Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

Linz - das Herz von Oberösterreich Jedes Dorf, jede Stadt ist heute bemüht, sich vom großen Kuchen Fremdenverkehr ein möglichst großes Stück abzuschneiden. War es bislang in der oberösterreichischen Landeshauptstadt ein relativ kleiner „Bis sen" (im Vorjahr z.B. wurden in Linz 143.812 ankommende Gäste und 259.535 Übernachtungen gemeldet), so könnte dies in Hinkunft anders werden. Die Stadt ent faltet durch ihren neuen Fremdenverkehrs direktor Dr. Hermann Horky bemerkens werte Initiativen und Aktivitäten. Es ist ja auch wirklich an der Zeit, daß Linz von seinem Ruf als rauchende Indu striestadt wegkommt. Die Industrie ist ja nur einer von den vielen Aspekten, die diese moderne Großstadt an der Donau prägen. Hand aufs Herz, wer weiß selbst von den „eingefleischten" Linzern, daß Linz zu jenen österreichischen Städten zählt, die die meisten öffentlichen Grünflä chen besitzen, daß mehr als die Hälfte der hundert Quadratkilometer des Stadtgebie tes grün sind? Man kann mit und für Linz werben und mehr Fremdenströme als bisher in die Stadt leiten. 80 Prozent der Urlaubsreisen den fahren mit dem eigenen Wagen in den Urlaub, hat eine Untersuchung ergeben, und eine geschickt gemachte Werbung ver mag viele Fremde — „Profis" sprechen al lerdings lieber von Touristen oder noch besser Gästen — anzulocken. Auch Linz kann von der Propagierung be sonderer Routen profitieren, durch die Tou risten dazu veranlaßt werden, zusammen hängend bestimmte Orte und Landschaften zu besuchen. Man denke nur an die Wer bung für die „Romantische Straße", die „Weinstraße", die Route Nürnberg—Ost alpen—Adria usw. Linz ist Mitglied von zwei Werbegemeinschaften in diesem Sinn, und zwar sollen dem Gast die Fahrt „Von Rhein und Main zur Donau" und der „Reiseweg am Alpenrand" schmackhaft ge macht werden. Außerdem wird die „Nibe lungen-Barockstraße" von Regensburg nach Wien stark in den Vordergrund der Werbemaßnahmen gerückt. Viel ist auch von der Internationalen Gesellschaft der Donaufreunde zu hoffen, der alle Donau uferorte, vom Ursprung bis zur Mündung, auch in den Ostblockländern angehören sollen. Eine gute Idee ist es, Linz als „Ausflugs zentrum an der Donau" zu präsentieren. Durch seine günstige, zentrale Lage im Raum Oberösterreich ist die Landeshaupt stadt ja Ausgangspunkt für zahlreiche Aus flüge: Angefangen von kurzen Fahrten zu den weltberühmten Stiften Wilhering und St. Florian, zum Jagdschloß Hohenbrunn oder einfach auf den Pöstlingberg mit sei nem wunderbaren Blick ins Alpenland bis zu ausgedehnteren Touren wie z.B. zu den Salzkammergutseen, zum Dachstein, donauauf- oder abwärts, vor allem in die Wachau, nach Wien, ins Mühlviertel, zum Böhmerwald — der Fortsetzung des Bayeri schen Waldes —,in die Festspielstadt Salz burg usw. Aber Linz ist nicht nur idealer Ausgangspunkt, sondern auch lohnendes Ziel von Ausflugsfahrten von Urlaubern, die ringsum in Oberösterreich zu Gast sind. Wie eine in jüngster Zeit von der Stadt Linz in Auftrag gegebene Marktfor schungsstudie ergab, sind für Linz vor allem die Route Passau—Linz—Wien und der Verkehrsstrom von den Urlaubsorten in die Landeshauptstadt interessant. Damit aber die Touristen Linz sozusagen nicht links liegen lassen, genügen Museen und alte Häuser nicht. Das hat man in der Fremdenverkehrsdirektion auch klar er kannt, und daher werden mannigfache Besuchsanreize geboten bzw. noch geplant. Der Bogen spannt sich von abendlichen Serenadenkonzerten im stimmungsvollen Landhaus-Arkadenhof bis zu sportlichen Großveranstaltungen im Stadion. Geplant sind für heuer auch Sommerkonzerte, Frei lichtaufführungen im Linzer Schloß, ein re präsentativer „Donauball", für die Musik freunde stehen Bruckner-Festwochen ins Haus und völlig neue Aspekte ergeben sich durch die Eröffnung des Brucknerhauses, das in Verbindung mit dem neuen Groß hotel Linz zu einem Kongreßzentrum wer den lassen soll. Linz will auch hier die Fesseln alther gebrachter Werbung sprengen: in Verbin dung mit der Linzer Veranstaltungsgesell schaft wurden bereits Kontakte in den USA geknüpft, weil viele amerikanische Kon greßveranstalter ihre Tagungen in Europa durchführen. Auch nach dem Fernen Osten streckt Linz seine Fühler aus: da die Ja paner sehr musikliebend sind, wäre es keine Utopie, japanische Industrielle für Fachstudienreisen mit musikalischem Rah menprogramm nach Linz zu gewinnen. Wie man sieht, sind auch in Linz die alten Werbestrukturen „aufgebrochen", und man darf hoffen, daß die Donaustadt ihr nega tives Image als Nur-Industriestadt bald verliert und auch als Kongreß-, Sport-, Kultur- und Ausflugsstadt im Bewußtsein der reisefreudigen Menschen einen Platz bekommt. Dr. W. Mayrhofer r / ■

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