbem Grund. Das ursprüngliche Wappen der Lembergs war nach Hohen eck ein durch die Mitte gespaltener Schild, dessen hinterer Teil rot, der vor dere aber In zwei blaue und zwei weiße Balken geteilt war. SIegmund war Burggraf von 1614 bis 1631. Als Im Jahre 1616 die ersten Ka puziner nach Steyr kamen, wies er Ihnen als provisorische Wohnstätte bis zur Fer tigstellung Ihres Klosters ein Haus Im Hofgarten an. Im Bauernkriegsjahr 1626 umfaßte die Burgbesatzung nur einhundert Soldaten, die sich ursprünglich gegen die aufstän dischen Bauern verteidigen wollten, über Befehl des Statthalters Herberstorff sich aber auf dem Wasserwege nach Enns ab setzen mußten. Die Bauern nahmen kampflos das Schloß ein und verjagten den Rentmeister. Johann Maximilian von Lamberg folgte als Burggraf und erhielt 1641 die Besit zungen als Pfandherrschaft. Er war Kam merherr Kaiser Ferdinands I., nahm 1634 an der Schlacht bei Nördlingen gegen die Schweden teil, wurde Reichshofrat und 1636 mit Familie und Nachkommen In den Grafenstand erhoben, erhielt 1641 die Würde eines Reichsgrafen, arbeitete als kaiserlicher Beauftragter am Westfäli schen Frieden mit und unterzeichnete ne-

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