Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Barocker Stuck in Oberösterreich Walter Luger Der leidenschaftliche Bewegungsdrang des Barocks bildet ideale Vorausset zungen für die Benützung von Stuck in dieser Stiiepoche. Mit seiner vielfachen Verwendungsmöglichkeit Ist Stuck eines der beliebtesten Mittel zur Ausgestaltung von Decken, Gewölben, Wänden und Fas saden. Freistehende plastische Teile, wie Putten, Engel, Altarfiguren, herabhän gende Vorhänge, Früchte, Blumen oder Blätter aus Stuck betonen den Flang zur Illusion. Durch den Obergang von Stuck arbeiten in die Scheinarchitektur der Freskomalerei werden oft prachtvolle Raumillusionen geschaffen, wie etwa in der ehemaligen Stiftskirche in Spital am Pyhrn. Ausgehend vom Italienischen Barock, wurde auch in den Ländern nördlich der Alpen der Stuck eines der beliebtesten Dekorationsmittel. In Kapitellen, Gesim sen und Profilen knüpfen die barocken Schmuckelemente an die Renaissance an. Eierstäbe, Perlenschnüre, Akanthus, Ro setten und Voluten sind beliebte Dekora tionsformen, die aber reicher und schwe rer werden. Die figurale Plastik findet sich immer häufiger auch im Gewölbe, wobei die Gesamtausführung schwung voller und formvollendeter wird. Weitere Möglichkeiten der Raumgestaltung bringt die farbige Fassung des Stucks wie zum Beispiel in der Stiftskirche Wilhering. Die Verwendung von Stuckmarmor bietet neue Mittel zur Ausgestaltung von Innen räumen. Im 17. und 18. Jahrhundert ge hört der Stuck auch in Oberösterreich zum üblichen Erscheinungsbild barocker Schmuckelemente zur Ausgestaltung von Kirchen, Klöstern, Kapellen, profanen In nenräumen und Eingangshallen. Zu den frühen Stuckdekorationen in Oberösterreich gehören diejenigen des Stiftes Schlägl von Jakob und Georg Kandier, die sich In den Verträgen mit dem Propst des Stiftes Schlägl als ,,Kalk schneider" bezeichnen. Die Stuckarbei ten in den Gewölben, an den Fensterein fassungen und Pfeilerkapitellen sind ein fach und erinnern noch an die Formen welt der Renaissance. Perlenschnüre und Eierstäbe herrschen vor. In der Prälaten kapelle schuf Jakob Kandier auch ein Stuckrelief des hl. Martin. Die Arbeiten in der Kirche und in den beiden Sakri steien waren Ende 1630 fertiggestellt. Vollendet hat den Stuck in der Loretokapelle und im Refektorium mit dem Stuckrelief Maria auf der Mondsichel Georg Kandier, der nach dem Tode sei nes Bruders Jakob die Fortsetzung der \f/ u begonnenen Stuckarbeiten übernommen hatte. Zu den heimischen Künstlern des Früh barocks gehört der 1601 geborene Tho mas Zaisel. Zaisel besaß in Linz das Flaus Domgasse 6 und wird in den Steuerbüchern der Stadt Linz als ,,Bürger und Stuckhator" bezeichnet. Sein Haupt werk sind die Stuckdekorationen in der 1652/56 neuerbauten Stiftskirche Lam bach. Sie besitzt ausgezeichnet durch gearbeiteten Stuckschmuck, wie Engels köpfe, Rosetten, Perlenschnüre und pla stisch geformte In Volutenmotive sich schließende Stuckrahmen. Für Stuck arbeiten des neuen Hochaltars in der Stiftskirche Lambach schloß Abt Maximi lian Pagl mit Diego Francesco Carlone und Paolo de Alllo 1713 einen Vertrag ab. Auch die beiden Chorfenster neben dem Hochaltar erhielten Stuckverzierungen. Der Fries der Kirche zeigt reiche Blatt verzierungen, die der Zeit der Neugestal tung des Hochaltars zuzuschreiben sind, da Zaisel ausdrücklich schrieb, daß ,,yedoch der frieß ohne laubwerk" ge staltet werden sollte. Zu Beginn des 17. Jhs. sind Stuckarbei ten von Italienern in Oberösterreich noch selten. Zu diesen frühen italienischen Künstlern gehört Johann Baptist Spaz der Ältere. Er ist in Oberösterreich von 1605 bis 1664 nachweisbar und bezeich net sich zunächst als ,,Johann Baptista Späz von Maylanndt, Stain Püldthauer am Schärnstein". Zwei Jahre später be zeichnet er sich bereits als ,,Welscher Pildhawer zu Linz". Im Stiftsarchiv Krems münster befindet sich ein Vertrag vom 5. April 1615, nach dem Spaz für ,,Stuckhator vnd GIbbs Arbeit" 450 Gul den bekam. Das Künstlergeschlecht Spaz stammte vom Luganer See. Diesem Ge schlecht entstammten vor allem Baumei ster und Bildhauer, nur vereinzelt sind Stukkateure nachweisbar. Zu der in Linz ansässigen Linie gehört auch Johann Peter Spaz, der sowohl als Bildhauer als auch als Stukkateur tätig war. Aus dem Linzer Bürgerbuch von 1667 ist ersichtlich, daß Johann Peter Spaz ,,nach Inhalt der mitbürgerl. Ange lobung aufgenommen worden ist und der titl. Bürger zu nennen und zu schreiben zugelassen". Nachdem Spaz 1660 in Linz das Haus Altstadt 14 gekauft hatte, er warb er 1685 um 3000 Gulden das Haus Altstadt 1. Zu seinen wichtigsten Arbei ten gehören die Stuckdekorationen, die er zusammen mit Giovanni Battista Mazza im Stifte Kremsmünster schuf. 1676 beka men beide Künstler für die ausgezeichne ten Stuckverzierungen in der Schatzkam mer des Stiftes Kremsmünster 350 Gul den. Im selben Jahre stuckierten beide Künstler einige Zimmer und die Prälaten kapelle, ein Jahr später die von Carlo Antonio Carlone neuerbaute Marlen kapelle im Stifte Kremsmünster. Vielleicht zu den interessantesten Schöpfungen

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