Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

Rauchfaß schwingender Engel vom Doppelaltar Thomas Schwanthalers, 1676, in der Kirche St. Wolfgang, ein Meisterwerk barocker Altararchltektur und -plastlk. Foto: Elersebner im Hintergrund, durch das man hinein in die behagliche Heimatstadt Pachers, Bruneck, schaut. Auch auf den Tafeln des Christuslebens sieht man hinter dem biblischen Gesche hen Landschaften aus Südtirol, so über den Füßen des auferstehenden Lazarus den Felsen von Säben im Eisacktal, hin ter der Taufe Christi die Gegend von Sterzing und unter das Teufelshorn der Versuchung ist eine Vedute von Bruneck hineingemalt. Es ist bewundernswert, wie zwanglos Fächer diese Hintergrundland schaften mit der Handlung des Bildes ver web und wie selbstverständlich sich die Figuren in ihnen und in den Bauten bewegen. Kein anderer deutscher Maler dieser Zeit konnte das so überzeugend wiedergeben. Rächer nahm alle Anregun gen aus Werkstätten auf, in denen die künstlerische Technik schon weiter fort geschritten war. Niederländische und ita lienische Einflüsse sind in seinem Werk mit aller Deutlichkeit auszumachen, alles überstrahlt aber seine gemütvolle, im Grunde konservative Auffassung. Cha rakteristisch ist es beispielsweise, daß die heiligen Gestaiten, Apostel, Pilger und andere Fromme als biedere Tiroler Bauern und Bürger erscheinen, während es sich bei den feindlichen Juden um exzentrisch herausgeputzte Bösewichte im venezianischen Modekostüm handelt. Es ist eine alte, bis heute nicht befrie digend gelöste Streitfrage der Kunst gelehrten, wieweit die Bilder der Chri stusreihe von Michael Fächer selber oder von seiner Werkstätte geschaffen worden sind. Die meisterhaft klare Komposition spricht eindeutig für den Künstler selbst, viele Einzelheiten hingegen mögen von Gehilfen gemalt worden sein. Einiger maßen klar erscheint hingegen die Autor schaft Friedrich Pachers, eines Verwand ten Michaels, an den Tafeln der Wolf ganglegende an der Rückseite der Flügel. Sie wurden erst jüngst restauriert und zeigen ihre oft unterschätzte Schönheit. Im Zusammenhang mit der Geschichte von St. Woifgang mag es gestattet sein, auf das linke untere Bild dieses Zyklusses näher einzugehen, das den heiligen Wolfgang zeigt, wie er — im vollen Pontifikalornat übrigens, denn im Arbeits gewand konnte man sich damals einen Bischof nicht vorstellen — die Mauer sei nes Kirchleins aufführt. Ein Mönch hilft ihm dabei - die Legende von der Mit hilfe des Teufels war noch nicht aus gebildet. Im Hintergrund erblickt man die Landschaft des Wolfgangsees, das spitze Horn des Rettenkogels, das Käferwandl

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