Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

schönsten Funden aus dem Salzbergwerk (Abb. 7). Sie sind aus Rindsfell und Leder sorgfältig genäht und mit Holzleisten ver steift. Der Traggurt ist mit beiden Enden am unteren Teil des Sackes befestigt und führt über die linke Schulter. Über die rechte Schulter führte ein kurzer Holzknüp pel, der mit einem Riemen am oberen Teil des Sackes befestigt ist. Beim Tragen mußte dieser Knüppel festgehalten werden. Wollte der Bergmann die schwere Last, das Fas sungsvermögen der Tragsäcke beträgt ca. 45 kg Salzgestein, ausleeren, so brauchte er nur den Knüppel über die Schulter glei ten zu lassen, der Sack kippte nach hinten und entleerte sich. Mit einem Schwung wurde der leere Sack in die ursprüngliche Lage gebracht und der Bergmann konnte gleich wieder in die Grube hinabsteigen. Obwohl die Funde aus Hallstatt einer ganzen Kultur den Namen gegeben haben, können sie doch nicht als Spiegel einer für diese Kultur typischen Gemeinschaft an gesprochen werden. Als Handels- und Er zeugungszentrum des begehrten Salzes hatte das alte Hallstatt weitgespannte Han delsbeziehungen, die sich auch im Fundgut widerspiegeln. Daher ist es nicht verwun derlich, daß sich Wesenszüge vieler Pro vinzen der Hallstattkultur am namengeben den Fundort wiederfinden, der sich deshalb keiner dieser Provinzen zuordnen läßt. Man unterscheidet allgemein einen Westhall stattkreis mit Ostfrankreich und Süd deutschland und einen Osthallstattkreis, der bis Böhmen und Mähren und in das Karpatenbecken reicht und im Süden die nördlichen Teile der Balkanhalbinsel ein schließt. Hallstatt selbst liegt etwa an der Grenze dieser beiden Kreise. Den materiellen Inhalt der Hallstattkultur hat in den Jahren 1908 bis 1911 P. Reinecke umschrieben und in vier zeitliche Gruppen gegliedert (Hallstatt A—D). Heute werden die beiden ersten Stufen Reineckes der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur zu gezählt. Die eigentliche Hallstattkultur der älteren Eisenzeit umfaßt nur mehr die Stufen C und D, absolutchronologisch die Zeit zwischen 800 und 500 vor Christi Geburt. In dieser Zeit schreitet die gesell schaftliche Differenzierung schnell fort und wird in sogenannten „Fürstengräbern" — großen Grabhügeln mit Holzkammer — und „Fürstensitzen" — befestigten Höhen siedlungen — archäologisch erfaßbar. Die Kontakte dieser Führungsschichte mit den klassischen Kulturen Südeuropas sind deut lich spürbar und führen schließlich im Be reich des Westhallstattkreises zur Heraus bildung der typisch keltischen Eigenart der La-Tene-Kultur. Diese breitet sich ab 500 V. Chr. immer rascher über fast ganz Europa aus und hat bald nach 400 die Hallstattkultur fast zur Gänze verdrängt. Damit beginnt der Niedergang des prä historischen Hallstatt. Neues Zentrum des Salzbergbaues ist das verkehrstechnisch wesentlich günstiger gelegene Hallein. Ausgewählte Literatur Moriz Hoernes: Die Hallstattperiode,Archiv für Anthro pologie, NF. III, Braunschweig 1905, S. 233 ff. Moriz Hoernes: Das Gräberfeld von Hallstatt, seine Zusammensetzung und Entwicklung, Mitt. d, Staats denkmalamtes II/III, 1920/21, Heft 1—3. Karl Krenn: Hallstatt, Geschichte der Ausgrabung und Erforschung des vorgeschichtlichen Gräberfeldes, Oberösterreichische Heimatblätter IV, 1950, S. 1 ff. Karl Kromer: Das Gräberfeld von Hallstatt, Text- und Tafelband, Florenz 1959. Karl Kromer: Hallstatt. Die Salzhandelsmetropole des ersten Jahrtausends vor Christus in den Alpen. Katalog zur Ausstellung, Wien 1963. Adolf Mahr: Das vorgeschichtliche Hallstatt, Veröffent lichungen d. Vereines der Freunde des Naturhist.- Museums, Heft 8—12, Wien 1925. Friedrich Morton: Zur Frage der Grubenarbeit im Hallstätter Salzbergwerk, Archaeologia Austriaca, 2, 1949, S. 68 ff. Friedrich Morton: Hallstatt und die Hallstattzeit. Viertausend Jahre Salzkultur. Hallstatt 1953. Richard Pittioni: Urgeschichte des österreichischen Raumes, Wien 1954. Paul Reinecke: Brandgräber vom Beginn der Hallstatt zeit aus den östlichen Alpenländern und die Chrono logie des Grabfeldes von Hallstatt. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XXX, 1900, S. 44 ff. Eduard Frh. v. Sacken: Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich und dessen Alterthümer, Wien 1868. Othmar Schauberger: Ein Rekonstruktionsversuch der prähistorischen Grubenbaue im Hallstätter Salzberg. Prähistorische Forschungen, Heft 5, Wien 1960.

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