Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

Abhängigkeit von den Zuganschlüssen in Neumarkt-Kallham konnte sich auf dieser Linie der Personenverkehr nie besonders gut entwickeln; es werden derzeit jährlich ca. 160.000 Personen befördert. Dagegen hat der Güterverkehr einen erfreulichen Aufschwung genommen, im besonderen wird vom Bahnhof Peuerbach aus das gesamte Hinterland bis Engelhartszell an der Donau mit Gütern versorgt. Auch jetzt noch sind die Umliegergemeinden an dieser Bahn sehr interessiert. Das zeigt sich im besonderen darin, daß die Bürgermeister der drei Marktgemeinden Waizenkirchen, Peuerbach und Neumarkt im Aufsichtsrat der Bahn eifrig mitarbeiten und sämtliche Anliegergemeinden laufend Beiträge für das Erneuerungsprogramm der Bahn leisten, die seit 1908 in Betrieb ist. Die Erneuerung betrifft vor allem die Gleis anlagen; sie ist seit 1963 im Gange, um die ursprünglich schwachen Schienen, die nur für eine Achslast von elf Tonnen ge baut waren, gegen solche für 20 Tonnen auszuwechseln. Diese Arbeiten bedingen außerdem eine entsprechende Verstärkung der Brücken und einen Ausbau der Bahn höfe. Mit dieser Erneuerung wird ein un beschränkter Übergang aller Güterwagen im Bereich dieser Bahn möglich sein. Man rechnet damit, daß die Arbeiten in etwa zwei Jahren beendet sein werden. Den Betrieb dieser Peuerbacher Bahn sollten ursprünglich die K.u. K.Staatsbahneir füh ren. Um die Stromversorgung dafür zu sichern, errichtete Stern & Hafferl eine Hoch spannungsleitung von 25.000 Volt vom Traunfall nach Niederspaching, wo eine Transformatorenstation und das Bahn-Un terwerk gebaut wurden. Mit dieser Maß nahme stieß die Elektrizitätsversorgung durch die Stern & Hafferl AG erstmalig in das Zentralgebiet Oberösterreichs vor. Von hier aus wurde die Hochspannungsleitung weiter nach Eferding gebaut. C'iese Eferdinger Hochspannungsleitung ermöglichte — in Verbindung mit dem Bau der Gosauwerke die seit langem geplante, wichtigste Privatbahn Oberösterreichs; die normalspurige Linie Linz-Eferding—Waizenkirchen mit einer Länge von 42 km. Das fruchtbare Eferdinger Becken war seit langem der Zankapfel zwischen den Handelsstädten Wels und Linz, die beide in diesem Gebiet ihre natürlichen Absatz gebiete sahen. Bereits 1886 war die Bindung dieses Raumes an Wels durch die Errichtung der von Stern & Hafferl gebauten Bahn Wels—Aschach wesentlich verstärkt worden. Als Gegenmaßnahme konstituierte sich 1895 ein Komitee maßgebender Persönlich keiten aus Linz und Eferding, um den Plan eines Bahnbaues von Linz nach Eferding zu betreiben. Die Konzession zu dieser Bahn wurde aber erst 1911 erteilt, nachdem alle Schwierigkeiten — sowohl finanzieller Natur als auch der verständlichen Gegner schaft der Stadt Wels — überwunden - Blii. tiilll waren. Den Bau ermöglichte schließlich die Initiative Dr. Ing. Sterns, der die Bahn mit elektrischem Betrieb projektierte und auch baulich mit äußerster Sparsamkeit vorging. Allerdings leidet die Linie jetzt noch unter der Billigkeit der Bauausführung, da die Gleisanlagen bald zu schwach waren, Gleis schotter fehlte und die Bahntrasse zur Ver meidung teurer Kunstbauten und Erd bewegungen reich an Steigungen und Kurven angelegt wurde. Wenn man aber bedenkt, daß die Bahn unter anderen Umständen keinesfalls errichtet worden wäre, und weiter bedenkt, welche Be deutung sie trotzdem erreicht hat, so erscheint die damalige Bauweise als absolut gerechtfertigt. In den Jahren 1911 und 1912 wurde die Bahn erbaut, am 16. 12. 1912 konnte die gesamte Strecke von Linz bis Waizenkirchen in Betrieb genommen wer den. Diese Linie hat sich im Lauf der Zeit zu einer der wichtigsten Nebenbahnen Österreichs entwickelt. In 27 täglichen Zügen werden gegenwärtig pro Jahr 1,1 bis 1,2 Millionen Fahrgäste befördert (gegen über 200.000 in der Vorkriegszeit). 1947, in der „Hamsterzeit", betrug die Verkehrs spitze sogar 2,8 Millionen Personen pro Jahr. Aber auch der Güterverkehr nahm einen entsprechenden Aufschwung. So konnten im Jahr 1971 neben dem dichten Personenverkehr noch 220.000 Tonnen Güter befördert werden; es war dies zwar ein Ausnahmejahr, da damals die Zement transporte für den Bau des Donaukraft werkes Ottensheim über diese Bahn liefen. Aber auch in normalen Jahren ist das Transportaufkommen von ca. 100.000 Ton nen p. a. von Bedeutung. Allerdings ist es wohl verständlich,daß solche Leistungen nur durch eine Verstärkung der Gleisanlagen und den Neubau der Unterwerke möglich wurden. Derzeit ist eine Erneuerung des Wagenparks im Gang. Die Fahrgeschwin digkeit der Züge, die ursprünglich mit 30 Stundenkilometer begrenzt war, wurde in der Zwischenzeit auf 50 Stundenkilo meter erhöht; eine weitere Erhöhung er scheint wenig sinnvoll, vor allem da durch die vielen Haltestellen und die kurvenreiche Streckenführung eine weitere Verkürzung der Fahrzeit nicht erreicht werden könnte. Auf jeden Fall bestätigt die Entwicklung, die diese Bahn genommen hat, vollauf die seinerzeitigen Bedenken der Stadtväter von Wels, die von einer Bindung des Eferdinger Raumes an Linz für sich wesentliche Nach teile befürchteten. Die wirtschaftliche Aus strahlung des Raumes Linz reicht hinaus bis in den Raum Peuerbach, von wo täglich Pendler in die Linzer Industrie fahren. Gleichzeitig mit dem Bau dieser bedeutend sten Privatbahn Oberösterreichs wurden .. ;—- ,' , Sogenannte Grazer Garnitur der Lokalbahn Linz—Eferding—Neumarkt bzw.Peuerbach

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