Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

noch weitere Lokalbahnbauten vorange trieben. Es entstand damals der Plan, eine meterspurige Schmalspurbahn quer durch das Voralpengebiet zu führen. Man pro jektierte eine Bahntrasse von Ried über Frankenburg-Vöcklamarkt zum Attersee, von dort als Trajektverkehr mittels Elektro schiffen nach Weyregg und über Reindlmühl-Pinsdorf nach Gmunden, von hier über Vorchdorf—Pettenbach bis Kirchdorf an der Krems. Von diesen bereits fertig durchgearbeiteten Plänen konnte infolge des ersten Weltkrieges nur ein Teil ver wirklicht werden. Als erste wurde die 15 km lange Strecke von Gmunden nach Vorchdorf am 21. 3. 1912 eröffnet. Sie führt von Gmun den—Traundorf in einer Länge von 1,3 km zwischen dem Gleis der österr. Bundes bahnstrecke Gmunden-Seebahnhof nach Lambach, trennt sich von diesem Gleis in Engelhof und folgt nun ihren vielen engen Trassenbögen und Steigungen (bis 40 Pro mille) bis nach Vorchdorf. Diese Bahnstrecke war vordringlich, da verschiedene Bestrebungen versuchten, den Sprengel Vorchdorf vom Bezirk Gmunden abzutrennen. Durch den Bahnbau erreichte man nun, daß sich Vorchdorf wirtschaftlich wieder eng an Gmunden anschloß und auch die Vorchdorfer Schüler durchwegs die höheren Schulen in Gmunden besuchen konnten. Dies alles wirkt sich nun so günstig auf die Frequenz der Bahn aus, daß bei 20 täglichen Zügen eine jährliche Per sonenbeförderung von ca. 250.000 Fahr gästen ausgewiesen werden kann. Der Güterverkehr ist jedoch auf dieser Strecke bedeutungslos. Als zweiter Abschnitt des großen Projektes wurde die Lokalbahn Vöcklamarkt—Attersee in Angriff genommen, von der man außer der Bedeutung für den Fremdenverkehr auch einen wesentlichen Gütertransport, vor allem Holz, erwartete. Diese Holztransporte waren dann auch durch Jahre das Rückgrat der Bahneinnahmen, bis sie sich infolge der einsetzenden Motorisierung und der hohen Umladekosten auf der Bahn für kürzere Entfernungen als unwirtschaftlich herausstellten. Dagegen stieg die Bedeutung der Bahn im Personenverkehr und zwar vorerst in bezug auf den Fremdenverkehr und dann, als dieser sich immer mehr auf die Straße verlagerte, in bezug auf Arbei ter- und Schülerbeförderung. Derzeit hat sie immerhin die beachtenswerte Kapazität von ca. 240.000 Fahrgästen und 7000 bis 8000 Tonnen Güter pro Jahr. Mit dem Bau der vorerwähnten Bahn war die Errichtung der Elektro-Schiffahrt auf dem Attersee eng verbunden, diese sollte ja den Trajektverkehr nach Weyregg zur projektierten Linie Weyregg—Gmunden ermöglichen. Zwar kam es nicht mehr zum Bau dieses Abschnittes, aber es stellte sich in der Folge der Betrieb der Schiffahrt mit Akkumulatoren als so billig heraus, daß das bestehende Dampfschiffahrts-Unter nehmen alsbald in finanzielle Schwierig keiten geriet und an Stern & Hafferl ver kaufen mußte. Dem Zug der Zeit folgend wurde nach dem zweiten Weltkrieg der Akku-Betrieb — vor allem wegen der geringen Geschwindigkeit und der begrenz ten Einsatzzeit — auf Dieselantrieb umge stellt. Sogar die alte Dampfmaschine des Wort akrobaten gibt es viele. Die echten Freunde des länd lichen Raumes kämpfen für einen gerechten Finanzausgleich oö. Landwirtschaftskammer letzten Dampfers auf dem Attersee wich einer diesel-elektrischen Anlage. Die letzte Bahn, die in der großen Periode des Eisenbahnbaues vor dem ersten Welt krieg noch errichtet wurde, war die Lokal bahn Ehelsherg—St. Florian. Man baute sie als Fortsetzung der Linzer Straßenbahn, und zwar in der ausgefallenen Spurweite von 900 mm. Von Anfang an bestanden weitere Ausbaupläne, so eine Verbindung zur Zuckerfabrik Enns, um den Transport der Rüben aus dem Raum Pichling—Asten nach Enns zu erleichtern. Weiters wurde auch ein Projekt zur Verlängerung dieser Bahn bis nach Steyr erstellt, während des zweiten Weltkrieges wurde dieser Plan sogar zu einem Schnellbahnprojekt umge arbeitet. Da bei dieser Bahn jede staatliche Förderung fehlte, konnte der Betrieb nur mit äußerster Sparsamkeit geführt werden; eine grundlegende Modernisierung war daher nicht möglich. Trotzdem konnte die Bahn ihren beschränkten Aufgaben ein wandfrei gerecht werden; sie erreichte nach Einführung eines starren Stundenfahr planes immerhin eine Jahresfrequenz von ca. 260.000 Personen. Nachdem nun aber die Linzer Straßenbahn ihren Verkehr bereits in Kleinmünchen beendet, steht die Florianer Bahn wegen der fehlenden Ver bindung zwischen Kleinmünchen und Ebelsberg vor der Einstellung. Die nächste Erweiterung des Privatbahn netzes erfolgte erst 1931, als die normalspurige Lokalbahn Lambach—VorchdorfEggenberg, die bis dahin von der Bundes bahn geführt worden war, aufgelassen werden sollte. Da sprang die Firma Stern & Hafferl ein. Sie übernahm die Betriebsführung dieser 15 km langen Strecke auf eigene Rechnung und elektri fizierte sie nach ihren Grundsätzen. Die Bahn war 1901 von örtlichen Interessenten (Brauerei Eggenberg und Stift Lambach) unter Beteiligung der öffentlichen Hand ins Leben gerufen worden. Heute dient sie in erster Linie dem Güterverkehr des auf strebenden Ortes Vorchdorf; der Personen verkehr ist von untergeordneter Bedeutung. Die zweite Bahn, die unmittelbar darauf im Jahr 1932 in den Privatbahn-Betrieb überging, ist die normalspurige Strecke Lambach—Haag im Ausmaß von 26 km Länge. Sie ist eine ehemalige Privatbahn, die nach erfolgtem Heimfall in das Eigen tum und in den Betrieb der österreichi schen Bundesbahnen übergegangen war. Diese Bahn wurde ebenfalls nach den be währten Grundsätzen von Stern & Hafferl elektrifiziert, konnte jedoch von der Firma nicht in den Besitz übernommen, sondern nur langfristig gepachtet werden; der Ver trag wurde vor zwei Jahren entsprechend verlängert. Diese Bahnstrecke führt durch schwieriges, sehr kurvenreiches Gelände bis zum Hausruck, dadurch ist die Fahrzeit relativ lang und auch der Personenverkehr nicht von allzu großer Bedeutung. Dagegen

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